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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187701260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-01
- Tag 1877-01-26
-
Monat
1877-01
-
Jahr
1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1877
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M r«. Erste Skllagk MM Leipziger Tageblatt mb Anzeiger. Freitag den 26. Januar 1877. 71. Jahrgang. ve. Lrrhm'r Vorträge. ii — r. Lrippg, 25. Jan. Auch der am gestrigen Abend von Herrn vr. Brehm im Gewandhause gehaltene zweite Vortrag zeichnete sich durch elegante äußere Form und ungemein fesselnden Inhalt au-. Der berühmte Reisende und Natur forscher gab ein lebendige- Btld von dem ange messenen Gebiete der Steppe und ihrem Pflanzen- und Thierleben. Dem oberflächlichen Beobachter der Steppe er scheint e- leicht, sie zu schildern, aber schwerer gestaltet sich die Sache für Denjenigen, der sich eingehend mit ihr beschäftigt. So eintönig, so einsörmw, wie Manche annehmen, ist die Steppe nicht. Sie wirkt nur eintönig, weil stet- dasselbe Bild dem Beschauer vor die Augen tritt. Der Rüste versteht unter Stippe eine waldlose Land schaft mit PflanzenwuchS, in der in der Höhe und in der Tiefe dieselben Bodenerzrugniste, dieselben »Früchte gedeihen. Gänzlich baumlö- ist die Steppe nicht, im Gegentheil, emige Weidenarten, Silber und Weißpappeln erheben sich bi- zur Baumhöhe, namentlich den Flüssen entlang, wo sie gewister maßen einen Saum bilden, und man findet sogar kleine Haine, die an den Wald erinnern. Aber derartige Stellen sind sehr selten, sie bilden gleichsam die Oasen in der Wüste. In der Steppe zeigen sich auch kleine Hügelgelände und in der Regel umschließen die Hügel einen See, der keinen Ab fluß hat Diese Seen haben um sich einen Gürtel von salzartiger Erde, der sich mit einem Schnecring vergleichen läßt. Im Uebrigen bleibt sich der Charakter der Landschaft gleich. Man würde der Steppe Unrecht thun, wenn man sagte, daß sie imposanter und schöner Landschaften entbehre; sic bietet beispielsweise weit mel r al- un sere Haide dar und ihr Pflanzenreichtbum ist ein bei Weitem größerer alS in der letzteren. Dazu tritt, daß die Seen in der Steppe eine reizenoe Abwtthfekmg in die Scenerie bringen. Nirgends ander- scheiden sich die vier Jahreszeiten vielleicht schärfer al- in der Steppe; in ihr herrschen während de- SonimcrS außerordentliche Hitze, im Winter ebenso große Kälte, während im Herbst rasende Stürme durch da- Land jagen. Beim ersten Frühlingstag sängt der Pflanzenreichthum der Steppe bereit- an au- dem Boden hervorzu- schießen. Ebenso schnell verändert sich daS Bild der Steppe, wenn der Sommer seinem Ende zu neigt. Nnige Tage mit Nordwind genügen, um den Herbst herbeizubringen. Die Pflanzen vcrdorren und fallen rasch ab, der Sturm führt die Gräser in der Luft mit fort, die Bögel rüsten sich zur Abreise. Sobald einige Fröste eintret«, liegt die Steppe öde und todt da; e- währt nicht lange, so fällt einige Tage lang seiner Schnee und nunmehr ist die Landschaft tief eingehüllt. Die Wölfe, auf welche die Kir gisen mit bewundernSwerther Ausdauer Jagd machen, verlassen ihre Verstecke, die Wildpferde und Antilopen irren, von der Noch um Nahrung ge zwungen, umher. Ein gefürchteter Gast ist der Buran oder der Stcppenschneesturm, welcher wie der Taikun und der Samum daS Land durchrast. Der Mensch, welcher von ihm in der freien Steppe überfallen wird, ist verloren, wenn nicht der Zufall chm Rettung bringt. Ende Februar ist die Zeit gekommen, wo der Buran aufhört und die Bewohner der Steppe aufachmcn. Endlich ist der Frühling in der Steppe ange brochen, zu der Wirkung der Sonnenstrahlen gesellen sich die lauen Blinde au- Süden und mit ungeahnter Schnelligkeit entwickelt sich ein liebliche- Bild. In die vom vorigen Jahre noch erhalten gebliebenen au-gedövrten Gräser werden Feuerbrände geworfen und sie verzehren langsam, aber stetig diese lieberbleibsel: nach wenigen Tagen prangen die Weideplätze in pracht vollem Grün. Unter den Blumen der Steppen zeichnen sich namentlich die Tulpen und die Lilien durch ihre Erscheinung auS. Die letzteren prägen während de- Frühling- der Steppe einen eigen artigen Charakter auf, weite Gegenden sind mit diesen lieblichen Kindern de- Frühlings bedeckt, man bleibt überrascht stehen vor dem buntfarbigen Gebilde und man dünkt sich zuletzt in einem großen Blumengarten. Mittlerweile sind auch die Wandervögel wieder erschienen, die Kriecbthiere entsteigen ihren Schlupfwinkeln, e- wird