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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187701125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770112
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-01
- Tag 1877-01-12
-
Monat
1877-01
-
Jahr
1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1877
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Grflk jßkilagezum Leipziger Tageblatt und Anzeiger- U 12 Ureitag den 12. Januar 1877. 71. ZahMNg. Verhandluugen des Lirchenvorftandes z« St. Nicolai fett 15. Marz 1876. (Amtliche Mittheilung.) De» LS März. 1) Zur Au-führung de- Beschlüsse- der stimmt« lichen hiesigen Kircheuvorstände, diejenigen G«- meindemitgneder, welche die Rachsuch ung der kirch lichen Trauung und der Taufe unterlassen haben, von ihrer Mitte au- zur Erfüllung dieser kirchlichen Pflicht auffordern zu lasten, sollen AnmahnungS- fchreiben, die von allen Kirchenvorstandsmitgliedern zu unterzeichnen sind, an die Säumigen gesendet und soll dann von Denjenigen derselben, welche der Mahnung nicht entsprochen oder keine Erklä rung gegeben haben, durch ein beauftragte- Vor standsmitglied persönlich eine Auskunft über ihre WillenSmeinuug erbeten werden. AlS Frist, nach welcher die Anmahnungen auszusenden find, werden 14 Tage für die Trauungen und 6 Wochen für die Taufen bestimmt. In den mit der Aus führung zu betrauenden Ausschuß, dem der Herr Vorsitzende alS ständige- Mitglied angehören soll, werden gewählt die Herren Föste, Hecker, Sandmann und Scharf und von den gefaßten Entschließungen ist der Kirchen Vorstand zu St. Thomä zu benachrichtigen 2) Ein Urlaubsgesuch deS Herrn Organisten vr. Papveritz so wie dessen Stellvertretung durch Herrn Piutti findet Genehmigung. 3) Für die Sitzungen dc- Vorstände-, die in einer der Beichthallen der^Rirche stattfinden, sollen eine Tafel mit grüner Decke und zwei Dutzend RohrftÜhle auS Kirchenmitteln angeschasft werden. De» L». Mat. 1) Die Calcanten der Kirche haben um eine Gehaltserhöhung de-halb nachgefucht, weil sie durch daS zur Regel gemachte Orgelspiel bei allen kirchlichen Handlungen viel häufiger in Anspruch genommen werden. Den beiden Vorsitzenden de- Kirchenvorstandes wird Auftrag ertheilt, mit den Bittstellern ein Abkommen innerhalb eincS be stimmten GehaltSzuschlageS zu treffen 2) An der Stelle de- abgegangenen Vorsängers (PräcentorS) Herrn Höpner wird der gegen wärtige Küster der Kirche, Herr Fuchs, alS ge eigneter Ersatz anerkannt. Man beauftragt daher die beiden Herren Vorsitzenden, mit diesem deshalb zu verhandeln und gegen eine gewisse ausgeworfene Gebühr mit ihm abzuschließen. Den sogenannten Altaristen wird eine Erhöhung auf 25 ^ für jede Dienstleistung zugestanden. 3) Zur Feststellung der Ansprüche, welche der Organist wegen vermehrter Dienstleistung zu erheben hat. beauftragt man Herrn ArchidiakonuS I)r. Gräfe mit vorbereitender Erhebung der ein- flblagenden Verhältnisse und Thatsachen. 4) Da der schon längst als nothwendig erkannte neue Abputz der Kirche so bald als möglich in Angriff genommen werden soll, wird beschlossen, durch Herrn Baurath Zocher Anschläge hiesiger Baugewerkmeister binnen 14 Tagen berbeizusühren, auS denen der Aufwand für die Vollendung de- AbputzeS sowohl in einem Jahre als auch bei Verkeilung aus zwei Jahre sich ersehen laste. 