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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.12.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187612102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18761210
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18761210
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- fehlerhafte Bindung und Paginierung;Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1876
-
Monat
1876-12
- Tag 1876-12-10
-
Monat
1876-12
-
Jahr
1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.12.1876
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Achte Stilaae M Lcipziger Tageblatt und Anzeiger. Sonntag den 10. December 1878. — Berliner Handelsgesellschaft. Wir Verden daraus aufmerksam gemacht, daß die im -estrigen Blatte enthaltene, der ,.V BZ." ent nommene Notiz au einer etwa- starken Unrichtig keit leidet. Durch die Nichteinzahluna von 350 Stücken entsteht für die Handelsgesellschaft nicht ein Gewinn von rund l Million, sondern eia solcher von viel geringerem Umfange, nämlich von 73.5S0 .4 Pas Exempel ist sehr einfach Auf die 35V Stück waren 70 Procent eingezahlt, folglich 35V X 2tV ^ ----- 73,500 — Braunschweigische Bank. Bekanntlich wurden vor ungefähr Jahresfrist alle Wechsel, welche daS Giro der Braunschweigischen Bank trugen, — in Folge der von derselben zum Bank gesetze genommenen Stellung seitens der Reicks- dank von der Discontrrmig ausgeschlossen. Wie Berliner Blätter mittheilen, ist diese Beifügung deS ReichSbank-DirectoriumS in diesen Tagen zu rückgenommen worden, WM" In Hamburg sind in diesen Tagen Falsificate von Goldstücken Hamburgi- schen GeprägeS aufgetaucht. Die Stücke sind den echten sehr ähnlich und auch durch den Klang schwer zu unterscheiden. Bei einiger Reibung verschwindet jedoch die leichte Vergoldung und tritt rin weißes Metall, anscheinend eine Blei- composition, hervor. Bis jetzt sind zwei Stücke mit der IahreSzahl 1876 aufgetauckt. — Oesterreichische Goldrente AuS Wien kommt, wie wir bereit- mittheilten, die Nachricht, daß e- dem österreichischen Finanz ministerium gelungen sei. in Bezug aus die Ueber- nahme der Goldrente ein definitives Resultat zu erzielen. Hiernach wäre dieselbe der Gruppe Rothschild-Creditanstalt übergeben. AlS Ueber nahme-ConrS wird für dieses vierprocentige in Gold verzinsliche Papier 73 in Papiervaluta angegeben. ES handelt sich, wie bekannt, uni jene Göldrententitel, welche der österreichische Finanz- minister auf Grund deS Finanz-Gesetzes vom März d. I. zur Deckung deS diesjährigen DesicitS und verschiedener außerordentlichen Aus gaben zu emittiren hat, und welches ihn ermäch tigt, mittel- 4 Proc. Gotdrententckres den Be trag von 48 Millionen Gulden aufzubringen Nach dem gemeldeten Uebcrnahme-Courß müssen nur zur Aufbringung dieses Betrages m runder Summe nominal siebenundsechzig Millionen solcher Rententitel emittirt werden. Der österreichische Finanzminister hat alle Ursache gehabt, ück mit der Veräußerung derselben zu beeilen. Er bat auf Grundlage derselben, wie bekannt, zwei de deutende Vorschüsse contrahirt, welche endlich zurückgezahlt werden wüsten; den einem im Be trage von 25 Millionen Gulden bei einer Gruppe Wiener Bankinstitute, darunter namentlich die