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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.12.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187612102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18761210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18761210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1876
-
Monat
1876-12
- Tag 1876-12-10
-
Monat
1876-12
-
Jahr
1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.12.1876
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DM Stilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger 187«. XXXV». öffti'Iliche Sitzung der Grwkrdekammer ;u Leipzig a« 7. Dece«ber I87tt. Tagesordnung: iz Regifirandenvortrag. 2Z Lusschußdericht über die J^hreörechnung 187s—1876 und den Haushalt plan auf das Jahr 1876 1i77. 3) Ausschutzbericht über «inen Antrag Herrn Reichen'«, d-.e Leipziger Messen betreffend. Unter dein Vorsitze deS Herrn Stadlrath W Häckel bi.lt die Gewerbekam in er am 7. De- cember 1876, Nachmittags 5 Uhr. im Saale der I. Bürgerschule hier die 37. öffentliche Sitzung ab. I. Die Sitzung beginnt wie üblich mit dem Vortrage der Registranveneingänge, von denen folgende besonders hervorzuheben sind: 1) Die Kammer hatte bei dem königl. Mini sterium des Innern darum nachgesucht, sich bei der ReichSregierung zu verwenden, daß die deut schen Handels- und Gewerbekammern zu einer gutachtlichen Auslastung über Einführung der Zehnerrechnung ausgesordert würden. Das königl Ministerium des Innern hat in einer an die Kammer gemachten Zuschrift vom 30. Oktober d. I. ein Eingehen auf diesen Antrag um des willen abgelrhnt, weil eine solche Befragung nur den Zweck haben könnte, auf Grund eingegangener Antworten den Erlaß allgemeiner Anordnungen in Erwägung zu ziehen. Da nun aber die Ge werbekammer selbst von der Ansicht auSginge, daß eine zwang-weise Durchführung derartiger An Ordnungen weder thunlich noch räthlich erscheine, im klebrigen aber eine Vernehmung der Handels« und Gewerbekammern unter einander sowohl zur Entschließung über die Zweckmäßigkeit der frag lichen Maßregel, als zu deren freiwilliger Durch« sührung im Geschäftsverkehr auch ohne Auftrag der Regierungen ganz unbedenklich sei, so könne das Ministerium einen Antrag auf Anregung dieser Angelegenheit bei den Kammern an das Reichskanzleramt weder für erforderlich noch zrveckmäßig ansehen, müsse vielmehr der Gewerbe- kammer daS Einvernehmen hierüber mit anderen Gewerbekammern überlasten. Nach einer kurzen Debatte beschließt die Kammer, auf diesen Gegenstand zurückzukommen, sobald von dem bleibenden Ausschüsse des HandelStagS, an welchen gleichfalls Bericht von der Sache erstattet worden ist, Antwort eingegangen sein werde. 2) Eine vom kaiserlich Statistischen Bureau zu Berlin eingegangene Zuschrift, verschiedene Vor schlüge zur Beseitigung der in der Statistik des auswärtigen WaarenverkehrS de- deutschen Zoll gebietS wahrgenommenen Mängel enthaltend, wird durch Verlesen zur Kenntniß der Kammer gebracht. Nachdem die Herren Vorsitzenden Häckel und Krause darauf hingewiesen haben, daß der Ge« Werbekammer nur sehr geringe Mittel zur Be schaffung statistischen Materials zu Gebote ständen und die Erfahrung gelehrt habe, mit wie großen Schwierigkeiten es verbunden sei, selbst für den Jahresbericht der Kammer die erforderlichen sta tistischen Mitteilungen zu sammeln, daß aber derartige Sammlungen, wenn sie nicht vollständig und in sich abgeschlossen wären, so gut