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Rhelxdurchbrüchc. 401 Nunmehr scheint seine Arbeit gethan, er hat die großen Gebirgsstöcke hinter sich und tritt in das schöne Thal ein, welches sich in einer Aus dehnung von 4 bis 6 Meilen Breite und 40 Meilen Länge vor ihm er streckt, auf beiden Seiten von Gebirgszügen umschlossen in solcher systema tischen Art, als sollte sie zum Typus für alle Flußbetten dienen und es ist auch, als ob die älteren Geographen ihre Vorstellungen von Flußgebieten und Wasserscheiden aus dem Anblick dieser Gegend hergenommen hätten; hier befindet sich ans dem rechten Ufer des Rheins der Schwarzwald und der Odenwald, welcher sich nordwärts bis zum Spessart erstreckt, ans der anderen Seite aber liegen die Vogesen und die Hardt, die sich durch Pfalz- baiern hinzieht. Die genannten Gebirge gehen parallel mit dem Rhcinthale von Süden nach Norden und schließen eine so sehr der wagerechten sich nähernde Ebene zwischen sich ein, daß der Rhein dadurch zu so großen und vielfältigen Krümmungen genöthigt wird, daß er wie der Meander der Griechen des wegen sprichwörtlich werden könnte. Nun aber tritt — gewissermaßen als Fortsetzung der norddeutschen Ge birgszüge, Riesengebirge, Fichtelgebirge, Erzgebirge, und in der Richtung, welche diese haben — quer vor das Rheinthal der Taunus, der Westerwald, das Eifelgebirge, der Hundsrück (Schiesergebirge) und schließen dasselbe vollständig ab. Höchst wahrscheinlich hat sich dieses große Thal in früheren Zeiten zu einem See von vielleicht ein paar tausend Fuß Tiefe gefüllt (der Hunds rück steigt bis 2200 Fuß an), bevor er einen Abfluß fand, dann aber hat der Rhein, seine Richtung beibehaltend, das quer vorliegende Gebirge durch brochen und bis auf die Höhe der jetzigen Thalsohle zerrissen und ausge waschen. Der mächtige Strom tritt gegenwärtig bei Bingen in eine enge Felsenpforte und die Ränder des Gebirgskörpers, den er durchschnitten hat, begleiten ihn zwölf Meilen weit bis in die Gegend von Bonn, woselbst sich die Berge allinählig erniedrigen oder zurückweichen, so süd- und west wärts nach den Ardennen zu, wie nordöstlich zu dem Rhön-, Thüringer- und Harzgebirge. Der Rhein behält vor sich eine Ebene, — vielleicht war es das frühere Meer; Holland ist offenbar nichts anderes als das Rheindelta, so wie das in dem breiten Rheinthale aufgeschüttete ebene Land auch nur der grobe Niederschlag alles dessen ist, was er in der Vorzeit von den Alpen und dem Jura herabgeführt hat. Die mächtigen Gebirgsstöcke der norddeutschen Lande haben demnach auf den Lauf des Rheins keinen anderen Einfluß gehabt, als daß sie sein gegenwärtiges Bette von da, wo der Main in den Rhein mündet, auf eine kurze Strecke ablenkten; dies ist aber nichts weiter als die tiefste Stelle U. 26