5) Herr Schars berichtet im Namen des zur Berathung über die zur würdigeren und zweck mäßigeren äußerlichen Ausstattung des Gottes dienstes nothwendigen oder doch wünschenSwerthen Herstellungen im Innern de- Gottc-hauseS nieder- gesetzten Ausschusses. Die gemachten 16 Vor schläge werden zwar vorgeiührt und erläutert, gelangen aber nicht zur Berathung und Beschluß fassung, da inzwischen die Versammlung beschluß unfähig geworden ist, sollen vielmehr vorerst in Abdrücken au die einzelnen Mitglieder ver theilt werden, sobald die nothwendigen Kosten anschläge dazu gekommen sind, welche Herr Schars zu beschaffen sich anheischig macht. D<» SS. Mai. 1) Herr DiakonuS vr LampadiuS erklärt in einer Eingabe, daß er bei der Feststellung der Entschädigung für die in Wegfall gebrachten Trau- und Taufgebühre» sich i» vergleich mit seinen College» zu hoch angesetzt finde und wünsch eine Gleichstellung aller drei Diakonen. Mit Anerkennung der zu Grunde liegenden Motive beschließt man, jedem der drei Herren eine provi sorische Entschädigung von jährlich 12VV -F, vom 1. Januar 1876 an zahlbar, zuzugestehen. 2) Die zu der am 12. Juni vorzunehmenden Wahl von Abgeordneten zur Lande-stznode er forderliche Ernennung von fünf weltlichen Mit gliedern de- diesseitigen Kirchenvorstande- erfolgt durch Abstimmung »nd e- erhalten dieS'immen- Mehrheit die Herren Sandmann, Adv Oehme, Dir. WachS«»th, Prof. Wagner und Prof Zarncke. 3) Herr Pastor vr. Ahlfeld theilt mit, das der Küster sich bereit erklärt habe, da- Amt einei PräcentorS gegen den gewährten Gehalt zu über nehmen, worauf der Berufung allseitig zugestimmt wird, und daß der Obercalcant im Namen seiner Genosten die bewilligte Entschädigung dankbar annehme. 4) Der vom Herrn Adv Goetz vorgetragene Plan de- Abputze- der Kirche, welchen Herr Bau rath Zocher unter dem 28 Mai eingesendet hat, wird der Vaudeputation zur schleunigen Bericht erstattung überwiesen. D*« SS. J««t. 1) Ein Antrag de- zweiten und des dritten ' )iakonuSder Kirche aus Einführung eine- Mittwoch- abendgotteSdiensteS an der Stelle der MontagS- abendpredigt und der Mittwoch-srÜhprcdigt und auf altermrende Abhaltung dieses GotteSdiensteS mrch sämmtliche vier Geistliche, für welche außer linderem vornehmlich der Umstand zur Geltung am, daß eS zur Zeit sehr schwer, ja fast unmöa- ich sei, eine Vertretung der Herren Geist ichen im Predigen zu erlangen, so lange die Anstellung von zwei HülfSgeistlichen für die Stadt noch in der Schwebe bleibe, wurde zwar, öweit e- sich um eine dem Kirchenvorstand allein »stehende Empfehlung der Maßregel an da- kirchenregiment handelte, eingehend besprochen, aber der Entschließung einer späteren Sitzung Vorbehalten, damit der jetzt beurlaubte Herr Archi diakonuS vr. Gräfe Gelegenheit erhalte, auch eine Ansicht zur Geltung zu bringen. 2) Herr Adv. Goetz berichtete über die von der Zaudeputation aus Grund de- Zocherschen Plane- eingeholten Veranschlagungen de- Abputze- der kirche von Seiten der Herren Baumeister Klemm, Maurermeister Steib und Maurermeister Vogel. Man gelangte bei deren Besprechung zu Bedenken über die Ausschließung de- oberen Theiles deS ThurmeS und entschied sich dafür, nachträglich noch einen Anschlag über den Vollabputz deS ThurmeS von denselben Bauverständigen so schleunig als möglich einholen zu lasten mit der