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404 Das Wasser. aus — und belegt diesen Satz durch eine Menge höchst auffallender Bei spiele, wovon wir die hauptsächlichsten hier anfnehmen wollen. In Erhebung unter den norddeutschen Gebirgen am bedeutendsten und durch plötzliches Ansteigen sehr ausgezeichnet, werden wir im Harz gerade eine Wasserscheide erster Ordnung vermuthen müssen. An ihm, so würden wir voraussetzen, müssen die bedeutenderen Flüsse Norddentschlands ihre Quellen haben, von ihm müssen Bergrücken ausgehen, welche sich mit ihrer Annäherung zum Meere immer mehr verflachen und dadurch die Linien der Wassertheilung bezeichnen. Diese Voraussetzungen treffen jedoch durch aus nicht zu, nicht die Weser, noch die Elbe entspringen am Harze, beide kommen von ferner liegenden, minder hohen Gebirgen herab, gehen an ihm vorüber, er liegt zwar auf der Wasserscheide zwischen denselben, allein er bildet diese Scheidegrenze selbst keineswegs, ja er führt den Strömen nicht einmal bedeutende Nebenflüsse zu; was vom Harze herab der Weser oder der Elbe tributpflichtig ist, wird es erst in zweiter Linie dadurch, daß cs in größere Flüsse fällt, in denen sogar der Name der vom Harz herab kommenden untergeht. Der Harz streift in Form eines breiten Rückens von S. O. nach N. W. Wenn er als Wasserscheide von Wirksamkeit wäre, so müßten die Flüsse von ihm nach Nordosten und Südwesten abfallen, allein gerade diese Richtung ist die der Wasserscheide in ihm, er trennt, so weit er es thut, die Flüsse und Flußgebiete nicht in der Richtung seiner Abdachung, sondern in der Richtung quer über seinen Kamm. Wenn nun dies thatsächlich ist, so werden wir wenigstens erwarten, daß in dieser Richtung ein Grat, ein Bergzug, ein Landrücken wenigstens, von ihm ausgehe, es existiren auf einigen Karten auch wirklich dergleichen scheidende Höhengänge, allein außer ans diesen Karten nur noch in der Phantasie der Zeichner, ja vielleicht nicht einmal da, sondern in dem Schön heitssinn derselben. Der Vers, des vorliegenden Buches sprach mit dem als Vielschreiber und Kartenzeichner sehr bekannten Vollrath Hosimann in Stuttgart über eine von ihm herausgegebene Karte von Frankreich und über die große Unrichtigkeit der Angaben von Bergrücken, Bergshstemen und Höhenzügen, welche daselbst gar nicht vorhanden sind. „Ja, sagte der große Mann, ich weiß das wohl, allein solche Karte sieht doch gar zu kahl aus, ich habe daher diese Gebirgszüge des schöneren Aussehens wegen ab sichtlich hinein gezeichnet." Ein solcher verschönernder vom Harze nach dem Nordmeere gehender Bergzug existirt nicht, vielmehr finden wir, scharf von dem Vorlande des Harzgebirges absetzend, eine weit gestreckte Ebene und in derselben keine Spur eines mit dem Harz in Verbindung stehenden Bergrückens. Die