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Meeresboden. 71 ihr eigenes Gewicht zerreißt, daher steht man auch hier an einer, wie es scheint, nicht zu überschreitenden Grenze, und doch ist es gelungen, un erhörte Tiefen zu ergründen und zwar wieder mittelst einer Leine (nicht einer Drahtschnnr oder Kette), aber einer sehr feinen und zugleich sehr schön gearbeiteten, also sehr starken und tragefähigen, wie wir sogleich sehen werden. Wäre der Bau des Meeresbodens ganz analog dem der aus dem Wasser herausragenden Erdmasse, so dürfte der Schluß, es seien die größten Tiefen des Meeres dreimal so groß als die größten Höhen des Landes, vielleicht nicht ganz ungerechtfertigt erscheinen; dann freilich dürfte es mitten im stillen Weltmeer oder im Süden desselben, wo alles Land aufhört bis auf das, den Pol vielleicht gar nicht umgebende oder erreichende Süvpolarland, bei einer Tiefe von 3 bis 4 Meilen noch keinen Grund geben, und diesen durch die Sonde zu erreichen, ist darum unmöglich, weil, wie bereits gesagt, es keinen Draht und kein Seil giebt, das bei einer solchen Länge sein eigenes Gewicht zu tragen vermöchte. Der Gedanke, daß so enorme Tiefen des Meeres vorhanden sein dürften, findet aber seine Begründung in den Messungen des Capt. Den- ham, welcher am 30. October 1852 im atlantischen Occan unter 37 Grad südlicher Breite, zwischen der Insel Tristan d'Acunha und der Mündung des Rio de la Plata, das Meer 43,380 Fuß tief fand. Er bediente sich eines sehr schweren Senkbleies und einer möglichst dünnen Leine, gerade nur stark genug, um das Gewicht zu tragen. Die Operation des Messens dauerte 9 Stunden. Beim Heraufziehen riß übrigens die Leine, so daß man nicht weiß, welcher Boden in jener Gegend zu finden ist. Auf diese Art also, mit einer vielleicht nur ein geringes stärkeren, mit einer seidenen Schnur, die im Wasser ihr eigenes Gewicht nicht zu tragen braucht und doch stark genug ist einen Centner zu halten, wird es möglich sein, jede Tiefe des Oceans zu messen, wodurch denn La Place's schon jetzt nicht mehr haltbare Behauptung ganz über den Haufen geworfen werden würde; schon jetzt nämlich beträgt die Meerestiefe nicht einen kleinen Bruchtheil von dem Axenunterschiede, sondern wenigstens H davon, vielleicht senkt man so Tiefen ab, welche diesen Unterschied ganz erreichen. Durch alle Flüsse werden dem Occan fortwährend gewaltige Massen von Sand und Lehm zugeführt; allein wie groß dieselben auch sein Mögen, so sind sie doch sehr klein im Vergleich mit der Masse des Oceans es ist daher begreiflich, daß wir noch keine Veränderungen der Meerestiefe erfahren haben; dennoch dürfte sich nicht leugnen lassen, daß, da die Zu führung dieser Substanzen ganz unaufhörlich stattfindet, im Laufe von Jahrhunderten oder Jahrtausenden, gleichviel, doch endlich eine Veränderung