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434 Das Wasscr. des Carso, gleich mit großen Fahrzeugen bis zu dem Felsen hin beschiss- bar, wieder hervor zu kommen; so das Thal des Jessero, in welchem Zirknitz mit seinen schwächlichen Thürmchen liegt, welche sich vor den übermächtigen Colossen zu fürchten und in steter Angst zu zittern scheinen, vor dem Ja- wornig, mehrere tausend Fuß hoch, mit seinen Seitenflächen so gleichmäßig gegen die Ebene geneigt, daß man ihn für das Dach eines Titanenbaues halten möchte, dessen First aus den mächtigsten Felsblöcken von beinahe gleicher Form und Größe gebildet ist; vor dem Sliwinza (durch seine düstre, nebelvvlle Höhle berüchtigt), der wie eine Pyramide regelmäßig ge staltet, mit seinem kahlen Haupte in das Thal hineindroht, eine Pyramide von solcher Ausdehnung, daß die berühmteste der ägyptischen dagegen wie ein Fingerhut aussieht. In diesem Thale und zwischen diesen höhlenreichen Bergen liegt der wunderbare See, welcher, obschon nicht an der Straße gelegen, doch von allen aus Wien durch Steiermark und Krain nach Triest und Venedig Reisenden besucht wird, so daß die Bewohner des Dorfes Jessero diesem Umstande einen Theil ihrer Wohlhabenheit danken; denn, dicht am Ufer des Sees wohnend, haben sie eine Art von Privilegium, den See zu zeigen und Lügen darüber zu ersinnen und zu verbreiten. Der Verfasser, der ihn gleichfalls befahren, kann, was er gesehen, darüber berichten, will aber, was er gehört, weglassen, weil es offenbar unwahr ist. Der See, welcher mitunter eine sehr bedeutende Ausdehnung hat, in dem er 4 geogr. Meilen lang, ^ bis 4 M. breit ist, hat eine ganz unregel mäßige Gestalt, viele Vorgebirge springen hinein, bilden Halbinseln und Buchten, an einigen Stellen ist er durch die gedachten Berge sehr steil begrenzt, an anderen laufen die Ufer ganz flach aus. Tief im Vergleich zu seiner Größe ist der See nirgends; außer nach starken Regengüssen ist das Wasser des Sees sehr klar, daher kann man, in den gebrechlichen Nachen aus einem Weidenstamme, 18 Zoll breit und 12 Fuß lang, ihn be fahrend, überall den Boden sehen und das Ruder erreicht ihn auch überall, die Trichter ausgenommen; diese haben zwölf, zwanzig bis sechzig Fuß, so die Grube Rzezota (sprich Rscheschota, Sieb). Bei diesen Trichtern allen findet das statt, was wir oben als Ans- nahmefall kennen gelernt haben, daß sie unten in der Spitze Oeffnungen haben. Der See, welcher bei mittlerem Wasserstande keinen Abfluß zu haben scheint, verliert durch diese Trichter die ihm zugeführte, nicht unbe trächtliche Wassermenge, und ist der Wasserstand nicht hoch, wie zur Zeit, da der Vers, ihn besuchte, so sieht man den starken Zug der Gewässer so deutlich, daß man die Trichter an der Oberfläche schon von fern an der Senkung des Wassers erkennen kann; alsdann ist der Zug nach unten so