Ermächtigung der Baudeputation, demjenigen der drei Herren, besten Anschlag der ganzen Ausführung der billigste ein werde, den Abputz definitiv zu übertragen, hierbei wurde noch der Wunsch ausgesprochen, daß aus eine angemessene Herstellung deS Haupt- eingangS der Kirche Bedacht genommen werde 3) Ein Schreiben de- KirchenvorstandS zu St. Thomä, welcbes zur Ausnahme der Denktafel- Angelegenheit aufforderte, gab Gelegenheit, daran zu erinnern, daß bereits im Januar 1874 der enseitige Kirchenvorstand zum Beitritt zu einem öffentlichen Ausruf eingeladen worden sei, aber trotz zweimaliger Erinnerung darauf nicht geant wortet habe. DaS von Prof. Wagner vorge- ragene Erwiderungsschreiben, welches diese That- achen bervorhob und eine Erklärung aus jene Einladung wiederholt erbat, fand einstimmige Genehmigung. Bei diesem Anlaß wurde an die Stelle eine- früheren ausgeschiedenen Mitgliedes Herr Adv. Scbrey in die Deputation für die Denktasel Angelegenheit gewählt. 4) Die Mittheilungen, welche Herr Schars über die Ergebniste der erfolgten Aufforderungen an olche Gemeindemitglieder, welche ihre kirchliche Pflicht, sich trauen oder ihre Kinder taufen zu lasten, versäumt hatten, machen konnte, wurden mit dankbarer Anerkennung der Thäligkeit des mit dieser Ausgabe betrauten Ausschusses entgegen genommen und sollen im Tageblatt veröffentlicht werden*). Derselbe Referent setzte die Versamm lung davon in Kenntniß, daß Herr Landmann sich bewogen gefunden habe, der Deputation seine fernere Mitwirkung zu versagen Man lehnte eS ab, über die Einrichtung der GeschästSleitung, die diesem Mitgliede Anlaß zu seiner Entschließung gegeben hatte, als über eine innere Angelegenheit deS Ausschusses ein Urtheil abzugeben, stimmte aber der Wahl deS zum Ersatz vorgeschlagenen Herrn Pros. Wagner bei. De« SS. September. 1) Die vom Kirchenvorstande zu St. Jacob in Chemnitz mit der Aufforderung zum Beitritt ein gesandte Petition an die bevorstehende LandeS- synode, welche eine Abänderung de- bisherigen Verfahrens bei der Wahl der Kirchenvorstands- Mitglieder bezweckt, wird von der einen Seite be denklich gefunden, weil die Aenderung eine große Erschwerung der Ausgabe, ein vollständiges Kataster der stimmberechtigten Gemeindemitglieder aufzu stellen, herbeiführen und dem Mißbrauch t«r Kirchenwahlen zu der Kirche feindlichen Partei- Zwecken Vorschub leisten werde, weil «s ferner nicht rathsam erscheine, ein nicht lange erst be stehende- Gesetz jetzt schon abzuändern, und daS jetzige Verfahren dem Ernste und der Würde der Kirchenwahlen am besten entspreche, während von der andern Seite durch eine Mehrzahl von Sprechern diese Gründe thcil- angefochten, theil- al- unerheblich bezeichnet wurden der Hauptauf gäbe gegenüber, eme lebhaftere Betheiliaung an den Kirchenwahlen durch jede mögliche Erleichte rung de- Verfahren- zu erstreben, die «an jetzt den Gemeindemitgliedern um so mehr schuldig sei, al- man sie bei der Heran ziehung zur Kirchensteuer wohl zu finden wisse. Bei gehaltener Umfrage spricht sich die gleiche Stimmenzahl (7) für und gegen die Petition du-, so daß die ablehnende Stimme de- Vorsitzenden gegen dieselbe den AuSschlag giebt. 2) Auf Anlaß de- immer noch andauernden körperlichen Leiden- wird dem Herrn Organisten vr Papveritz ein weiterer Urlaub auf ein halbe- Jahr ertheilt nnd die bisherige Stellver tretung durch die Herren Piutti und Preis auch für diese Zeit bestätigt. 