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Das eiserne Thor. 471 eine Breite von 400 Fuß hat. Hier stürmen die Wasser mit solch wilder Gewalt durch die Felsengen, daß man glaubt, das Schiff werde bedeutend gehoben, habe nicht mehr den ihm und seiner Belastung zugehörigen Tief gang, das Volk glaubt, es sei das Wasser der Donau hier solchergestalt zusammcngedräugt, daß es Eisen trage, eine hineingeworfene Axt wie ein Stück Holz schwimme. Allerdings kann sich ein Jeder leicht davon über zeugen, daß dieses nicht wahr, und daß Eisen, ja Stein sogar untergeht in diesem Wasser gerade so gut als in jedem anderen — allein was ist gegen den Volksglauben zu machen! Bei Golubatsch oder Äölumbatsch in Serbien ragt aus dem Strome eine scharfe Felsenspitze hervor; weiter abwärts unter dem serbischen Dorfe Dobra liegt der Strudel 'von Tachtali, wo Klippen quer durch den Strom setzen, und gleich unter diesen stößt man auf die merkwürdige Stromenge, welche, durch gewaltige, schwarze Felsen gebildet, das eiserne Thor oder Demir Kapi heißt. Auf östreichischer Seite fällt die Felswand breit und senkrecht in den Strom, auf serbischer Seite aber springt ein mächtiger Felsgrat in die Donau und verengert sie auf die gedachte Weise. Das Gebirge dieser serbischen Seite von Tachtali bis Demir Kapi heißt Ali Beh (Fürst Ali), ein colossales Felsenhaupt, weiß, hoch ragend und weithin schimmernd, daher diese Benennung. Der Strom schießt hier mit wilder Gewalt durch die Enge des eisernen Thores und breitet sich gleich unterhalb desselben weit aus, den niedrigsten Theil seines Lau fes beginnend, denn schon von Deutsch-Orsowa, das am linken Strande der Donau liegt, scheint er ein See, von einem Halbkreise der schönsten Berge umgeben. Es ist unmöglich, die Schönheiten dieser Landschaft zu beschreiben, die sammetgrünen Bäume, die himmelhohen, grauen oder weißen Felsen, die sonnenglühenden Finthen und den blauen, klaren Him mel, der sich von hier ab weit über ein unendlich scheinendes Flachland ausbreitet, aus welchem in der Ferne, wie aus den Tiefen der Donau selbst, das am jenseitigen Ufer liegende Türkisch-Orsowa mit seinen schlan ken Minarets hervortaucht. Mag dies Alles auch nicht so schön sein, wie wir es am Orinoco ge funden haben, so ist doch die Aehnlichkeit der Verhältnisse nicht zu ver kennen, und hierauf kam es vorzugsweise an. Der mittlere Lauf der Flüsse wird charakterisirt durch einstmalige Seebildung, auf dessen Boden sie nun mehr fortströmen in mannigfaltigen Windungen und Verschlingungen, und durch mehrfache Absätze, durch welche sie nach und nach in das Tiefland gelangen. Zu den ausführlich herbeigezogenen Beispielen vom Orinoco und der Donau könnten wir noch den Nil, den Ganges und Indus, viele der nordasiatischen, alle amerikanischen Ströme (mit Ausnahme des Lorenz«