Eishöhlen. 377 Eine sehr interessante Erscheinung hat die Bereisung der Polarmeere durch wissenschaftlich gebildete Männer zur Sprache gebracht. So oft man sich einem größeren oder kleineren Eisfelde nähert, be merkt man bei ziemlich wolkenlosem Horizonte, oft auch sogar bei dichtem Gewölle, einen Streif von glänzend weißer Farbe am Horizonte, wohl zu merken nicht auf dem Wasser, sondern über dem Wasser. Dieser Schein ist der sichere Verkündiger herannahender Eisfelder. Die zumal bei Hellem Wetter äußerst starke Strahlenbrechung scheint hierbei eine wesentliche Rolle zu spielen. Unter recht günstigen Umständen stellt der Eisblink dem Auge eine vollständige Karte von dem Eise und dem zwischen den Eisfel dern befindlichen offenen Wasser auf 20—30 Seemeilen im Umkreise dar, so daß der Kenner füglich die Gestalt und muthmaßliche Größe aller Eis felder innerhalb dieser Grenzen bestimmen und dichtes oder lockeres Treib eis au dem dunkleren und weniger gelben Schein unterscheiden kann, wäh rend jede Wasserader und jeder See durch ein tiefes Blau oder einen schwarzblauen Fleck mitten im Eisblink das offene Wasser zu erkennen giebt. Ein Eisfeld giebt den hellsten Eisblink mit einem Anstrich von Gelb, Treibeis von größerer Ausdehnung giebt sich durch ein reineres Weiß und neu entstandenes Eis durch einen grauen Schimmer zu erkennen. Auch Laud, welches mit Schnee bedeckt ist, verursacht einen Eisblink, der jedoch einen mehr gelben Ton hat, als der von Eisfeldern herrührende. Die ganze Erscheinung ist das Erzcugniß der Strahlenbrechung, welche durch die verschiedenen Temperaturen der über dem Schnee und den Wasserstellen lagernden Luftschichten hervorgebracht wird. Aehnliches haben wir bereits im ersten Theile, Seite 279 u. ff. beschrieben und den ganzen Vorgang daselbst auch auseinandergesetzt, weswegen wir darauf verweisen können. Eishöhten. Wir haben schon oben von den Grotten gesprochen, welche sich unter den Gletschern bilden. Es giebt jedoch außer dieser noch eine andere Gat tung von Eishöhlen, welche mit jenen durchaus nicht gleichen Ursprunges ist und eine um so größere Merkwürdigkeit bildet, als man bis jetzt kaum weiß, wie man sie erklären soll. In hochgelegenen Bergen, besonders der Kalkformation, finden sich hin und wieder HMen, welche inwendig mit Eis überzogen sind, welches