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16 Magnetismus. ganze Meteor ein optisches sein, wie der Regenbogen, und soll entstehen durch die Zurückweisung der Sonnenstrahlen von den kleinen, in der Luft schwebenden Eisblättchen, gleich den Höfen um Sonne und Mond — nach Andern sollen es die Dünste sein, welche sich, in höheren Regionen der Luft und nach Sonnenuntergang, in feurige und in wässrige trennen, welche letztere zur Erde sinken, indeß die feurigen sich entzünden und das Nord licht bilden. Parallel mit dieser wunderlichen Ansicht läuft die Behauptung, das von der Erde aufsteigende Wasserstoffgas gehe durch die Atmosphäre der Erde bis auf viele Meilen hinauf, woselbst es, durch die extreme Kälte condensirt, flüssig werde, sich entzünde und abbrennend das Nordlicht bilde (bekanntlich durchdringen sich verschiedene Gasarten, wenn ihr specifisches Gewicht auch noch so ungleich ist, gegenseitig zu einem Gemenge, was sich nicht mehr nach der besonderen Schwere einer jeden Gasart trennt, wie etwa Oel und Wasser. Noch andere Gelehrte behaupten, es seien die Dünste aus dem viel leicht hohlen Innern der Erde, welche an den Polen durch Oeffnungen (Pores) ausströmen und sich leuchtend zeigen, sobald sie mit der Atmosphäre der Erde in Berührung kommen (nach Analogie der Phosphordämpfe, welche auch in atmosphärischer, d. h. sauerstoffhaltiger Luft leuchten, keineS- weges in fixer Luft oder Stickluft) daher auch ihr periodisches Auftreten, je nachdem die Poren der Erde mehr oder minder geöffnet sind. Noch Andere sagen: die im Winter ganz gefrornen Polargegenden lassen die Electricität der Luft nicht eindringen (das Eis ist ein Isolator), ihr Ueber- fluß zeigt sich im Nordlicht — oder es strömt die Electricität sichtbar, doch ohne Funken (Blitz) von einer Wolke zur andern. Biot nahm sogar metallene Säulen als Träger der Electricität und des Nordlichtes an, sie sollen durch äußerst feine, innerhalb der vulkanischen Heerde zertheilte Metalle entstehen, die sich in der Luft schwebend erhalten und zu Leitern der Electricität dienen. In dieses Chaos verwirrter Ideen brachte die neueste Zeit Licht und Ordnung. Der Magnetismus ist ohne Zweifel bei dem Nordlicht thätig, oder vielmehr das Phänomen selbst ist das Zeichen einer erhöheten magnetischen Thätigkeit, ist das Resultat derselben. Durch die zufällige Entdeckung Oerstedt's, daß ein Draht, durch welchen ein elektrischer Strom geht, die Magnetnadel von ihrer Richtung ablenkt, durch die höchst glän zende, von Faradah mit Consequenz gesuchte und gefundene Thatsache, daß der bewegte Magnet einen elektrischen Strom erzeugt in jedem elektrischen Leiter, bei welchem er vorbeigeführt wird, ist auch das Nord licht erklärt worden.