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Mittlerer Lauf der Flüsse. 455 Mittlerer Laus der Küsse. Sobald die Ströme das Hochgebirge verlassen haben, beginnt der mittlere Lauf derselben. Eins der schönsten Beispiele fiir das, was hierunter verstanden wird, giebt der Rhein. Nachdem er bei Laufen (Schaffhausen) und Lanfenburg seine letzten Fälle als Gebirgsfluß gemacht hat, tritt er in das prächtige, breite Rheinthal mit einer sehr verringerten, wiewohl auch noch starken und wechselnden Neigung. Bei Basel ist sein Spiegel noch 755 Fuß über dem Meere, bis Straßburg fällt er nunmehr auf einer Strecke von 36 Stunden (ungefähr 25 Meilen) um 315 Fuß, also auf die Stunde inehr als 8^ Fuß. Von Straßburg bis Mainz fällt er um 240 Fuß, und da dies 50 Stunden beträgt, so macht es auf die Stunde einen Fall von beinahe 5 Fuß, in der Gegend von Köln aber be trägt sein Fall nur noch 3^ Fuß auf die Stunde. Schon dieses begründet einen charakteristischen Unterschied zwischen dem oberen und dem mittleren Lauf der Flüsse; allein noch ein anderer liegt in dem zuerst gezwungenen und später freiwilligen Wege, den sie zuerst im oberen und dann im mittleren Laufe einschlagen. Hm oberen Theile geben Felsen von beinahe unüberwindlicher Härte dem Wasser einen mehr oder weniger geraden Lauf mit geringen Krümmungen; die Felsenspalten, in denen sie ihren Lauf angewiesen erhalten, sind vorzugs weise von oben nach unten, nicht rechts oder links, gerichtet — der mitt lere Lauf geht gewöhnlich in einem ehemaligen Seebette; hier wühlt sich auf beinahe ebenem Boden der Fluß beliebig seine bequeme Bahn, wie da oder dort ein seitwärts eintretender Bach durch sein mitgeführtes Ge schiebe eine kleine wellenförmige Erhöhung des Bodens veranlaßt hat, so weicht der Fluß ihr aus und macht eine Biegung — bald wird er auf der andern Seite wieder ein Hinderniß finden, auch diesem weicht er aus, er kehrt in einem Bogen nach der kürzlich verlassenen Seite zurück. Aus diese Weise entsteht das Schlängeln, entstehen die meandrischen Krüm mungen, wegen deren jener Fluß des klassischen Alterthums so berühmt war. Hiermit in nächster Verbindung steht das, was man das Profil eines Fluß bettes nennt, der Durchschnitt. Im oberen Laufe ist dasselbe ganz abhän gig von der Felsengestaltung des Bettes, spitz nach unten zulaufend, oder ganz flach, wenn eine große, gestreckte Platte den Boden bildet, oder un regelmäßig auf irgend eine Art — nicht so im mittleren Laufe. Das Profil des Flusses bildet hier jederzeit eine gekrümmte Linie; geht der Fluß ganz gerade, so verläuft sie von beiden Ufern auf gleiche Weise sanft gegen die Mitte hin, immer tiefer werdend, bis in der halben Strombreite