Oesterreichische Creditanstalt, der andere Vorschuß im Betrage von 20 Millionen Gulden wurde von der Gruppe Roth^child-Creditanstalt gewährt, an welchem sich, wie s. Z. gemeldet, in erster Linie deutsche Banken und Bankhäuser betheiligten und zwar die DiScontogefellschast zu Berlin, die Darmstädter Bank für Handel und Industrie und das Berliner Bankhaus S Bleichröder. Es blieb somit dem Finanzmin'ster noch ein verfügbarer Betrag von nur 4 Millionen Gulden, den er für seine Zwecke aus Grund deS Finanzgesetzes noch realisiren kann. Dieser Ertrag allein ist eS nun gewiß nicht, der die endliche Finalisirung der Goldrcntenemission nothwendig machte, als vielmebr daS Bedürfniß, die ganze Operation sowohl im Interesse des Finanzministers als im Intereste des genannten ConsortiumS zum Abschluß zu bringen. Dem österreichischen Finanzm inist er muß eS daran liegen, ehe daS neue Jahr mit den neuen Creditbedürfnisten herantritt, mit den Verpflichtungen deS laufenden IahreS reinen Tisch zu machen, und daS Consortium mußte zur Reali- sirung deS dem Finanzminister ertheilten Vor schusses von der ihm zugestandenen Option auf die GoldrententitreS Gebrauch machen, um zu einem Verkauf derselben schreiten zu können. Der CourS, zu dem die Goldrente übernommen wurde, muß al< ein relativ niedriger bezeichnet werden. Nach dem gegenwärtigen Goldagio stellt sich der angeführte UebernahmecourS der Goldrente aus nicht ganz 58, waS für ein fünfprocentigeS Papier einem Course von circa 72»/, entsprechen würde. 2^ Oesterreichische Bahnen. Nach den dem österreichischen Abgeordnetenhause vorgelegten Gesetzentwurf sollen bekanntlich jene garantirten Bahnen, welche ein BetriebSdesicit haben und durch mindesten- 5 Jahre mehr al- die Hälfte deS garantirtcn ReinerträgnisteS in Anspruch nehmen oder mindesten- die Hälfte des garantir ten Actien-EapitalS dem Staate schuldig geworden sind, von letzteren erworben werden. DieS Gesetz kann demnach in Anwendung kommen nicht bloS aus die Lemberg-Czernowitz-Iasther, die Kronprinz Rudolf-, die erste ungarisch - galizische Verbin dungsbahn, sondern merkwürdigerweise auck aus die für ziemlich rangirt geltende Mährisch- Schlesische Nordbahn, welche zu der Ferdi nand «Nordbahn, der besten Bahn Oesterreichs einen Appendix bildet und von dieser betrieben wird. Eine seltsame Zusammenstellung! — Wir lasten hierbei jene kleine garantirte Linie außer Betracht, welche an einem Betrieb-deficit leiden und denen zu dessen Deckung Vorschuß auS Staatsmitteln gewährt werden soll, unter der Bedingung, daß der Staat deu Betrieb zu über nehmen berechtigt ist. — The iß bah». Heber die muthmaßlichen VetriebSresultate der Theiß - Eisenbahn im Jahre Statistik deS ProductenverkehrS auf den Eisenbahnen nach und von Leipzig im Monat Oktober 1876. 1. «uganß. Kgl Sächs. Slaai» - S. «Srirgi« Orelbaer) «al. Sächs Staat«, Sadn iWelil.) 