wie werlh- loS feien, beschließt die Kammer, von einer Weit-r- versolgung dieser Angelegenheit um so mehr ab zusehen, als dieselbe hauptsächlich in daS Gebiet der Handelskammern einfchlage 3) Einem früheren Kammerbefchluste gemäß war eine Einlavung an die hiesige Handelskammer zur Abhaltung einer Cvnferenz wegen der Pariser Einnahme von 7728 -4 <0 der gegenüber eine Ausgabe von 4002-4 96 zu verzeichnen ist, so daß der Eassenbestand (am Schluffe deS Jahres 1875/1876) 3725 ^ 44 beträgt. Hiervon sind 3667 -4 20 -s verzinslich bei der Leipziger Credilbank angelegt, 58 24 in den Händen des EassirerS befindlich. Der Ausschuß schlägt der Kammer vor, die Iuslisication der IahreSrechnung auSzusprechcn und wird dieser Antrag einstimmig zum Beschluß erhoben. d. Den HauShaltplan anlanqend, so schlägt der Ausschuß der Kammer vor, die Gesammlbe- dürfniste der Kanimer auch in dem neuen Ge- schäfisjahre aus die Gesammtsumme von 4600 -4 sestzusetzen, da kein Grund vorliegt, die einzelnen bekannten Positionen zu erhöhen oder sonst zu verändern. — Dieser Vorschlag wird von der Kammer einstimmig zum Beschluß erhoben. Zur Deckung diese« Bedarfs sollen nach Ansicht de- Ausschusses verwendet werden 750-4 StaatS- zuschuß und 3725 -4 44 Eassenbestand, während der Rest durch Steuerausschlag zu erheben sein wird Mit Rücksicht auf den günstigen Stand der Caste glaubt der Ausschuß der Kammer empfehlen zu können, einen geringeren Steuerzuschlag von der Gewerbesteuer zu erheben alS bisher; da aber künftig die Gewerbesteuer nur noch nach 2/s er hoben werden soll, so glaubt der Ausschuß, dem auf solche Weise eintretenden allzu großen Abstand zwischen jetzt und früher dadurch begegnen zu können, daß er vorschläqt, von der Gewerbesteuer einen Zuschlag von 2 Pfennigen auf jede Mark und von der in Aussicht genommenen Ein kommensteuer 1 Pfennig von jeder Mark auSzu schreiben, eine Maßregel, die sich um deswillen empfehle, als dadurch die weniger bemittelten Steuerzahler nicht zu schwer betroffen würden, da diese von der Einkommensteuer weniger be« troffen würden. Allein diese Vorschläge fanden keinen Anklang in der Kammer und wurden namentlich von den Herren Reichert, Vollralh und theilweise Krause bekämpft, indem sich diese Redner für die ein fachere Art der Forterhebung deS Steucrzuschlaces auf die Gewerbesteuer auSsprecben und die Er hebung von 2 Pfennigen auf je 1 Mark Ge Werbesteuer auch bei der jetzt veränderten Sach« läge für ausreichend bezcichneten. Nach längerer Debatte, bei welcher die Herren Häckel, Köhler und der Referent den Ausschuß« Vorschlag empfahlen, beschloß die Kammer einstimig: für das Geschäftsjahr 1876/77 einen Steuerzuschlag von nur 2 Pfennigen (gegen 3 Pfennige im vorigen Jahre) von jeder Mark Gewerbesteuer auSzuschreiben, lehnte dagegen gegen zwei Stimmen die Erhebung von 1 Pfennig von jeder Mark Einkommensteuer a b III. Den letzten Gegenstand der Tagesordnung bildet daS AuSschußzutachten über den Antrag Herrn Reichert'S: „den Stadtrath zju er suchen, in Erwägung zu ziehen, ob die bis jetzt während der Leipziger zwei Hauptmessen bestehenden Berkaussbe schränkungen, soweit solche dem aus wärtigen Kleinhandel gegenüber noch bestehen, nicht aufzuheben seien. Da- von dem Referenten vorgetragene Gut achten lautet in der Hauptsache wie folgt: Nachdem die Gewerbckammer in ihrer Sitzung vom 19. Oktober d. I den vorstehenden Antrag dem betreffenden Ausschüsse zur Begutachtung fchuste gerade der jetzige Augenblick, in