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Gletschertische. 363 die der Sonne zugekehrte Seite des Pfeilers immer stärker angefressen, abgenagt; hierdurch verliert der Stein endlich seine Stütze, er fällt von seiner Höhe herab und bleibt unfern des Pfeilers liegen, der ihn bis da hin getragen, welches die Ursache zu einer neuen Tischbildung giebt, und so geschieht es, daß auf demselben Gletscher eine Menge Gletschertische von ganz verschiedener Erhebung über die Eisfläche stehen, einer vierzehn Fuß hoch, ein anderer auf einem kaum angefangenen Stiel, ein dritter auf ebenem Eise liegend mit einem oder ein paar kleinen Eishügeln hinter sich, welche die Tischfüße sind, die^von der Sonne noch nicht hinwegge- schmolzen, in die ganze Eismasse eingeebnet sind. Die Blöcke fallen von ihren Stielen immer nach Süden hinab, weil dort ihr Unterstützungspunkt unterminirt wird; hierdurch wird ein Wan dern der sämmtlichen Blöcke über das ganze Eisfeld eingeleitet. Auf die Mitte des Gletschers fällt kein Stein, er müßte denn durch einen vulkani schen Ausbruch dahin geschleudert sein und bis jetzt hat man noch keine thätigen Vulcane in den Alpen entdeckt; dennoch sind die Gletschertische über die ganze Fläche des Eises verbreitet, die Steinblöcke sind von den Moränen desertirt, sie sind aus Reih' und Glied getreten, haben indeß die Moränen in geschlossener Masse ihren Weg von Ost nach West fortgesetzt, ihren eigenen Weg von Nord nach Süd angetreten und verfolgt, und jeder Stein, der am Nordrande einer Moräne etwas vereinzelt liegt, thut dieses; daher findet man oben, wo der Gletscher noch keinen weiten Weg gemacht, die Sonne ihn in den engen Schluchten zum Theil gar nicht be rührt, andererseits aber ihn noch nicht lange genug beschienen hat, um starke Wirkungen hervorzubringen, keine oder nur wenig und vereinzelte Glctschertische, indeß sie weiter abwärts sich vermehren und endlich sich über den ganzen Gletscher ausbreiten. Solche Gletscher, die von Süden nach Norden oder umgekehrt streifen, haben keine Gletschertische, weil die Absonderungöursache fehlt, cs müßte denn ein Felsblock über den Stein wall hinweg vereinzelt auf das Eis gerollt sein; alsdann wird auch er einen Gletschertisch bilden, da aber die Richtung, in welcher er vereinzelt zu wandern gezwungen, der Richtung der Moräne parallel ist, so wird er sich niemals von ihr entfernen und die Gletscheroberfläche bleibt frei von den Blöcken oder Eistischen. Geringe Mengen Sand und Schutt oder kleine Steine bilden, wie bereits gesagt, Vertiefungen, die sogenannten Mittagslöcher, größere Steine und Schutthaufen schützen dagegen ihre Unterlagen vor den Wirkungen der Sonne im Ganzen, so wie es bei den Gletschertischen im Einzelnen ge schieht, daher sind die Moränen immer höher als die Eisfläche; die Mittel moräne des Aargletschers erhebt sich um hundert und mehr Fuß über das