2türtn«,s<S< Sabn Zeitz Gera- ltzlchlchler Satz» Magd»- duraer Sadn Berlin! «ndailUche Saba Faller Sora«: Hulxntr Sadn Zusammen. Mlldln aeaea den gleichen itzoai» de« Soisadre« »a «8- «8. «a «8 «8 «« ««- «8 Weier» ... I 007 «70 20 200 32 »00 — LI »30 404 Ü70 10 »00 I 617 170-j. 730 43» «»««ex ««ca» 2 02» 400 ISÜ 200 12 800 — 101 «30 I I >S 740 12» 000 » »73 770 -s- 1 »37 «Ol 847 500 170 900 207 210 34 Se O 118 440 v sw 20 300 I 40» 220 «2» 214 Hafcr «24 700 7» 100 — — — - 7 100 70.', 1X»0 > -0 «b» Ma>« Hülsrnsrüchle 310 <8)0 132 700 78 100 28 «00 »7 !»ei8 4.5 20 370 7S 040 I3Ü «LO 26 020 8 000 !.!4 320 — 312 273 -s- 41« 880 124 28« Oelsaal on» Sämereien 101 800 9 710 10 »12 66« 18 4»0 >24 270 8 100 274 »10 — 3 »33 Medl 2S3 8»g 7 830 43 14« 230 81 280 270 «40 31» 000 I 021 »76 IIO 02« «,,b»l 37 »00 — IS 770 II 800 297 00« 3«« 470 —- .7 44» Spiciiu« 8»I 7!« — i»l 77>: — 43S OSO I«2 SSO 334 1881 I 888 «00 — ISS 72» Petroleum — — ii» — 442 840 44 OKO — 487 00» - 21 SSI Sr>«rtl und Pdoiogen .... — I 2 08 40 2« 130 — — 27 »78 4. 23 N»l Zusammen: « 327 070 »34 «40 446 «rn 3» S4S I 40S 470 2 34» 840 I 126 tK»0 12 22» »S8 2 832 840 11. Versand. 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Wenn auch der Verkehr im Monat November im Vergleiche zun« selben Monat in den Vorjahren im Allgemeinen einen Aufschwung genommen hat, wollen wir uns keinen Illusionen hinqeben, weshalb wir die Einnahmen für diesen Monat, sowie für den Monat December l. I. unter jenen des Vor jahres halten werden. Wir nehmen daher an: Einnahmen pro November 540.000 fl., für December 450,000 fl, hierzu die Einnahmen bis Ende Oktober mit 4,715,004, die Nebcn-Ein nahmen, gleichfalls etwas geringer alS in, Vor jahre, 350,000 fl , ergiebt eine Gesammt-Ein nähme von 6.055,004 fl. Hiervon ab: die höher angenommenen Betriebsausgaben mit 3.000.000 fl., für Verzinsung und Amorti sation des Anlage-CapitalS 2,560,000 fl., Hono rare deS Direktoriums 42,000 fl., statutenmäßige Einzahlung in den Reservefonds 19,800 fl.. Gewinn Antheil der General-Direction 12,220 fl., Refak tien 70,000 fl., zur Tilgung der schwebenden Schuld 246,825 fl., dann verbleibt ein reiner Ueber schuß von 104,159 fl , welcher die Bezahlung einer Superdividende von 1.25 fl. per Actie zulasten würde." — Pariser Weltausstellung. Der^Be- sckluß des Bundesraths in Betreff der Nicht- betheiligung deS deutschen Reiches an derselben wurde, wie osficios gemeldet wird, einstimmig gefaßt. Die Ablehnung der Einladung der fran zösischen Regierung wurde motivirt mit der gegen wärtigen Lage der deutschen Industrie und der Nutzlosigkeit der erforderlichen finanziellen Auf Wendungen, ferner mit der politischen Erwägung, daß die zu erwartenden Reibungen zwischen Deutschen und Franzosen daS Verhältniß der beiden Staaten zu einander verschlechtern würden. Mit diesem Beschlüsse des BundesratheS sind die Acten über die Beschickungssrage eigentlich ge schloffen, denn es wird dem Reichstage kein Gesetz entwurf über diese Angelegenheit zugehen, meint die „B. B.-Ztg", und selbst eine etwaige Ini tiative deS Reichstages in dieser Richtung, die übrigens gar nicht zu erwarten ist, würde auf den vereinigten Widerstand der Bundesregierungen stoßen. Es zeigt sich hieran neuerdingS, daß Deutschland Eins ist, wo e- sich um die Interesten der ganzen Nation handelt, sei dies im activen Auftreten oder in der passiven Haltung au- ländischen Abenteuern gegenüber. Versailler, 8. December Deputirten» kammer. Berathung deS Einnahme budgets. Der Fmanzminister setzte die Unmöglichkeit auseinander, eine Herabsetzung der Abgaben eintreten zu lasten und hielt auch eine Reform deS