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72 Das Wasser. wird bemerkbar werden müssen; an der Oberfläche sieht man dieses auch sehr deutlich: jeder große Strom bildet an seiner Mündung Inseln, wegen ihrer dreieckigen Form dem griechischen Buchstaben D, nämlich ähnlich, Delta genannt. Das sind die festen Theile, welche der Strom in seinem Wasser mit sich führt, und welche er da, wo er nicht mehr fließt, beim Eintritt in das Meer, fallen läßt. So sind ganze Länder entstanden, Unteräghpten aus dem Nilschlamme, ein Theil von Bengalen aus dem des Ganges, Holland aus dem des Rheines — wir haben in unserer Nähe überall solche Erscheinungen: die Oder, die Memel, die Weichsel bieten sie dar. Der ganze Werder von der Montauer Spitze bis Neu- sahrwasser und Elbing ist ein solches Delta, welches die Weichsel geschaffen hat, und noch jetzt sieht man in dem frischen Hass den einen Arm der Weichsel, die Nogat, solche Anhäufungen fortwährend machen, welche, da das Wasser des Haffes besonders ruhig ist, dort auch besonders stark auf- treten; der Ansatz beläuft sich auf eine bis einige Ruthen Länge, um welche der ganze, gegen Elbing gerichtete Theil des Haffes alljährlich abnimmt, indeß der Landbesitz der Anwohner jenes Ufers um so viel jährlich zu nimmt. Betrachtet man aber das große Ganze, so nimmt man wahr, daß die Erde noch keinesweges ein fertiger Körper, daß sie noch immer in der Fortbildung begriffen ist. Inseln entstehen im Meere, wo früher keine waren, der Boden desselben wird gehoben, an einer andern Stelle gesenkt, eine solche Senkung verschlingt vielleicht, was Jahrtausende an Schlamm ansatz dem Meere gebracht haben — an Stellen steigt das Meer höher zu den Küsten hinauf als früher, au anderen Stellen verläßt es das sonst bespülte Ufer — es dürfte sonach das Verhältniß vom Land und Meer Wohl ein sich nicht bedeutend veränderndes sein, der Meeresboden weder an Tiefe zunehmen, noch die Land-, die trockene Masse an Menge ab nehmen — so wenigstens haben wir bis jetzt die Sache zu betrachten. Demnächst ist die Ausdehnung der Meere so ungeheuer, daß die zu- gesührten Massen, selbst abgesehen von den Hebungen und Senkungen des Meeresbodens, doch verschwinden; der große Ocean (das stille Meer) hat eine Oberfläche von 3,200,000 Quadratmeilen (geographische, 15 auf einen Grad des Aequators gehend, eine Quadratmeile also 576,000000 Quadrat fuß enthaltend); rechnet man den indischen Ocean dazu, so wächst die Ausdehnung auf 4,400,000 Quadratmeilen, seine Länge von den Küsten des östlichen Südamerika, von Peru bis zur Ostküste des südlichen Afrika, beträgt des ganzen Erdumfanges oder 4000 g. M. Das stille Meer allein hat eine beträchtliche größere Flächenausdehnung als alles Land auf