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402 Das Wasser. des alten RheinthaleS oder ehemaligen Sees und ist erst ausgewaschen worden zum Flußbette, nachdem das Gebirge durchbrochen und der Fluß auf seinen gegenwärtigen Stand herabgesunken war, und wir würden höchst einseitig verfahren und ein ganz falsches Bild erhalten, wenn wir entweder nach dem Zuge der Gebirge, den wir kennen, die Flüsse auf der Karte ent werfen wollten, wie sie diesen Bergzügen nach laufen müßten, oder wenn wir umgekehrt nach dem bekannten Verlaus der Flüsse die unbekannten Ge birge entwerfen wollten. Dieselben Erscheinungen, welche der Rhein bietet, zeigt auch die Rhone (oder der Rhone, wie die Schweizer und Franzosen sagen); sie durchbricht einen der höchsten Gebirgszüge der Alpen zwischen dem vent üo Niäi und dem vont «is SIore>68, welcher sich zu 8000 Fuß erhebt, bevor sie sich zu dem Genfersee ausbreitet, sie bahnt sich ihren Weg durch eine enge Schlucht von Martinach bis St. Maurice durch die Pforte des Wallis; dasselbe geschieht durch den Inn und die Salzach und wiederholt sich aus beiden Seiten der Alpen, wie überhaupt aus vielen anderen Gebirgen sehr häufig. Das großartigste Beispiel, für die Theorie von einer unendlichen Wich tigkeit, ist der Lauf des Indus und des Bramputr in Indien. Nördlich von der gewaltigen Himalahakette, auf dem Plateau von Tübet und nördlich von all den Riesen unter den Bergen dieses Gebirges, ent springen ganz nahe bei einander der Indus und der Bramputr, der erstere nach Nordwesten, der andere nach Südosten strömend, beide auf derselben Seite des nämlichen Hochgebirges, aber auf verschiedenen Seiten eines auf dieser Höhe selbst ganz geringfügigen Joches, des Ghiangrirückens, der noch dazu aufhört, wo die beiden Flüsse ihre Quellen haben, eine Lücke läßt und sich nicht an das Hauptgebirge anschließt, das hier in dem Samnotri und dem Nanda Dewi sich auf 24 bis 25000 Fuß erhebt. Die Quellen liegen nördlich von diesen Bergen in 14000 Fuß Höhe. Der Indus strömt von Kie^lung mit sehr starkem Falle nordöstlich bis Jskarda immer auf der Nordscite des Gebirges, von welchem er un zählige Bäche und Flüsse erhält. Non da ab verläßt er seine bisherige Richtung, wendet sich auf das Gebirge zu, das ihm Nahrung verliehen hat, und nachdem er in einem fast graden Laufe von 150 Meilen dasselbe begleitet hat, durchbricht er es nun in einem ganz kurzen Bogen von Js karda bis Derbend und tritt von hier nur noch 760 Fuß über dem Meer in die nördlichsten Gauen des Reiches Lahore auf der Südseite des selben -Gebirges, neben welchem er bis dahin im N orden strömte. Er hat dabei einen rechten Winkel gemacht (wie die Flüsse bei Durchbrüchen der Gebirge gewöhnlich thun) und strömt nunmehr in südwestlicher Richtung