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414 Das Wasser. und dem Libanon. Die Oberfläche dieses Sees liegt 1250 Fuß tiefer als die Oberfläche des Meeres, und dabei ist nichts wunderbar, als daß man sich darüber wundert. Würde dieser Raum zwischen dem See Tiberias und dem todten Meere mit Wasser erfüllt sein, würde das Wasser den ganzen Raum noch viel höher ausfüllen, wie z. B. der Baikalsee im asiatisch-südlichen Rußland, welcher eine Länge von 100 deutschen Meilen hat und so viel über dem Meere liegt, als der Bahr Lut (See des Loth) unter demselben, so wäre Niemand darüber erstaunt und die Vertiefung wäre doch dieselbe, d. h. sie reichte weit unter das Niveau des Meeres, was wir übrigens sehr häufig wiederholt finden, so im Constanzer See. Jetzt aber, da nicht so viel Wasser vorhanden, um diesen Raum bis zu einer solchen Höhe zu füllen (wobei er denn erst halb so lang wäre, als der Baikalsee), hat man des Wunders kein Ende, und sucht die aben teuerlichsten Erklärungen auf, von denen eine der wunderlichsten (und des halb am allgemeinsten angenommen) die ist, daß jene Vertiefung, jene fünfzig Meilen lange und zwei Meilen breite Furche durch einen Kometen gezogen wäre, der beim Zusammentreffen mit der Erde dieselbe wie mit einem Pfluge gezogen. Vielleicht ist das Thal des rothen Meeres auch so entstanden und das Jordan-Thal ist nur ein Ricochetschlag derselben mächtigen Kanonenkugel! Wie es solche isolirte, nicht mit dem Meere zusammenhängende Seen giebt, die niedriger sind oder eben so niedrig als das Meer, so giebt es auch andere, die höher und viel höher sind. Die auffallendsten Bei spiele zeigt uns Amerika, sowohl auf seiner Süd- als auf seiner Nordhälfte. Wo hohe Gebirgszüge ein Thal zwischen sich einschließen, das keine Verbindungspässe nach den außerhalb der Gebirge liegenden Ebenen hat^ da sind die Bedingungen zu einem abgeschlossenen See gegeben; ein solcher ist der große Salzsee auf der Hochebene, welche die Felsgebirge von Nord amerika einschließen, derselbe liegt unter dem 40sten Grad nördl. Breite und seine früher öden Ufer sind jetzt durch die Mormonen, welche daselbst die Stadt Utah errichtet haben, bevölkert worden. Der See liegt mehr als 4000 Fuß hoch über dem Meere. Noch höher ist der von Mexico. Ringsum von hohen Bergen ein geschlossen, liegt das Thal, welches von der berühmten Stadt seinen Namen hat; es ist nahezu 7000 Fuß über dem Meere gelegen und umschließt zwei große Seen, welche früher einen einzigen zusammenhängenden bildeten, der nicht den geringsten Abfluß hatte und daher bei den tropischen Regen die Stadt alljährlich mit dem Schrecken einer weit verbreiteten Ueberschwem- mung heimsuchte. Die Spanier haben in der nördlichen Wand des Thales einen Abzugscanal, einen Stollen durchgebrochen, welcher die Gewässer so