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Eislöcher. 361 die richtige Bahn, ihm dankt man die Erklärung und es hat sich die Wahr heit seiner Ansicht um so mehr bestätigt, je strenger man sie geprüft hat. Die verschiedenen Farben haben eine höchst verschiedene Fähigkeit, die Wärme aufznnchmen: weiß am geringsten, etwas mehr gelb, roth u. s. w. und je dunkler je mehr, bis schwarz die Wärmestrahlen der Sonne völlig absorbirt, nichts davon zurückstrahlt. Ohne wissenschaftliche Bildung und ohne sich der Ursache bewußt zu sein, benutzen die Schweizer, besonders in Chamounh, doch diese Eigenschaft der dunkeln Farbe, indem sie zur Frühlingszeit den Schnee auf ihren hochgelegenen Feldern dadurch früher zum Schmelzen bringen, daß sie ihn leicht mit Erde überstreuen, wodurch sie das Land vierzehn Tage bis drei Wochen früher bestellbar machen. Die Eislöcher danken ihre Entstehung dieser Eigenschaft, der dunkeln Farbe des Gesteins; dasselbe nimmt die Wärme der Sonnenstrahlen auf, viel besser als die daneben liegende weiße Schneedecke und so sinkt der wärmere Stein in das Eis hinein. Hier hört, sobald er unter dem durch ihn geschmolzenen Eise liegt, allerdings die fernere Einwirkung der Sonne auf ihn unmittelbar auf, allein das Wasser, welches in den Eislöchern steht, ist eben so dunkel als der Stein und ist noch dazu durchsichtig, was wiederum der Schnee nicht ist, das Wasser wird also durch seine ganze Masse, so weit die Sonne es durchscheint, eine höhere Temperatur erlangen. Wasser hat aber vor allen anderen Flüssigkeiten die bereits oben besprochene Eigenschaft, nicht bei niedrigeren Temperaturen immer dichter zu werden, sondern einen Punkt zu zeigen, bei welchem es am dichtesten ist und von wo aus es sich ansdehnt, sowohl bei Erhöhung als auch bei Erniedrigung seiner Temperatur. Diese Temperatur der größten Dichtigkeit ist 4° über Nult, das Wasser also, welches oben erwärmt wird durch die Sonne, sinkt in dem kälteren immerfort unter, bis die ganze Wassermasse 4° Wärme hat, dann erst wird die oberste Schicht mehr erwärmt, dann erst bleibt das wärmere Wasser, auch zugleich das leichtere, fortwährend oben. Das hinabgesunkene von 4-4 Grad ist aber um eben diese 4 Grad wärmer als das Eis, schmilzt dasselbe, und da der am Boden der Grube liegende Stein, als der bessere Wärmeleiter, die Temperatur des Wassers vorzugsweise empfängt, so bewirkt auch er vorzugsweise die Schmelzung gerade nach unten zu, es ist ein Fallen unter erschwerten Umständen, die Bahn des gefallenen Steines ist durch das Eisloch bezeichnet, und da der kleinen Steinchen und sonstigen dunkeln Körper, welche aus das Eis fallen, unendlich viele sind, so ist auch die Zahl der kleinen Eislöcher beson-