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Durchbruch des Bramputr. ^03 dem arabisch-persischen Meere zu, das er nach einem Laufe von noch etwa 250 Meilen erreicht. Gleichfalls im Norden des Himalaha und wie bereits bemerkt, ganz in der Nähe der Quellen des Indus, entspringt der Bramputr. Der Lunh Lai-tsin, der Aaru-zsang-bo-tsin, der Niang-tsin und eine große Menge anderer Flüsse vereinigen sich, um ihre Gewässer nach Osten mit einer ge ringen Neigung gen Süden, wie sie das Gebirge selbst hat, bis Nai-tzung zu tragen. Hier verlassen diese vereinigten Flüsse Plötzlich ihre Richtung, wenden sich senkrecht auf dieselbe nach Süden und durchbrechen den Himalaha zwischen Nai-tzung und Sodia vollständig und senkrecht auf dessen Streichungs linie. Von nun an nimmt der mächtige Strom, in Indien eingetreten, erst den Namen Bramputr an, fließt längs des Gebirges, seinem früheren Laufe fast ganz entgegengesetzt von Osten nach Westen und nimmt endlich bei Golpara eine Richtung nach Süden an, die er bis zum Golf von Bengal bcibehält, den er ganz in der Nähe der Gangesmündungen erreicht. Seine südliche Richtung dankt er wahrscheinlich noch einer dritten höchst merkwürdigen Durchbrechung der Himalahakctte durch den Fluß, welcher auf indischer Seite des Gebirges Monis, auf nördlicher tübetanischer aber Nant-sing oder Nant-siu heißt. Er sammelt sich aus einer Menge von kleinen Flüssen in der Niederung des nördlichen Bramputr, der chinesische Aaru-zsang-bo-tsin tritt bei Seno in senkrechter Richtung auf das Gebirge in dasselbe hinein und verläßt es in gleicher Richtung bei Bisni, nachdem es ganz durchbrochen ist, um sich bei Golpara mit dem Bramputr zu ver einigen und seine Richtung nach Süden zu bestimmen. Dies alles sind wirklich begründete Thatsachen so merkwürdiger Art, so großartiger Natur, daß es unmöglich ist, auf Erden etwas noch Er habeneres von Beispielen in dieser Richtung zu finden und es ist damit auf das Entschiedenste bewiesen, daß die Gebirge gar nicht Wasserscheiden sind, denn sobald es fest steht, daß selbst der Himalaha eine solche Wasser scheide nicht ist, und daß die beiden mächtigsten Ströme von seiner Nord- scite wie von seiner Südseite ihre Zuflüsse empfangen und ihn mannigfaltig durchsetzen, so kann doch Niemandem mehr einfallen, zu behaupten, er trenne ihre, oder überhaupt die Gewässer des nördlichen Abhanges von denen des südlichen. Einer unserer bedeutendsten Geognosten, Friedr. Hosfmann, leider um 20 Jahre zu früh gestorben, stellt in Folge seiner auf vaterländischem Bo den gemachten Untersuchungen den Satz auf: Gebirge üben häufig gar keinen, oder doch einen im Verhältniß zu ihrer Höhe und Größe nur unbedeutenden Einfluß auf die Wasserscheiden 26*