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Stufenbtlbung. Oule's (Töpfe). 453 Wege von 5 Meilen sanft und hell durch das reich bebaute Thal, bis die Bergwände sich oberhalb wieder schließen, wo das Wildbad Gastein liegt, hinter welchem die Aach aus dem Felsen hervorbricht, einen prächtigen Staubfall von 270 Fuß Höhe machend, welcher die Phantasie aller Der jenigen, die das Bad besucht haben, noch Jahre lang nachher beschäftigt, ein Bild, das auch der Vers, lange Zeit in seiner Erinnerung in der leb haftesten Färbung trug, obschon er Größeres und Schöneres gesehen hatte. In die Schlucht, aus welcher die Aach hervorbricht, steigt man hinein, und nachdem man unter nicht geringen Beschwerden und Gefahren eine Höhe von 900 Fuß überschritten hat, befindet man sich abermals in einer Thal- und Wiesenfläche von um so höherem Reiz, als die Berge schon alle ewigen Schnee tragen, und das blühende Thal, in welchem Böckstein liegt, wie eine Oase in der eisigen Wüste erscheint. Von hier erhebt sich der Rathhausberg noch um 5000 Fuß und die Thalsohle liegt 1600 Fuß über dem Pinzgau. Eine ganz ähnliche Bildung haben viele Flüsse in der Schweiz; die Reuß, an welcher die berühmte Gotthardstraße hinabführt, bildet vier solcher Absätze: das Hospizthal, das Ursern- und das Krachenthal und endlich das des Vierwaldstädtersees, in welchen sie mündet; ihr Fall be trägt ans diesem kurzen Laufe 4420 Fuß, oder vom Hospiz, dem ersten Hochthal, welches sie berührt, nach dem Ursernthal 1800, von da und dem berühmten Urner Loch (einem 200 Fuß langen Tunnel durch Granit- sels gesprengt, vor welchem die Teufelsbrücke liegt) bis Gesteinen im Krachenthal 1074 und von hier über die dritte Stufe nach Am Stäg 1546. Es ließen sich die Beispiele aus den Alpen sehr vermehren, jedoch mögen die angeführten genügen, und wir wollen uns zu einigen anderen Gebirgen wenden: zu den Pyrenäen und dem Kaukasus. In den Pyrenäen giebt es keine eigentlichen Längenthäler, weil das Ge birge nicht, wie die Alpen und die Andes, mehrere parallel laufende Ket ten, sondern nur einen Kamm hat; dasselbe gilt für den Kaukasus, doch alle die Flüsse, welche aus den Querthälern südlich nach dem Ebro oder dem Kur (Kaukasus) nördlich nach der Garonne und dem Adour oder dem Kuban und dem Terek fließen und welche die Längenthäler dieser einfachen Gebirgszüge vertreten, haben diesen gedoppelten Character; sie eilen ent weder ununterbrochen fallend dem Hauptflusse in einer engen und schroffen Gebirgsspalte zu, oder sie machen Absätze, indem sie Kessel des Gebirges mit dem von oben herabgeführten Schutt füllen, den Boden ebenen und dann weiter stürmen, um dasselbe Schauspiel zu wiederholen. In den Pyrenäen heißen diese abgeschlossenen Thäler Oule oder Houle (Topf), wir würden sie eher mit ungeheuren Amphitheatern vergleichen;