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Donau - Wirbel. 469 indem sie von dem im Strome liegenden Schlosse Hausstein (dessen Fun damentfelsen den Wirbel veranlaßt) nach dem Hasenohr (einem Felsen nahe dem Markte St. Nicola) gezogen wurde, an welchen rückwendend die Donau zum zweiten Male anprallt, um den Kreiswirbel ganz zu vollenden. Auch diese Stromschnelle ist jetzt gefahrlos geworden — man fährt mitten durch sie hindurch und passirt sie gewöhnlich in halb so langer Zeit als den Strudel, ja man kann denselben sogar stromaufwärts befahren, wiewohl nur durch die Zugkraft vieler Menschen oder Pferde. Bei hohem Wasser vermeidet man den Wirbel und fährt durch den sogenannten Lugkanal, welcher bei niederem Wasser ganz trocken ist und gestattet, daß man zu Fuß die Ruinen des Schlosses besucht. Obwohl von da ab immer in der Nähe der Gebirge, erweitert und verflacht sich die Donau doch so bedeutend, daß man den Gegensatz zwischen den so eben verlassenen Stromengen und den nunmehr ruhig dahin fließen den Wassern sehr wohl aufzufassen vermag; unfern Wien aber, bei Kloster Neuburg, treten die Berge von beiden Seiten wieoer so nahe zusammen, daß abermals eine Stromschnelle, wiewohl von geringerer Bedeutung, vor handen ist. Von hier bis Preßburg ist noch eine seeartige Erweiterung des Thalgrundes sowohl bemerkbar, als der Boden auch unzweifelhaft darthut, daß er ehemals ein Flußbette gewesen. Die Verengerungen bei Preßburg und weiter abwärts bei Ofen sind zwar unverkennbar, doch nicht von solcher Erheblichkeit, daß sie die Aufmerksamkeit auch Desjenigen in Anspruch nehmen, der nicht gerade Naturforscher ist; sehr bedeutend da gegen ist die letztere bei Orsowa (sprich Orschowwa), das eiserne Thor ge nannt. Die Zeit, in welcher die Donau den Raum, durch den sie jetzt fließt, als See ausfüllte, ist vorhistorisch, wenn schon nicht gerade vor menschlich. Haben am Orinoco Menschen gewohnt, welche Spuren ihres Kunstfleißes zurückgelassen, zu einer Zeit, wo der mächtige amerikanische Strom oberhalb der Katarakten einen See von 10,000 Quadratmeilen Flächeninhalt und 200 Fuß Tiefe bildete, so können sehr wohl auch in Europa die Ureinwohner die Gebirge bewohnt haben, welche die Ufer des großen Sees bildeten — das sind die Karpathen, die mährischen und östreichischen, die steirischen Gebirge, an welche sich im Süden die illhri- schen und slavonischen Höhenzüge schließen, um endlich mit Siebenbürgen den weiten Kreis zu vollenden. Ein großer Theil dieser Höhen erreicht die Schneegrenze, fast alle rücken wenigstens bis nahe an dieselbe; sie sind daher sehr wasserreich und senden unzählige Flüsse in die Niederungen der Theiß und der Donau, welche noch jetzt zur Frühjahrszeit ein verkleinertes Bild des ehemaligen Zustandes geben, indem sie auf tausende von Quadratmeilen überschwemmt