3) Herr Adv. Goetz erstattet eingehenden Be richt über die Lu-führung de- AbputzeS der Kirche um vorzüglich diejenigen Punkte zu erörtern, welcbe gegen die ursprünglich« Annahme oder über sie hinan- eine Abweichung von dem Anschlag erheisch *) Ist geschehen ia Nr. 188 »o« 8 Juli 1878. haben. Hierbei gedenkt er einer während de- ! saueS ihm zugegangenen Schrift de- hiesige« tirchenbau-Berem-, in welcher eine mehr den sthetifchen Anforderungen entsprechende Restaura tor» der Kirche empfohlen wird. Da dieselbe auf »er Voraussetzung bedeutend reichlicherer Mittel beruht, als zur Verfügung stehen, hat sie nur in einigen Rebenpuncten berücksichtigt werden können, die ohnedie- schon beim Abputz in daS Auge ge atzt worden waren. Die Versammlung erklärt hierauf damit einverstanden, daß den gelegent« de- AvpntzeS hervorgetretenen oder noch her vortretenden, der Reparatur bedürftigen Schäden und Mängeln, namentlich an Dächern, Fallrohren und Blitzableitern, abgeholfen «erde, genehmigt alle bi-her auSgeführten derartigen Arbeiten, auch o weit sie ursprünglich nicht oder ander- vorher- zesehen worden sind, und beschließt, die Wünsche de- Kirchenbau-VerernS, namentlich so weit sie eine Verschönerung de- westlichen HanptportalS »stressen, einer späteren Berücksichtigung vorzube »alten, während für jetzt der begonnene Abputz ertiq zu stellen ist. Den Maßregeln in Bezug aus Abnahme, Erneuerung und Wiederausbringung der Fahne und des Stern- wird eben so zugestimmt wie der Reinigung deS großen Knopfes und der kleineren Knöpfe, die einer neuen Vergoldung nach achverständigem Urtheil nicht bedürfen und daher nicht abgenommen zu werden brauchen, und chließlich der Baudeputation, namentlich ihrem Vorsitzenden Herrn Adv. Goetz für ihre umsichtige, aufopfernde und erfolgreiche Thätigkeit der leb- »afteste Dank ausgesprochen. De» 8. Deceurber. 1) Die Verhandlung über daS von Herrn Adv tziaem AppellationSgerichtSrath) Schmidt ein- qeholte RechtSgutacbten über die von dem Kirchen vorstande behaupteten, wenngleich bestrittenen Rechtsansprüche der Kirche an die politische Gemeinde, welches unter den Mitgliedern circulirt »at, und beute von Herrn Adv. Oehme in den Hauptpunkten wieder vorgeführt wird, bringt die Versammlung zu folgenden Beschlüsten: ». Es soll den übrigen Kirchenvorständen daS Gutachten mitgetheilt und daran die Aufforderung geknüpft werden, durch Abordnung von je 3 Mit liedern sämmtlicher Kirchenvorstände einen mit Betreibung der Angelegenheit zu betrauenden Ausschuß zu bilden, d. diesem Ausschuß soll vorgcschlagen werden, unächst mit dem Stadtrathe in neue Unterhand- ung z« treten, eventuell aber dem Kirchen- regimente die Sache zu weiterer Verfolgung vor- ^ulegen. Durch sofortige Wahl werden die Herren Advocaten Oehme und Schrey wie Herr Pros, vr. Zarncke für den gedachten Ausschuß bestimmt. Herrn AppeliationSrath Schmidt, der die An nahme eineS EhrensoldS von vornherein entschieden abgelehnt hat, soll in einem Schreiben der wärmste Dank deS Kirchenvorstande- auSgedrückt werden. 