Volltext Seite (XML)
472 Das Wasser. stromes), und in Europa Weser, Elbe, Weichsel, Loire, Ebro u. a. m. fügen, wenn die als charakteristisch angeführten Beispiele nicht genügten. Den Lorenzstrom, obschon ein Theil seines Laufes bereits beschrieben worden, haben wir in dem vorstehend Gesagten von den Strömen aus geschlossen, die uns zum Typus dienen konnten, und dies daher, weil er noch nicht zu der Stufe entwickelt ist, auf welcher z. B. der Rhein, die Donau stehen. Diese mächtigen Ströme sowohl, wie die mehrsten übrigen hier ge nannten, bildeten einst eine Kette von Seen der Art, wie der Lorenzstrom sie noch jetzt bildet. Wenn einmal der Niagarafall znrückgewichen sein wird bis in den Eriesee, so wird dieser nothwcndig abfließen, ein mach tiges Thal bilden, in dessen Mitte sich der Lorenzstrom langsam dahin schlängelt, wie der Rhein von Straßburg bis Mainz — der Weg aus dem Eriesee in den Ontario wird, wie die Stromenge bei Bingen oder das eiserne Thor der Donau, den Widerstandspunkt bezeichnen, auf welchem der Fluß durchbrechen mußte, um seinen jetzigen Wasserstand zu erlangen. Alsdann werden wir den Fall des Stromes da finden, wo der Erie see sich mit dem Huronsee verbindet; zuerst also bei Amhersbourg, dann bei Fort Detroit — noch einige Jahrtausende später bei Browistown, dann zwischen Fort Gratias und Fort Eduard, und wenn der Fall hierher ge rückt sein wird, so wird auch der Huronsee verschwinden, wird ein schönes breites Thal bilden, durch dessen tiefste Sohle der Strom sich seinen Weg bahnt. Dasselbe werden wir am Rhein zwar nicht erleben, aber es wird zweifelsohne geschehen, wenn der Fall von Laufen (Schaffhausen) und Laufenburg nach und nach (auch erst nach vielen tausend Jahren!) bis in den Bodensee gerückt sein wird. Dann wird Constanz, falls es noch existirt, nicht mehr am Wasser, sondern auf einem tausend und einige hundert Fuß hohen Plateau liegen, und der Rheinfall wird in dem ober sten Theil des Sees befindlich sein — dort, wo der Rhein in denselben mündet, wie er jetzt weit unterhalb seines Ausflusses liegt. Wie bescheiden man auch immer sei, so kann man doch diese Ansicht keinesweges eine Hypothese nennen, sie hat hierzu viel zu viel innere Wahrheit — es kann nicht möglicher Weise so werden, es wird so, es geschieht vor unseren Augen so. Thatsächlich ist das Sinken der großen canadischen Wasserspiegel (siehe Seite 446 dieses Bandes), thatsächlich ist das Rückschreiten des Wasserfalles, und was wir dort nicht Vorgehen sehen, das nehmen wir an anderen Seen und durcheilenden Strömen eben so unwiderleglich wahr, wie mehrere höchst interessante Beispiele aus den Tyroler und Steirischen Alpen, aus Kram und Kärnthen beweisen.