AbgabewesenS für unheilvoll. Eine Vergleichung der Einnahmen von 1875 mit den jenigen von 1876 sei durchaus nickt besrie digend, die Zunahme betrage nur 1 Proc, während sie normalmäßig 3 Proc. betragen müsse, die Ergänzung der HeereS-AuSrüstung habe 1285 Millionen in Anspruch genommen und werde noch weitere 400 Millionen erfordern, erst im Jahre 1889 werde der Staat die Freiheit seiner Bewegung wieder finden. Bor Allem müsse die Entwickelung deS Handel- mit dem AuSlande ge fördert werden. Der Minister hob im Laufe seiner Rede besonder- hervor, daß die französische Rente niemals besteuert gewesen fei und auch niemals werde besteuert werden. Die Berathung wird «orge» fortgesetzt. — Kansas Pacific Bonds. Eine für die Besitzer solcher BondS wichtige Nackricht kommt aus Amerika. Nack einer in New Wrk auS St. LouiS eingelausenen Depesche ist nämlich der volle Betrag deS ersten unbezahlten Coupon- der Oproc. BondS dieser Bahn (Union Pacific Extension Divi sion) denjenigen Obligation- Inhabern gerichtlich zuerkannt wurden, welche dem Vergleichs Arrange ment mit der Bahn nicht beigetreten sind, son dern den ersten unbezahlten Coupon eingeklagt haben. Wir werden auf diese Meldung noch zurückkoinmen. Wiederum ist eine amerikanische Bahn bankerott Es ist dieS die Ohio- und Mississippi-Bahn. Nock kurz vorder war ausge- spreugt worden, daß cS durchaus nickt so schlimm um den Kranken stände, daß die Geschäfte der Gesellschaft nickt blos höchst befriedigend, sondern auch die Mittel zur Bezahlung der Zinsen aus die snndirte Schuld vorhanden lägen. Aus Antrag von Besitzern von 1»/, Million zweiter Priori täten, aus welche die Zinsen im Rückstände, wurden zwei Receivers ernannt. Die Zinsen waren bereits im August fällig gewesen; eS war damals bekannt gemacht worden, daß die Zinszahlung gewiß erfolge. Noch im vorigen Monat ver öffentlichte die Direktion ihren Jahresbericht (pro 30. Juni 1875 — 76), in welchem der Präsident hervorhob, daß die Bahn bisher allen ihren Ver pflichtungen nackgekommen sei. und daß deren finanzielle Verhältnisse derart günstig seien, um auch der prompten Erledigung zukünftiger Ver bindlichkeiten zuversichtlich cntgegenzusehen. — Wenn daS ein gewöhnlicher Privatmann thäte, so würde er leicht der Strafe verfallen, aber eine Bahngesellschast kann sich schon solche falsche Vor spiegelungen gestatten, ohne daß ihr Urheber von einem amerikanischen Gerichte er eicht würde. Schutzzoll oder Freihandel? Wenn sich die deutschen Industriellen nur den ,n letzter Zeit durch Petitionen an den Bundes ralh öfters kund gegebenen Gedanken, allgemein höbere sogenannte Schutzzölle durckzuführen, aus dem Kopse schlagen wollten! Es ist einfach nicht möglich, weil eS eine Schädigung des Gefammt Iulcrestes aus Kosten einzelner- weniger In dustrieller cinschließen müßte. Die Regierung, in richtiger Erkennung derSach läge, steu.rt vielmehr dem Freihandel-System zu Die Eisen-Zölle fallen mit dem 1. Januar 1877 weg und die Industriellen dieser Branche müßten sich fügen, wären aber Thoren, wenn sie nicht den Satz äuSbeuteten: „Unsere Industrie, in der viele Millionen Capital angelegt sind, befindet sich nun ohne Schutzzoll, ohne Staats-Garantie deS er leichterten Gedeihend; unbillig könnte man cs finden, unsere