2) Die dem Kirchenvorstande selbst obliegende Wahl eines Mitgliedes an die Stelle deS durch Tod abberusenen College» Schröder wird auS dem Grunde auSgesetzt, weil nach der Errichtung zweier neuen Parochien eine Verminderung der Mitgliederzahl für die alten Parochien in Aussicht genominen worden ist, deren definitiver Bestimmung entgegengeseben werden muß. 3) Auf Antrag deS Herrn Advocaten Go etz wird über eine Anzahl mehr oder weniger unbe deutender Baulichkeiten deS Gotte-Hause- Beschluß gefaßt. 4) Aus Vortrag des Herrn Dir. Adv. Wachs- muth findet die HaushaltSrechnung auf da- Iahr 1875 Genehmigung mit der Weisung an die StistungSbuächalterei, die Rechnungen künftig dem HauShaltungsplane in der Einrichtung genau an- zupasten. 5) Der Haushaltung-plan auf da- Jahr 1877 gelangt durch denselben Referenten zum Bortrag mit eingehenden Erläuterungen za verschiedenen Positionen. Nachdem Herr vr. Gräfe darauf hingewiesen hat, daß die Einstellung der Summe, welche von den jetzt an die Kirche abzusührenden Gebühren für Taufen »nd Trauunaen zn er warten ist, unter die Einnahmeposten unter blieben sei, und der Anschlag derselben nachträg lich zuaerechnet worden ist, ergeben sich al- zu veranschlagende «u-gabeu . . . 57,825 94 ^ Einuahmen . . 32 01t - 29 - folglich . . 25 ZI 4^-5^ Bedarf, welcher durch Kirchensteuer zu decken ist. Auch dieser Hau-haltung-plau findet die erforder liche Genehmigung. 6) Rach Ablehnung eine- GehaltSerhvhungS- gesuche- von Seiten eine- Kirchendiener- wird dem Tbürmer Menge auf besten Antrag eine Geldentschätigung für gelieferte »nd ferner zu liefernd« Beleuchtung (beim Läuten) bewilligt. 7) Auf Anfrage de- Herrn Prof. Wagner, wie man e- ferner mit den öffentlichen Berichten über die KirchenvorstandSsitzungen, die eine längere Zeit hindurch unterblieben sind, weil auch die anderen Kirchenvorstände solche zu geben mehr oder weniger oder auch ganz Unterlasten haben, gehalten wissen wolle, wird im Interesse sowohl der Kirchengemeinde al- der Kirchen Vorstände selbst die Fortführung derselben beschlosten und der Vorschlag angenommen, die Schwestervorständr zu einem gleichen Verfahren aufzuforbern. Leipziger Zveigsereiu für Volks bildung. IL». -ri*«eyer's Bortrage über Ges«»b» hettSlehre. Lrivrig. 9. Januar. Der gestrige zahlreich besuchte Vortrag, der erste im neuen Jahre, kün digte al- Gegenstand diese- und der nächstfolgenden Abende die Skrofelsucht oder Skrofulöse der Kiuder an und begann mit einer sprachlichen, geschicht lichen und pathologischen Erläuterung de- Krank- heit-namen- im Allgemeinen und der einzelnen Specie- im Vesoudern. AlS weitere Eigenthü«- lichkeit der Krankheit wurde der Umstand ge schildert, daß die Skrofeln, wenn sie auch nicht so rasch tödten wie andere Krank- heiten, doch Denkzettel für- ganze Leben Hinter lasten, wie die« eine lebhafte Schilderung verschiedener Formen solcher Ueberblribsel i» mannichsaltigem Bilde veranschaulichte. Da skrofulöse Kind wurde einer welken Pflanze, der skrofulöse Erwachsene eiuem kümmerlich ausge wachsenen, an einzelnen Aesten verdorrten Baume verglichen und ganz besonder- betont, daß diese Krankheit keine erbliche und natürliche, sondern eine durch gesundheitswidrige Kinderhaltung künst lich erzeugte sei. Schon der erste Schriftsteller, der Engländer Glisson, und nach ihm viele Andere machten neben schlechter Ernährung die ungesunde Binnenluft als Ursache geltend. Indem Redner sich aus diese Borgängerschaft berief, nahm er Gelegenheit, sein, wie er sagte, von