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Sturinfluthen das Meer aufrührten, über die Dünen führten und rücklaufend den gelockerten fruchtbaren Schlamm hinwegschwemmten und den unfrucht baren Sand zurückließen. Hier find die Dünen gepflegt und angebaut wie nur irgendwo; man hat es an den Ostseeküsten des Königreichs Preußen, obschon dort mit großer Praktischer Geschicklichkeit und Umsicht verfahren wird, nicht besser verstanden, doch allerdings auch nicht so uöthig gehabt, indem in Holland ein überall vertiefter Boden (niedriger als der Meeresspiegel gelegen) ge schützt werden sollte, was in Preußen doch nirgends der Fall, indem man hier zwar dankbar annahm, was Fluß und Meer schenkten, doch keines- weges das noch nicht vom Wasser verlassene Erdreich dem Strom durch Dämme abrang. Wir haben hier die Deltabildnng zweier mächtiger europäischer Ströme weitläufiger verfolgt als gewöhnlich geschieht, da man, immer nach dem Fremden greifend, das Nildelta und das des Missisippi oder des Ganges ausführlich beschreibt, welches nur wenig vom Schicksal Begünstigte zu sehen bekommen. Gerade weil Rhein und Weichsel leicht zugänglich sind, bei der letzteren aber die Deltabildung so recht in ihrer schönsten, einfach sten Gestalt vorhanden ist, haben wir sie vorzugsweise zum Beispiele her vorgehoben, und können nunmehr die übrigen, wenn schon großartigeren Erscheinungen mit weniger Worten abmachen. Der Nil hat einen ebenen oder unteren Lauf von größerer Länge als irgend ein Strom der alten Welt. Da, wo bei dem letzten seiner Kata rakten der Nil in das Thal tritt, welches von ihm seinen Namen hat, da, wo Oberäghpten aufhört, welches nur zwei Mann hoch höher liegt als Unteräghpten, da schon schreitet der Nil in seinem majestätischen Laufe im eigen gebildeten Bette fort. Zwei Bergketten, beide parallel dem rothen Meere und dem mächtigen Strome, schreiten neben ihm fort, erheben sich kaum um 400 Fuß über seinen Spiegel, gestatten ihm jedoch, gerade durch sie geschützt, eine ganz selbstständige Entwickelung, nicht gestört durch rechts und links einfallende Ströme, Bergwasser und dergleichen, die wohl da sein dürften, weil eben Berge und Thalschluchten mit allem Apparat zu Quellen und Strömen vorhanden sind, die man jedoch nicht findet, weil es an dem nothwendigen Requisit, weil es an Wasser fehlt. Der Nil empfängt sein ganzes festes Material in seinem oberen und mittleren Laufe. Von dem berufenen Bergsee bei Gondar in den Gojam- Alpen, pon Habesch (oder Abhssinien) bis nach Syene und Elephantine, dringt ein Arm des Nil, der Bahr el Azrek, der grüne Nil, durch die Gebirge von Shangalla und Sennaar als brausender Bergstrom zwischen 31*