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424 Das Wasser. dehnten Lager des trefflichen Ziegelthones, von welchem unsere Häuser ge baut, unsere Töpfergeschirre gemacht, unsere fälschlich so genannten Kalk pfeifen gebrannt werden. Wo nun endlich die Ebenen sich dem Meere nähern, da zeigen die Niederungen der Flüsse, die Thäler einen Boden von solcher Ueppigkeit und so leicht zu bearbeiten, daß man in Süddeutschland keinen Begriff davon hat; der Spaten, die Hacke fallen von selbst in das lockere Erdreich, welches den fcinschaligen goldenen Weizen dreißigfach und die Oelfrüchte zweitausendfach wiedergiebt, auf welchem die zuckerreiche Runkelrübe in solcher Menge wächst, daß die norddeutschen Fabriken nicht nur das Be- dürfniß des Landes vollständig decken, sondern den Zucker auch so wohlfeil erzeugen, daß er nach den Gegenden ausgeführt wird, die keine Fabriken besitzen, sondern auf den Rohrzucker der Antillen angewiesen sind, welche ihre Producte nicht so billig Herstellen können. In diesen Gegenden findet man oft auf Meilenweite keinen Stein, dorthin haben die sich immer mehr verflachenden Gewässer ihn nicht mehr schieben können, dort hat sich nur noch der Schlamm ans dem Wasser niedergeschlagen. Daher auch die Architektur eine ganz andere, wie im Süden, wo jedes Bauernhaus ans Quadersteinen besteht. Im Norden würde diese Bauart eine sehr kostbare sein, denn man müßte die Steine 40—60 Meilen weit herführen, man nimmt deshalb seine Zuflucht zu künstlichen Steinen, man bildet sie ans Thon in jeder beliebigen Form und damit hat man denn freilich auch im Mittelalter wie in der neuesten Zeit das Außerordentlichste geleistet, die wunderschönen Kirchen in den Marken, von dem alten Thorn, Stendal, Danzig, Tangermünde bis zu den neuen Berlin's (Werdersche Kirche, Petrikirche) geben ein sehr günstiges Zeugniß über die Bildsamkeit dieses Baumaterials. Kehren wir zurück von diesen Erfolgen eines Durchbruches großer Wassermassen auf diese selbst, auf die Seen, welche die Durchbrüche ver anlaßt, so werden wir finden, daß nicht alle Seen auf diese Weise abge- slossen sind, daß nicht alle so gewaltsame Zerstörungen veranlaßt haben. Der Bodensee hat nur auf einer Seite Gebirge, in ziemlicher Entfernung, auf der anderen Seite erhebt sich ein flaches Land, welches erst im Schwarz walde und der schwäbischen Alp wieder zu Gebirgen ansteigt, was übrigens von dieser Seite her, von Süden darauf zugehend, nicht einmal bedeutend ist, das Gebirge fällt nach Norden zu sehr viel stärker ab, als nach Süden, wo es auf Hochland steht. Der größte der deutschen Seen (den man deshalb auch wohl das deutsche Meer nennt), ist durch den Rhein und durch viele andere kleinere Flüsse gefüllt worden, bis er bei Eonstanz übcrlief und den unteren See