welchen,' so vielfach über schlechten Geschäft-gang geklagt wird, wenig geeignet erschien, eine solch« Neuerung aus der Initiative der Kammer heraus zu bean- trogen, ohne daß dieselbe von den zunächst Be> theiligten selbst in Anregung gebracht worden ist, so hat der Ausschuß — nachdem Herr Reichert! erklärt hatte, daß er von einer Weiterverfolgung seines Antrages absrhen wolle — einstimmig be schlosten: die Kammer zu ersuchen, von einem weiteren Ein gehen auf den Reichert schen Antrag zur Zeit abzusehen. Eine Debatte schloß sich an diesen Vortrag nicht an und trat die Kammer dem Ausschußvorfchlage I einstimmig bei. Hiernach wurde daS Protokoll verlesen und nach besten Genehmigung die Sitzung geschloffen. Auf Grund des Protokolls mitgetheilt. Leipzig, den 8. December 1876. Adv. Ludwig, Secr. der Gewerbckammer. Ausstellung erlassen worden. Die Handelskammer! überwiesen hatte, hat der Letztere diesen Gegen hat in einer Zuschrift vom 19. November d. I der Kammer mitgetheilt, daß sie der Pariser Aus stellung gegenüber grundsätzlich eine ablehnende Haltung einnehme, sich aber mit der beabsichtigten gemeinsamen Einberufung einer Cvnferenz einver standen erkläre, sobald über die Betheiligung Deutschlands überhaupt eine definitive Ent schließung vorliegen werde. Die Kammer faßt hierbei Beruhigung und soll je nach der dies sallfigen Entschließung die Angelegenheit wieder ausgenommen werden. 4) Der Gewerbe-Verein zu Reudnitz hat eine größere Anzahl, zum Theil sehr weitgehender und m daS Gebiet der Gesetzgebung einschlagender stand in Berathung gezogen und ist hierbei zu folgendem Resultate gelangt: Ist eS auch nicht zu verkennen, daß die den auswärtigen Kleinhändlern gegenüber bestehende Beschränkung, durch welche dieselben behindert sind, mit den Großhändlern gleichzeitig daS Ge schüft zu beginnen, zu einzelnen Klagen Beran lastung geben kann, so find doch diese Klagen noch nicht so lebhaft zur Kenntniß der Kammer gekommen, daß diese daraus Gelegenheit entnehmen müßte, eine so vereinzelte Maßregel bei dem Stadt« rathe zu empfehlen, nachdem dieser so wenig Geneigtheit gezeigt hat, die von der Kammer vorgeschlagene Maßregel der Verkürzung der Anträge in Betreff der vielbesprochenen Frage I Messen überhaupt eintreten zu lasten. Wäre der der Baarzahlung und damit zusammenhängender I Rath auf diesen Vorschlag eingegangen. so wäre Fragen bei der Gewerbrkammer eingebracht. I der Reichcrt'sche Antrag eine natürliche Consequenz Auf Vorschlag des Vorsitzenden werden diese An träge der zur Berathung der Reformen des CreditwesenS niedergesetzten Commission zur Be gutachtung und Berichterstattung überwiesen. 5) Aus einer Zuschrift des Herrn Buch druckereibesitzer Polz in Leipzig wird der Kammer mitgetheilt. daß derselbe eine Herabsetzung der für die Drucksachen der Kammer berechneten Kosten, wie sie von der mit Berathung deS HauShaltplan- betrauten Deputation gewünscht worden, mit Rücksicht darauf, daß er bereit- die äußerst billigen Preise anzurechnen pflege, nicht rintreten lasten könne, dagegen dafür sorgen werde, daß die Sitzungsberichte möglichst schnell in daS hiesige Tageblatt zum Abdruck gelangten. Nach Erledigung der Registrandenvorlräge, die sich im Uebrigen zumeist auf Zusendungen von Drucksachen sächsischer und deutscher Kammern und Korporationen beziehen, trägt II. Herr Böttger daS Ausschußgutachten über die Iahresrechnung 1875/1876 und den HauShaltplan 1876/1877 vor. ». Die IahreSrechnung, welche von