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494 DaS Wasser. abwärts kommt — d. h. nicht in die Tiefe, sondern thalabwärts — desto feiner wird dieses, und am Ausflusse in das Meer von Adria ist es, wie gewöhnlich, in Sand und Schlick übergegaugen. Ist die Fluth des Meeres stark, dringt sie in den Strom ein, so rafft sie fort, was er dem Meere zuführt; indem sie während des Hochwassers stauet, gestattet sie bei der Ebbe einen um so rascheren Abzug, der Sand bleibt nicht in der Nachbarschaft der Flußmündung liegen, er wird weiter in das Meer geführt, und der von Plahfair zuerst gebrauchte, seitdem ziemlich allgemein eingeführte Name „negatives Delta" bezeichnet, was entsteht — nämlich statt einer Sand an Häufung eine Aushöhlung. Nicht so, wenn zwar Fluth vorhanden, sie jedoch schwach ist. Als dann wird der leichte schwebende Sand und Thon auch nicht unmittelbar an der Flußmündung niedergeschlagen, er wird durch die Gezeiten eine Strecke weit in das Meer geführt, allein nur eine geringe Strecke, und dort häuft er sich zu einer Barre, einer anfänglich unsichtbaren, endlich aber zu einer über die Meeresfläche emporsteigeuden Bank. Was in der Ostsee die Wellen nicht sowohl mit dem Flußsande, son dern mit dem Sande des Meeresbettes gethan, die Aufhäufung von Dünen, hinter welcher von Memel bis Lübeck einige zwanzig Seen sich ge bildet haben, deren größere „Haffe" genannt werden, das hat in dem in nersten Winkel des Meerbusens von Adria Fluth und Wind, in Verbindung mit dem Sande des Flusses, gethan — sie haben solche Dünen vor der Küste gehäuft, hinter welcher sich Wasserbecken befinden. Da, wo der Po seine volle Gewalt ausübt, hat dieses nicht geschehen können, sein Haupt strom hat sich von Mantua abwärts (die Stadt selbst liegt am Mincio, dem Ausfluß des Lago die Garda) in Verbindung mit der hier dem Po parallel fließenden Etsch ein schönes Delta aufgeschüttet, welches zwischen Ravenna und Venedig acht bis neun Meilen weit in das Meer vorspringt. Allein zu beiden Seiten dieses Delta sind eben so tief einspringende Busen geblieben, welche sich durch langgestreckte schmale Dünen beinahe ganz geschloffen haben. Sie sind offenbar das Erzeugniß des Flusses, denn sie haben dieselben Bestandtheile, wie der Sand des Delta; aber sie wurden durch das Meer vom Ufer hiuweggespült und erst einige Meilen weit da von niedergelegt, woselbst sie nun, gewachsen durch die vielen NebenauS- flüsse des Po sowohl als durch die vielen kleinen Küstenflüsse: Ranco, Lammore, Santeno oder Brenta, Piave, Livenza rc., sich auf das Schönste ausgebildet haben. Für Ferrara und Ravenna ist die davor gestreckte La gune nicht von großer Wichtigkeit, die Städte liegen aus dem Festlande an Flüssen; allein für Venedig sind die Lagunen sehr wichtig, indem sie erstens die Stadt zu einer vollkommenen Insel machen, zweitens ihr einen