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Corallenbänke. 101 weist nicht, daß die Madreporen in diesem Theile des Meeres nicht zu Hause sind, sondern nur, daß sie keinen ihnen passenden Grund finden. In den Tropenregionen auf eine Sandbank niedergefallene Scherben von Töpfergeschirr geben ihnen Veranlassung, ihren Bau zu beginnen; größere Naturaliensammlungen haben fast immer eine Schüssel, einen Topf, auf welchem die Korallenansätze, wohl gar schon erhöhet und verzweigt, zu sehen sind. Obschon der atlantische Ocean, vielleicht weil er ziemlich insellos ist, dem Corallenbau nicht günstig scheint, so findet man denselben doch an verschiedenen Stellen. Eine der ausgedehntesten Corallenbänke ist die, auf welcher die ganze Kette der Bahamas-Inseln ruht. Es sind jene west indischen Inseln, welche, von den Spaniern Lucahos genannt, sich von dem nördlichen Theil der Halbinsel Florida auf der Ostseite der großen An tillen, bei Cuba und Hahti vorbei, bis gegen das Südostende der letzt genannten Insel hinziehen. Die Corallenbauten erreichen hier nur an wenigen Stellen die Oberfläche und streifen unter der Wasserfläche meilen weit in das Meer hinein, verbinden auch in der Tiefe von 20—25 Faden die mehrsten Inseln dieser Gruppe mit einander, sind also recht eigentlich Bänke. An der Südseite erheben sich einzelne Spitzen bis zur Meeres fläche; es sind dies die gefährlichen Riffe, welche die Franzosen, als sie im Besitz von St. Domingo waren, Nouelloir ciuarrä genannt haben; noch weiter südlich liegen die Corallenbänke und Riffe Superbebank und Plate bank, eine später erhobene hat den Namen Novibank erhalten. In größter Ausdehnung findet man die Corallenbänke im indischen Ocean; dort nehmen sie von dem äthiopischen Archipel bis zu den Male diven viele tausende von Quadratmeilen ein, allerdings nicht ein unter seeisches, zusammenhängendes Tafelland, doch so vielfältig beträchtliche und weit ausgedehnte Erhöhungen bildend, daß sie, in Verbindung mit den Gewittern, Wirbelstürmen uud wechselnden Mansouns oder Jahreszeiten winden, die Bereisung dieses Meeres sehr gefährlich machen. Felsbänke würden sich von den Corallenbänken gar nicht unterscheiden, wenn diese letzteren nicht einen Aufsatz von Corallenkalk hätten. Felsbänke sind der Boden, der Untergrund der Corallenbauten, überall, wo es Co- rallenthiere giebt, also in den westindischen Gewässern und in dem großen Weltmeer von Amerika bis Afrika, so weit die heiße Zone reicht, findet man keine Felsbänke, alle dienen den Madreporen zum Haltepunkt — in den nördlichen oder südlichen Hälften der gemäßigten Erdstriche, so wie in den an diese Abtheilungen grenzenden Polarmeeren findet man dagegen keine Corallenbauten, sondern ausschließlich Fels- (oder Sand-) Bänke ohne Ueberdeckung, außer etwa mit Schalthieren, wo sie dann Austernbänke heißen.