dem Ausschüsse legal geprüft worden ist, ergiebt eine jener Maßregel gewesen, während er jetzt allein steht und schwerlich Aussicht vorhanden ist, daß sich der Rath mit demselben befreunden wird Erwägt man nun andererseits, daß es dermalen einem jeden Verkäufer sreisteht, als Grossist auf zutreten und daß durch die noch bestehende Be« schränkung ein nicht gerade bedeutender Theil der Meßbesucher betroffen wird, so erscheint ein Ein gehen auf den Reichert'!chen Antrag um so be denklicher, als durch dessen Annahme und Durch sührung die Interesten unserer eigenen Leipziger Ge« werbetreibenden berührt werden könnten und wenig stenS die Meinung verbreitet werden könnte. alS ob die Gewerbekammer auf diese Interessen nicht daS gehörige Gewicht gelegt habe. Diese letztere Anschauung dürste sich um so mehr rechtfertigen, als eS bekannt ist, daß gerade die Frage wegen des zeitigeren AuSpackenS und Verkaufen- durch auswärtige Kleinhändler in früheren Zeiten die Veranlassung zu vielfachen Klagen und Denun Nationen hiesiger Gewerbetreibenden gewesen ist, weil Letztere sich durch da- zeitigere Verkaufen der Ersteren geschädigt glaubten Wenn nun endlich dem Unterzeichneten AuS Lunstverein. Sonntag, den 10. December. Neu aus gestellt sind zwei Oelgemälbe: „Karl IX. von Frankreich" von Max Adamo und „VenuS mit dem weinenden Amor" von Ferd. Schauß; eine Bronce-Statuette „Gretchen" von Adolf Brey mann in Dresden, ein Kupferstich von Friebr. Wagner nach RubenS' „Kreuzabnahme" und eine Anzahl architektonischer Zeichnungen und Aquarelle von Otto Uhl mann in Leipzig. Ansgestellt bleiben folgende Oelgemälde: „DaS Innere der alten Synagoge in Prag" von Carl Graeb, „Märtyrerin am Kreuz" von Gabr. Max, „Der erste Schritt" von Kurzbauer, „Recrutirung in Tirol" von Alois Gabt, „Plündernde Vandalen" von F r i ed r i ch S p a n g en de rgjan., „Egyptierin" von Elisabeth Jeri- chau- Baumann, eineLandschast vonP.Mohn, eine Landschaft von G. Hesse, eine Copie von E. Hemken nach Rembrandt (Bildniß' deS Künstlers mit seiner Frau Saskia) und eine Land schaft von L. Correggio; ferner eine Hand zeichnung von Adolf Menzel, zwei Marmor- Relless von Jos. Kopf und eine Marmor-Büste von Professor M. zur Straßen. Vormittag 1/212 Uhr Portrag deS Herrn vr. I. P Richter über „Die Darstellungen deS jüngsten Gerichts biS auf Michelangelo". ' 1^. Lliust-Gewerbe-Mllsenin. 7 Leipzig, 9. December AuSgestellt sind außer der 1. Serie der Münchener Erwerbungen für die Stadt: 1) 2 kunstvolle Tiroler Schlösser; daS eine, von prachtvoller durchbrochener Arbeit, bezeichnet „Georg Wiger 1599"; 2) ein Photographie-Album in Leder-Mosaik von F. F. Kullrich in Berlin (ausgestellt von Herrn C. Mating Sammler, PeterSstraße); 3) eine Sammlung amerikanischer Silber arbeiten (Eß- und Trinkgeschirre, zum Theil vergoldet), wie sie auf Veranlassung deS Herrn Pros. Reuleaur neulich in Berlin auSgestellt worden; ausgezeichnet durch die Technik (gekörnte Flächen, Gravirung und Ciselirung); 4) ein Bilderrahmen in Birnbaumholz mit reicher Verkröpfung von Johann Drechsel in München, Geschenk deS Verfertiger-; 5) Endlich ist in den Räumen der Vorbildcr- sammlung eine Serie der für daS Museum ange kauften Abgüsse von den Pilaster- Ornamenten der Kirche 8ta. Nuria ckei Mraeoli in Venedig ausgehängt. Die unter 1 bis 3 aufgeführten Gegen stände sind nur morgen, Sonntag, den 10. d. M. ausgestellt. Del Decchio's Kunstausstellung. Durch den lebhaften Wunsch bestimmt, daS kunstsinnige