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382 Das Wasser. an dessen äußerem Umfange eine tiefe Hohlkehle die Entstehungsart be zeichnet; das Ueberhängen des herabgewehten Schnees, wie wir es beim Schneetreiben an Hohlwegen, ja an Gartenzäunen und ähnlichen Hinder nissen, welche dem jagenden Schnee entgegenstehen, sehr häufig sehen, war hier gar nicht zu verkennen. Die Halle hatte eine ungemeine, kaum zu schätzende Ausdehnung; ihre Höhe wie ihre Weite überstieg jedenfalls mehrere hundert Fuß. Der Boden, auf welchem man ging, war anfänglich harter Schnee, dann Eis; die Halle verwandelte sich weiter nach dem Innern in einen prächtigen, von Säulen getragenen Dom, dessen schönes, durchsichtiges Perlweiß glauben machte, Alles sei von dem schönsten Alabaster geformt. Je weiter man vordrang, desto dunkler ward der bläuliche Schimmer, die Säulen nahmen nach und nach ein blasses, ein dunkleres Himmelblau, endlich aber das prächtige Ultramarin an, welches dem Auge unbeschreib lich wohl that, indem es den auffallenden Glanz der Hellen, durchsichtigen Theile dieser Gewölbe milderte. Die Höhle galt unter den älteren Bewohnern für den Palast der Zauberin Huldir oder Huldra, und man weiß viel von dem Gesänge zu erzählen, den der entzückte Wanderer aus dein Munde der Fee oder ihrer Dienerinnen, der Elfen vernahm, und der den Fuß des Nahenden bannte, so daß er nicht fort konnte, und entweder gewürdigt wurde, die Hand der schönen Göttin zu empfangen und ihren Thron für seine Lebensdauer zu theilen, oder verlassen, von ihr nicht beachtet, verurtheilt ward, dort zu erstarren. Der Gesang der Frau Huldir (Uuläi-a'slätt) besteht in Einem lieblichen, sanften Tone, der, wenn man in der Mitte der Höhle steht, ganz deutlich auch dem Ohre des vorurtheilsfreien, nicht abergläu bigen Besuchers vernehmbar wird. Er soll sein Entstehen fallenden Tropfen verdanken, die, indem sie in verschiedene Becken mit gesammeltem Wasser sinken, Klänge Hervorbringen, welche durch die fallenden Gewölbe verstärkt und modulirt wohl den Eindruck eines leisen, aus weiter Ferne her klin genden Gesanges machen können. Die Höhle hatte zu der Zeit, da sie von Adlerkron besucht wurde, einen See, der durch und durch gänzlich gefroren war und in welchem ziemlich viel Fische standen. Man konnte ohne alle Gefahr (außer der des Fallens) diesen See überschreiten. Er mochte wohl ziemlich flach sein, da aber sein Boden, sein Bette, so wie das Wasser, was ihn einstmals füllte, gleichfalls Eis war, schien er unergründlich: man stand auf einem tief smaragdblauen Spiegel, in welchem die unbeweglichen Fische, durch den milden Schimmer, welchen die Eiswände der Höhle durchließen, schwach beleuchtet, einen wunderbaren Eindruck machten. Wie diese Fische hieher