Industrie schutzzoll-IoS sortzu- sument, mit ihm daS Volk, hätten einfach zu zahlen. Auch daS Denken, daS Verlangen „ach Verbesterung der Fabrikate, würbe den Fabrikanten leicht abhanden kommen, da die Ruthe der freien Concurrenz fehlen würde. Wie kann man heute noch eine Industrie aus diese Weise begünstigen wollen? Monopole soll der Staat nicht so leicht geben! Dem denkenden Menschen im Besitz oder un Verein mit Capital steht heutigen TagcS für Geld jede Maschine, jede Ausbeutung einer Kraft, jeder Arbeiterstand ebenso leicht zu Gebote, wie dem andern concurrircnden (ausländischen) Theile. Etwaige geringe Lohn- Differenzen dem Auslande gegenüber werden durch die größere Fracht-Differenz au-geglichen, die kaS Ausland zu tragen hätte, um im deutschen Markt mitlprecken zu können. Also Abschaffung aller Zölle oder Steuern, bei denen Niemand weiß, waS er jährlich indirect entrichtet, denn ebenso gut wie man heute einen ,rei.n Austausch der Meinungen für richtig hält, ebenso muß cs zukünftig mit dem Austausch der Maaren oder der Arbeitskraft der Fall sein. Man sehe nach England, daS so gut wie eine freie Maaren-Einfuhr hat und trotzdem obenan steht! Ich glaube, ein Hauptgrund für letztere- ist mit, daß in Folge der freien Concurrenz die englischen Industriellen frühzeitig gezwungen wurden, nackzudenken über die größtmögliche Vervoll kommnung der Fabrikate, bei Berücksichtigung der Preise in, Weltmärkte, die eben für tadellose Äaare zu erzielen sind. Man errichte eine Steuer, die Einkommen steuer und bestreite daraus den Staatshaushalt, dann wird man gerecht besteuern. Für den Fall nun aber, daß man für den Frei handel sich noch nicht erwärmen kann, so verlasse man wenigstens daS Svftem desGewichtS-ZolleS. Herr Pros Reulcaux machte eS sich in Phila delphia ziemlich leicht, unserer Industrie sein „billig aber schlecht" vorzusühren, ebenso wie unser Herr Finanz- und Handels-Minister 1874, der uns von der Tribüne zuries: „wir muffen streben billiger zu fabriciren" und vier Wochen vorher ließ der selbe ohne Noth die inländischen Eisenbahn-Fracht tarife um 20 Proc. erhöhen. Da heißt eS ein Kunststück, coucurrenzfähig zu bleiben, deun die Frachttarife mit dem Auslände blieben die alten billigen. Herrn Prof. Reulcaux erwidere ich, der Krebsschaden, daß Deutschland hauptsächlich ge ringe, leichte Waare erzeugt, liegt im GewichiS« Zoll-System, während, wenn Zölle unentbehrlich erachtet werden, nur ein Werth-Zoll am Platze ist. Z. B ich beziehe vom Auslande: 100 Cir. irr. roh Wergstarn, oder 100 Etc. 200c. roh. Flach««. Zoll. «. ibv. —. ix. wo. —. Werth ca. " »ooo. —. ca. 22.000. —. Zoll i» Proc.: 3 Proc. 0,«» Proe. Ich stehe mich demnach als deutscher Spinner der Concurrenz deS Auslandes gegenüber um 2,31 Proc. bester im Spinnen ordmairer grober Garne, alS bei den besseren, feineren. Da fast alle anderen Artikel im ähnlichen obigen Miß- verhältniß bezüglich deS Zolle- bei unS tarifirt sind, gleichviel ob gut oder gering, resp. hoch oder niedrig im sactischen Werlhe, ist unsere Fabrikation in der großen Hauptsache aus Herstellung gerin gerer Artikel angewiesen, weil sie sich dabei in der Concurrenz dem Auslande gegenüber um 2,31 Proc. bestersteht, als bei^Ansertigung von guter theurcr Waare. Ich bin