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Laguntnbildung. 495 überaus sicheren Hafen gewähren — man thut daher alles Mögliche, um die Dünenstreifen, welche man hier Lidi (Singular: lüüo) nennt, durch mächtige Mauern (Murazzi) aus ungeheuren Quadern zu erhalten, damit das Meer sie nicht gelegentlich fortschwemme, als auch um die Lagunen tief und zur Aufnahme von Schiffen geeignet zu erhalten — Beides wohl vergeblich, denn der Menschen Werke sind nicht geeignet, den Naturgewalten zu trotzen, und wenn die Murazzi bis jetzt Stand gehalten haben, so be weist dies nur, daß bis jetzt noch nicht so gewaltige Stürme über das adriatische Meer hereingebrochen sind, um sie zu zerstören, keinesweges, daß sie ihnen, im Verein mit den lobenden Wellen, Widerstand leisten würden, wenn sie hereinbrächen. Was das Versanden und Verschlammen der Lagunen betrifft, so ist dieses unvermeidlich, da durch die Flüsse unaufhörlich daran gearbeitet wird; die Menschen können daher auch nichts thun, als in diesen flachen Landseen tiefere Fahrstraßen offen erhalten, die durch Pfähle bezeichnet sind, zwischen denen dann die Schiffe aus- und einlaufcn können. Sind die Fluthungen des Meeres stärker, so gestatten sie nicht die Bildung solcher langgestreckten Lidi oder Nehrungen, und wenn schon die Deltabildung gehindert und dadurch die Aufschüttung des Flußsandes im Meere befördert wird, so ist in einem stürmisch bewegten oder stark fluchen den Meere doch keine Gelegenheit zur Erzeugung der langen Sandstreifen, die sich im ruhigen Meere zeigen. Der Vorgang ist derselbe: alle die Jnselstreifen werden zerrissen und in runde Inseln verwandelt — ein Fall, der sich auf eine höchst ausgezeichnete Weise in einem großen Viertelskreise, um Holland her gelagert, findet und der sich von dort bis gegen Ham burg hin erstreckt. Da liegen die ziemlich großen Inseln: Texel, Vlieland, Schelling, Ameland, Schiermonningoog, Borkum, Rottum vor dem Zuhdersee; de Runsel, Juist, Norderney, Langeroog, Spiekeroog, Wangeroog rc. bis Neu werk vor Hannover und Oldenburg, und zwischen diesen Inseln unzählige, weit ausgedehnte Bänke, den Schiffen nicht selten sehr gefährlich und im mer nur unter Anleitung des Lootsen zu passiren. Was hier die Küsten säumt, ist der aus den Armen des Rheins, der Assel rc., der Ems, der Weser und der Elbe herbeigeführte Sanv, welcher sich dort abgelagert hat, zusammengehäuft durch Brandung und Fluth, aber auch durch eben diese Kräfte unregelmäßig gestaltet und häufig zerrissen. Die eingeschlosseneu Gewässer zwischen den Küsten und den Inseln und Bänken gewähren übrigens den nicht tief gehenden Schiffen eine sichere Zufluchtsstätte — dorthin dringen die Stürme und die aufgeregten Wellen nicht; allein eben deshalb versanden die weitläufigen Lagunen der Nord-