Publicum unserer Stadt mit den Werken würdiger Repräsentanten moderner Malerei vertraut zu machen, haben die Inhaber von Del Becchio'S Institut in verdienstvoller Weise neuerdinaS eine Reihe von Gemälden zur öffentlichen Schau ausgestellt, deren malerisch hervorragende Bedeutung außer Zweifel steht und die sich als absolut geeignet erweisen, unfern Glauben an eine reiche Entwickelungssähigkeit moderner Kunst ungeachtet mancher schroffen Gegensätze innerhalb ihrer Grenzen zu bestärken. Beim Eintritt in den ersten Raum fesselt den Blick durch coloristische Prachtentfaltung das große, für die Verbindung für historische Kunst von Eilis Peterssen in München gemalte Historienbild „Königin Elisabeth bittet König Christian II. von Dänemark, Schweden und Norwegen um Gnade für Torbern Ore, ver- urthcilt wegen Majestätsbeleidigung 1521." Die auf den Höhepunct der KrisiS gesteigerte Episode wird manchem Leser aus Leopold Schefer'S Novelle „Die DÜvecke" (wieder abaedruckt in dem „deut schen Novellenschatz" von Paul Heyse, Serie IV. Bd. 1) erinnerlich sein. Der Künstler, ein junger Norweger, abhängig von dem Einflüsse der äuS Belgien nach Müncken verpflanzten und hier heimisch gewordenen Richtung, die nach coloristicher Vollendung und Beherrschung aller künstlerischen Mittel strebt, stellt unS in seinem Gemälde den entscheidenden Augenblick dar.in welchem Christian II. der Böse energisch den unwandelbaren Entschluß faßt, da- TodeSurtheil eine- der Angesehensten und Uebermülhigiieu deS dänischen Avels, des Grascn Torbern Oxe, den seine Gegner als den Störer und Vernichter der frevelhaften Liede des Königs zur „DÜvecke" beschuldigt, zu unterzeichnen. Rache glüht auS den unheimlichen Blicken des König-, welcher portrcntartig gekennzeichnet eine unerbittlich starre Haltung gegen daS Andringen zarter Fürsprache wahrt. Festgeballt ruht die Faust auf dem vorliegenden Decret. Die Inner lichkeit de- Herrscher«, seine imposante Willens kraft und eiserne Strenge tritt packend in dre Er scheinung. Vergeblich sinkt die junge und schöne Königin Thränen vergießend ihm zu Füßen, ver geblich haben ihre Hofdamen und die Mitglieder des Reichstages versucht, daS steinerne Herz des König- milder zu stimmen „Wenn er auch einen Hals hat wie ein Ochse, so soll er doch fallen." DaS soll der gebieterische AuSspruch gewesen sein, mit dem er die Bitten um Torbern'S Leben er widerte. Der Kanzle*, aus besten verschmitztem Antlitz sittliche Verdorbenheit lugt, scheint in dem nun vollends gereiften Plane den Jähzornigen zu bestärken, indem er verführerisch die Feder rur Beglaubigung deS Urtheils Jenem darrelcht. Im Hintergründe steht der päpstliche Legat Archimbold mit einem Blick, wie ihn nur die auf Verderben gerichtete llebcrlegung auszustrahlen vermag. In einem einheitlichen Zusammenhänge mit diesem geschichtlich gegebenen Inhalte steht die auf lebenS- warme Charakteristik ausgehende Kühnheit und Bravour der Technik deS Künstlers, der seine Aufgabe einer glücklichen Lösung entgegengesührt. Das specifisch Malerische, besten Würdigung viel fach außer Acht gelasten wird, ist in seiner vollen Bedeutsamkeit hervorgekedrt und die Composition an sicherscheint als derwohlgcfügteBau eines nahezu vollendeten Kunstwerkes. Die dramatisch wirksame, hochgespannte Ausdruckssülle der Köpfe verrätst nirgends eine lteberladunq, vielmehr ist da« richtige, erforderliche Maß ume gehalten und da durch der hinreißende Effect wesentlich mit bestimmt. Mit