bei geringer Waare im deutschen Reiche gegenüber dem AuSlande um 2,31 Proc. bester geschützt, alS bei guter lheurer Waare und habe demzufolge bei Anfertigung geringer Waare ein privilegirtes Absatzgebiet. Wie bedeutend dieser Vortherl anzuschlagen ist, wird mau ermessen, wenn ich getrost die Behauptung aufstellen kann, daß diese 2,31 Proc. in der Regel nur den Nutzen darstellen, dessen sich ein Flachsgarn-Spinner zu erfreuen hat. Daher kommt cS denn nun auch, daß deutsche Spinner feiner als Nr. 60—70 nicht spinnen; England dagegen bis 300 und mehr. In den Nummern 75—300 versorgt unS England vor der Hand allein, infolge der Schwäche un seres Zolltarifs. Eine Verzollung rrck valoroni ist nicht so schwer durchzusühren, als man gemeinhin annimmt; man laste nur im Frachtbriefe den Netto-Betrag der wenn nur . - . . , . „ , _ kommen suchen müßte, andere Industrien aber I Waare. resp. der Rechnung declariren und bestrafe noch daS StaatSmonopol (Schutzzoll) weiter ge nießen. Der Staat hat A gesagt und daS l! wird folgen müssen, wenn auch vielleicht nicht so schnell, alS es im Intereste der Billigkeit erwünscht wäre. Die Bedeutung de- Worte- Schutzzoll ist heute hinfällig geworden, denn man kann damit nur einzelne Industrielle beschützen, privilegiren, aber aus Kosten der Masse! Legte man z. B aus Jute-Gewebe, anstatt wie bisher 2 Proc.-Pfd. Zoll, wie eS jetzt von den deutschen Iute-In- dustriellen aber angestrebt wird, gar 12 Proc.- Pfd., so ergiebt dieS eine Differenz von 10 »4 Proc.-Pfd., oder eine Bertheuerung der Waare von 20 — 25 Proc. auf Grund heutiger Preise, welche der Consument zu Gunsten der paar Jute- Fabriken in Deutschland tragen soll und mit ihm invircct die Gesammtheit des Volkes, weil daS Ausland, da- bei 2 Proc.-Pfd. ganz erheblick mit concurriren konnte, bei 12 Proc -Zoll einfach seine Waare nicht mehr zu unS herein führen kann. Die deutschen hier beregten Industriellen würden dann einfach den Marktpreis de- AuSlande- zu züglich Fracht und de- exorditatenten Zolles von 12 Proc.-Pfd. fordern, ungefähr 30 Proc. Reingewinn an der Waare ziehen »nd der Con- Abweichungen im ersten Falle mit Wegnahme der Waare, im Wiederholungsfälle mit härteren Bußen Dies die Ansichten eines Unparteiischen in dieser hochwichtigen Frage und cs wird den Verfasser freuen, wenn sich dieselben recht bald Bahn brechen. ck. v. Dur-Lodenbacher-Lahn. >V-n. Prag, 8. December. Ihr Herr ck -Cor- respondent hat neuerding- Veranlassung gesunde», bezüglich der Dur-Bodenbacher. Bahn wider mich zu polemisiren. Er analysirt die Regierungs vorlage, betreffend die Sanirung der nothleidendcu Bahnen, und stellt e« in Abrede, daß die Staats verwaltung den eventuellen ConcurS der Dux- Bodenbacher zu verhüten bestrebt sein werde. Allerdings hat der Handel-minister in seinem dem ReichSrathe vorgelegten Exposs von einer Ueber- nahme der kleinen Localbahnen nichts erwähnt, doch hat Herr v. Chlumecky ausdrücklich betont, daß der Regierung um Hebung deS so tief gesunkenen CreditSdeS öfterr. Eisenbahn wesens im AuSlande zu thun sei und daß sie mit allen Mitteln daraus hinardeiten werde. Bewei« besten die Geneigtheit der Regierung zu der Prag-Duxer Bahn, der eine Million Gulden
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