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Erste wissenschaftliche Untersuchungen über den Magnetismus. 21 Paul III., begleitete er diesen u. A. auch auf das Concilium von Trident, lebte aber im Uebrigen ziemlich zurückgezogen der Medicin und Dichtkunst, welche er besonders Pflegte, und welche er in eigenthümlicher Weise mit der Medicin verband; so schrieb er ein großes Gedicht: seu üe morbo Aallioo" betitelt, das viele Auflagen erlebte; seine gesammten poetischen Werke sind erst lange nach seinem Tode (j- 1553), nämlich 1718 und 1738, erschienen. Er stand als Gelehrter und Dichter bei seinen Zeit' genossen in hohem Ansehen. Der Name jener, durch das Gedicht ver herrlichten Krankheitsform wurde von ihm erfunden und wird bekanntlich noch jetzt ausschließlich gebraucht. Im Jahre 1633 erschien das erste Werk über den Magnetismus von William Gilbert in Colchester. In demselben findet sich Alles, nicht nur was er davon wußte, sondern Alles, was man bis zum Jahre 1819 überhaupt von dem Magnet gewußt hat. Im Laufe von 200 Jahren scheint die Wissenschaft in dieser Beziehung nur in einem einzigen Punkte fortgeschritten — Gilbert kennt die Abweichung der Magnetnadel, er weiß, daß sie nicht genau nach Norden, sondern um einige, um mehrere, um zwanzig und noch mehr Grade nach Westen oder nach Osten zeigt, aber er hält diese Abweichung für unveränderlich und erklärt sie selbst als hervor gehend aus der Gestaltung der Ländermassen gegenüber dem Meere, welches eine geringere magnetische Anziehungskraft habe, als das Festland. Wir wissen, daß diese Abweichung von dem wahren Norden eine in stetem Steigen und Fallen begriffene ist, wenn schon so langsam, daß eben daraus der Jrrthum Gilbert's zu erklären ist. Mit diesem Werke beginnt eine Epoche in der Wissenschaft, wenn schon die Lehre vom Magnetismus etwas so ganz Selbstständiges, für sich Bestehendes war, daß sie gar keinen Zusammenhang mit der übrigen Physik zu haben schien. Noch im Jahre 1819 konnte man aus dem Handbuch der Naturlehre das Capitel vom Magnetismus entfernen, und Niemand, der sich dieser Wissenschaft als Neuling widmete, würde, selbst nach viel jährigen Studien, einen Mangel bemerkt haben (falls ihm nicht der Zufall einen Magnetstein oder eine Magnetnadel in die Hand gespielt und er dann wahrscheinlich eine neue Entdeckung gemacht zu haben hoffen würde). — Jetzt ist dies anders. Wir wissen, daß kaum irgend eine Kraft weiter ver breitet ist, als der Magnetismus (etwa das Licht, was nicht eine irdische, sondern eine kosmische Erscheinung ist), denn er tritt überall auf, wo Be rührung verschiedener Substanzen, Stoß, Reibung, Verdampfung, Nieder schlag rc., Electricität erzeugt, ja er tritt überall auf, wo nur irgend eine Temperaturdifferenz sich zeigt. Erhöhung oder Erniedrigung einer Be rührungsstelle zweier verschiedener Körper um ein Zehntausendstel eines