scheinbar leichter und sicherer Pinselsührunq, mit wahrer Virtuosität sind alle technischen Schwierigkeiten überwunden. Jede- Antlitz spricht in ergreifender Geschlossenheit die volle Seelcnstimmung auS. Davon überzeugt unS die Darstellung des trotzig beharrlichen KöuigS- sinnes, der von Schmerz überwältigten, zugleich vom Zauber echter Weiblichkeit durchgeistigten Königin und der anmuthiaen, durch stille, ver haltene Trauer rührenden Gruppe ihrer drei Be gleiterinnen, an sich schon anziehend durch die sorglich beabsichtigte Abstufung ihrer Lebensalter, durch Nuancirung des AuSdrucks und die paßlicbe Wahl der Costümirung, was ein ebenso eifrige- Studium vorauSsetzt, als sich auch in der rein stofflichen Wiedergabe eine lobenswerthe Meister schaft offenbart, die biS in nebensächlicheDetailSdie- selbe Achtsamkeit und unermüdliche Bestrebung in der künstlerischen Reproduktion der Wirklichkeit an den Tag legt. Wir meinen mit diesen Andeutungen nicht im Entfernten den Werth dieser Kunstleistung er schöpft zu haben und halten uns vielmehr überzeugt, daß der vorurtheilSfreie Kunstfreund noch manche andere, dem ersten Blick nicht sofort offenbare Schönheiten, sei eS in der Zeichnung, der Per spective oder in der Gruppirung und vortheil- basten Füllung deS Räume- und namentlich in der Zusammensügung der einzelnen Farbentöne zu einer harmonisch abgerundeten Einheit unschwer bei sorgfältigem Beachten ermitteln wird. In die glorreiche Vergangenheit des deutsch französischen Kriege- versetzt unS Graf Har- rach durch seinen „Feldmarschall Graf Moltke vor Pari«", eine Composition, die durch den Vor wurf selbst der größten Popularität gesichert ist. Der Künstler, gewandt in jeder Art der Dar stellung, ebenso reich in Erfindung wie glücklicher Bewäitiguim der Form, zeigt in dem genannten Bilde eine Helle und Durchsichtigkeit der Färbung, die sich bei ihm gemeiniglich zu lebhafterem und kräftigerem Colorit steigert Wir sehen den Grafen Moltke, von zweiStabSossicieren umgeben, in einem Observatorium vor einer runden Oeffnung behaglich sitzend, welche eine Aussicht Uber Pari- und die weite Umgebung der Stadt gewährt. Der Kopf des genialen Feldherr» ist in seiner sofort erkenn baren Eigenart und in scharfem vollbcleuchteten Profil dargestellt. Gleich sauber und genau sind die Nebenstehenden portrattirt, deren dem Licht reflex auSgcsetzte Gesichtspartien gleichfalls durch hellglänzende Ränder markirt sind Die Behand lung ist eine von dem zuerst erwähnten Gemälde durchaus abweichende; gleichwohl sind beide Arten der Ausführung dem Inhalte der Darstellung geradezu adäquat und beanspruchen daher wie jedeS bedeutendere Kunstwerk den Maßstab für ihre Wertbschätzung auS der ihnen eigenen Wesen heit und Natur AuS dem Kreise der Genremalerei tritt unS eine preisenSwerthe Leistung in dem großen Ge mälde von Mathias Schmid in München vor Augen: „der HerrgottShändler". Eine in katholi schen Landen häufig wiederkehrende Scene, in welcher der Gegensatz hochmüthigen Psaffen- thums zur kindlich gläubigen Seele der Bauern oder jedweden schlichten Namens auS dem Volke so auffällig sich abspiegelt, ist vom Künstler mit seinem psychologischen Scharfblick für ihre malerische Zulässigkeit und Verwendung aus- gefaßt und durch eine sinnige Verknüpfung der Motive und seelischen Beziehungen der Bethei« ligtcn zum vollgültigen Ausdruck gebracht. Wo daS Genrebild einen so reichen Gehalt deS täg-
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