Volltext Seite (XML)
82 Das Wasser. gendeii Winkeln und sehr unregelmäßigen, von dem mathematischen Kreise sehr abweichenden Krümmungen. Die Einfahrten in die Lagune sind in der Regel breit und tief genug, um sogar große Schiffe einzulassen, dann finden sie in dieser einen voll kommen sicheren, vortrefflichen Hafen; kein Sturm kann in dem ruhigen Wasser ihnen etwas schaden, der Wellenschlag dringt nicht hinein, denn dazu sind die Einfahrten doch zu gering, und wenn an den äußeren Seiten, die dem Winde zugekehrt sind, die Brandung auch brüllt und tobt, so furchtbar laut, daß man es einige deutsche Meilen weit hört, wenn die Wellen auch mit dreißig Fuß hoch gereckten weißen Häuptern gegen die niedere Küste rücken und sie theilweise überspülen und überstürzen, bis in die Lagune dringt der Aufruhr der Elemente doch nicht. Das Toben der Brandung, welches mit einem betäubenden Getöse verbunden ist, giebt bei diesen niedrigen Inseln dem Seefahrer in der Regel das erste Zeichen von ihrem Dasein. Sie macht die Annäherung für jedes Schiff höchst gefährlich; daher werden die Coralleninseln auch nur selten als Häfen benutzt. Haben sie nicht mehrere verschieden gelegene Eingänge, so kann man nur zu den Zeiten hinein, wo dieselben unter dem Winde liegen. Der Bau der Laguneninseln geht im Innern wie im Aeußern ununter brochen fort. Durch die Oeffnungen im Ringe findet ein immerwährender Wechsel zwischen dem eingeschlossenen Wasser der Lagune und dem des Meeres selbst statt. Hierdurch wird den im Innern der Corallenmauer wohnenden Würmchen stets Nahrung zngeführt. Doch mag sie nicht so reichlich und vielleicht auch von einer andern Art sein, als diejenige, welche den Bewohnern des äußeren Randes zukommt; denn die Madreporen aus der Lagune unterscheiden sich, sowohl der Gattung als der Größe nach, bedeutend von denen am äußeren Umfang. Bei aller Kleinheit und zar teren Beschaffenheit der Elfteren sieht man übrigens, daß sie fleißiger sind, denn die Tiefe der Lagune nimmt vom Ufer nach der Mitte zu viel schneller ab, als dieses nach außen hin geschieht, und es giebt welche, bei denen die Lagune, bereits völlig zugewachscn, keine Wasserfläche mehr ist, sondern sich in eine Niederung verwandelt hat. Offenbar ist der Bau im Innern (in dem See, welchen der Corallen- kranz umschließt) späteren Ursprungs, er bleibt also gegenüber diesem Kranz, was die Höhe betrifft, zurück; erreichen nach und nach die Bauten der Madreporen im Innern der Insel die Wasserfläche, so hören auch sie auf zu bauen, so wie vor ihnen die größeren Corallenthierchen, welche die Ringinsel erbaut haben. Dieser Ring ist nun aber einmal sechs bis zehn Fuß über dem Meeresspiegel, wenn der innere Bau denselben erst erreicht.