Tproler Gletscher. 369 großen Gletschermassen steigen auch hier tief in die bewohnten Thäler hinab; besonders berühmt sind die prachtvollen Ferner des großen Oetz- thales und seiner oberen Seitenthäler, so wie die des Rosner- und des Platehthales. Mehr als in anderen Theilen der Hochalpcn haben die Gletscher-- Massen in Throl zugenommen; sie verschlingen nach und nach eine Menge früher cultivirt gewesenen Landes, und es werden die Bewohner durch dieses Verrücken nicht wenig beunruhigt. Zwar ist es irrthümlich, zu be haupten (wie die Throler thun), daß die ganze Eismasse des Hochgebirges erst seit dem zehnten Jahrhundert entstanden sei; alle jene Hochgebirge ragen um mehrere tausend Fuß in die Region des ewigen Schnees hinein, und wenn sich etwas geändert hat, so ist es nicht, daß die Schneegrenze hcruntergcrückt ist, sondern daß sie sich zurückgezogen hat; allein mit einigen Gletschern, welche besonders starke Schneelasten über sich tragen und von der natürlichen Wärme der Erde stärker an ihrer unteren Fläche angenagt werden, ist dieses allerdings der Fall — sie sind, wie der Gletscher des Chamounh-Thales, in die bebauten Gefilde gerückt. Die Moränen geben ein unvcrwerfliches Zcugniß davon, daß hier, wie anderwärts in den Alpen, die Gletscher vor- und zurückschrciten, und daß der jetzige Stand der Dinge hier nicht zu größeren Besorgnissen Veranlassung giebt, als irgend sonst wo. Der Anblick dieser Gletscher ist wegen ihrer ungewöhnlichen Aus dehnung in einem hohen Grade erhaben. Im Platey-Thale befand sich früher ein Eisgewölbe von 300 Fuß Länge und beträchtlicher Höhe, welches so stark war, daß man sich desselben unbedenklich als Brücke zum Ucber- gauge von einer Seite des Thales zu der anderen bediente, immer ein Wagestück, welches von großem Vertrauen in die Dauerbarkcit des Glet schers zeugt; nicht die an sich gänzlich nichtige Vermehrung des Gewichtes ist es, welche das Benutzen solchen Gewölbes gefährlich macht, sondern die ununterbrochene Bewegung des Gletschers, bei welcher ein plötzliches Zu sammenbrechen der ganzen ungeheuer gespannten Unterhöhlung um so leichter, als das Eis das sprödeste Baumaterial ist, dessen man sich be dienen kann. Das Abgleiten der Gletscher dämmt auch hier die oberen Theile der Thäler zu und wandelt sie in Seen um; seit dem ersten Drittheil des vorigen Jahrhunderts haben sich zwei solcher Seen gebildet, der Rosner- See und der Gurgler Eissee, welche eine Viertelmeile lang und ein paar hundert Fuß tief sind. Sie bedrohen die unter ihnen liegenden Thäler fortwährend mit den Schrecken eines Dammbruches — bis jetzt aber haben sie sich glücklicherweise immer ziemlich unschädlich entladen. Nicht so gut U. . 24