Einigen bc, mängeltes, kräftige- Eintreten für gesunde Luft alS dringend geboten und in keiner Weise über trieben zu rechtfertigen. Die zweite Hälfte deS VortragS ging von dem eigentlichen Thema ab, um sich in eine Vorstudie, in die Lehre von den „Säften" zu vertiefen. Denn DaS, was man gewöhnlich fkrofulö- nennc, fei meist erst das zweite Stadium, wäh rend daS erste in einer noch wenig gewürdigten Sästekrankheit bestehe. Ueberhaupt sei die Kennt niß von der richtigen und unrichtigen Mischung der Säfte nothwendig, sowohl zum Verständnis der örtlichen Krankheiten („Localisationen") alS auch zu einer erfolgreichen, radikalen Behandlung, bei welcher Gelegenheit sich Redner über die humorale und solidare Richtung der Schule ver breitete und einen Umschwung der letzteren zu Gunsten der elfteren alS wünschenSwerth be- zeichnete. Die Wichtigkeit der Säfte wurde namentlich durch Darlegung ihreS quantitativen Ueberge- wichtes in der Zusammensetzung de- Ganzen ver anschaulicht: Knochen, Muskeln, Fett, Gehirn Leber rc. wiegen zusammen nur ein relative- Minimum, während Blut und Säfte ziemlich vier Fünstheile deS ganzen Körpergewicht- auSmachen. Dem Fette, auf daS man daS Hauptgewicht zu legen pflegt, kommt nur ein Zwanzigtheil zu. Eine egyptische Mumie, an der doch die festen Theile wohlerhalten sind, und hauptsächlich nur daS Master fehlt, wiegt bloS 13 Pfund. Durch reinen Wasterverlust kann man im römischen Bade oder durch Durchfall um mehrere Pfund leichter werden, welche Verhältnisse alle durch interessante, theilweise launige Beispiele erläutert wurden. Schließlich setzte Redner auseinander, wie so die Luit, die wir athmen, aus die Mischung unserer Säfte von bestimmendem Einflüsse sei: Master besteht auS Wasserstoff und Sauerstoff, welcher letztere in unseren Säften neu erzeugt werden kann, wenn e- ihnen von den Blutscheibcn der Lunge her zugesührt wird. Athmen wir schlechte Lust , so bleiben unsere Säfte schlecht. „Stuben lustig" nennt man da- färb- und saftlose Aus sehen deS Stubenhocker-, „frisch und munter" da- färb- «nd sastreiche de- Wanderer-; wer in „Schachtelschlaf" nächtigt, erwacht mit aufgedun senem Antlitz und gähnender Stimmung, wer bei offenem Fenster schläft, ficht auS und fühlt sich wie neugeboren. Nach dieser die zahlreiche Zuhörerschaft lebhaft fesselnden Probe versprechen die folgenden Borträge deS Interestanten viele- zu bieten. Verschiedenes. — In Jena ist am 5. Iannar Geh Medicinal- rath vr. Wedel nach längerer Krankheit sanft entschlafen. — Die Anfertigung von Diebe-werk« zeugen znm Einbrechen, Oeffnen von Schlössern rc. wird nach dem „klvuzcorL eommoreinl nckrvrtioor" in den Bereinigten Staaten in nicht geringe« Umfange «nd von ansehnlichen Firmen getrieoeu, welche den Dieben ein allen Anforderungen mo derner Wissenschaft und Technik entsprechende- HandwerkSzeug liefern. Die größten derartigen Fabriken bestehen in Neu» Pork, Philadelphia uud im Westen der Bereinigten Staaten. Die Werk zeuge sollen stet- an dem einen Orte nur zum Theil hergestellt werden, während man sie an einem andern Orte vollendet; auf diese Weise will man der Entdeckung Vorbeugen. Ein voll ständiger Satz von Diebe-gerätheu kostet 200 bi- 400 Dollar- Ein in der That echt ameri kanischer Industriezweig!
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