in der Steppe lebendig. ES giebt nicht viele Arten von Thier«, aber massenhaft ist ihre Anzahl. Die Sammelpunkte der Thiere sind die Seen, in deren Röhricht ein gar bunte- Gewimmel herrscht. Im Rohre der Seen finden die Thiere Sicherheit, dort ist die Stätte ihrer zartesten Fürsorge, ihrer größten Freuden. Unter der Bewohnerschaft des Sumpfe- findet man manche alte liebe Bekannte au- der Heimath, darunter unsere beliebtesten Sänger. In den trockeneren Gegenden der Steppe halten sich die verschiedenen Arten der Lerchen auf, welche Charaklervögel der Steppe sind, ferner kleine reizende Falken, die hauptsächlichsten Vertilger der Heuschrecken. Man kann stundenlang ihrem munteren Wesen zuschanen, ohne zu ermüden. Unter den Kriech« thieren sind die Kreuzottern und Vipern so häufig, daß man bei der Reise durch d'e Steppe ihrer fortwährend ansichtig wird. Auch Säugethiere finden sich in der Steppe vor, darunter der Ziesel, ein Mittelding zwischen Eichhorn und Murmel thier, ferner der Pferdespringer, eine Art Spring« mau-, die nur de- Nacht- zum Vorschein gelangt und einem Känguruh zwerghaftester Art ähnelt, die Schwalbe, deren Uebergang au- der Wildniß zur Zäbmung man in der Steppe zu beobachten Gelegenheit hat. In der Höhe treten dem Reisenden eine Reihe ganz anderer Thiere entgegen, daS Murmellhier, die Alpenlerche, die Felsentaube, verschiedene Hühner, darunter das prachtvolle KönigSrebhuhn; ein Vogel in Rebhuhngestalt und von der Größe eine- Auerhahn-, dessen Ruf man auf zwei Kilo meter Entfernung hört, eine Menge anderer kleiner Vögel, ferner das Wildschaf, Archa ge nannt. Der Redner gab eine längere Schil derung dieses merkwürdigen und äußerst be henden ThiercS, welche-, wenn eS bei un- Ein gang finden könnte, ein prächtigcs Hau-thier sein würde. Gleiche ausführliche und interessante Darstellung erfuhr der Gulan, von dem der Redner bemerkte, daß er da- schönste Thier der Slcppe sci. Der Gulan ist als wahrscheinlicher Stammvater unsere- Pferde- zu betrachten, e- zeichnen ihn schöne- Auftreten und stolze- Selbst- bewußtsein, große Klugheit und Vorsicht angesichts der Menschen und eine ungeheure Schnelligkeit der Bewegungen aus. Mit der Schilderung einer Jagd auf eine Gulanheerde, wobei ein junge- Thier lebendig eingesangen wurde, da- aber am anderen Tage wegen Mangels an geeigneter Nahrung starb, schloß Herr vr. Brehm seinen gehaltreichen Vortrag. Musikalische Nachrichten. München. Die „Meistersinger" von Richard Wagner sind nach dreijähriger Pause wieder zur Ausführung gekommen, und haben auch jetzt einen durchschlagenderen Erfolg erzielt, al- sie sich dessen bisher hier rühmen können. Die Leistungen der aufführenden Künstler werden alS hochhervorragende bezeichnet. Die Münchener Kritik schreibt unter Anderm! Nachbaur'S „Stol- zing" und Schlosser'- „David" sind längst in Deutschland und darüber hinaus als Muster leistungen bekannt, Reichmann'S „Han- SachS" wird in Bälde dicselbe Berühmtheit erlangt haben. Der ausgezeichnete Künstler sang die Rolle zum ersten Male, aber mit solch hinreißender musika lischer Kunst wie vor ihm noch keiner. Ihm ist entschieden die Palme dcs Abend- zuzuerkennen; der Beifall, der ihm zu Theil wurde, war ein enthusiastischer, und der Lorberkranz, welchen Herr Reichmann am Schluß der Oper erhielt, ein wohlverdienter." (Wir bemerken, daß Herr Reichmann auS Berlin stammt. D.Red.) (B.Post.) Wiesbaden. Eine neue Oper von Bernhard Scholz. Am Sonnabend wurde im königlichen Sctauspielhause die neue Oper: „Der Trompeter von Säkkingen" von Bernhard Scholz zum ersten Male gegeben und beifällig ausgenommen. Be sonders sprach der zweite Act an, nach welchem auch der Componist gerufen wurde. Die- neue Werk ist die vierte Oper unsere- LandSmanneS; demselben gingen vorauS: „Zieten'sche Husaren", die hier oft mit großem Erfolge gegebene „Mor- giane" und der aus einer ganzen Reihe angesehener Bühnen zur Ausführung gelangte „Goto", dem hier die sich andauernd aus dem Repertoire be hauptende Scbumann'sche „Genoveva ' in, Wege stand. Der Text der Oper ist mit freier Be nutzung von Viktor Scheffel'- allgemein bekannter Dichtung bearbeitet. Ein glücklicher Griff scheint unS die Wahl diese- Libretto nicht zu sein. Eine durch unseren beliebtesten humoristischen Dichter volk-thümlich gewordene Figur ist noch kein dramatischer Held, der al- Mittelpunkt einer Oper unser Interesse fesseln könnte. Die Handlung ist daher kaum im Stande, den Zuschauer in Span nung zu erhalten und dem Verfasser de- Textbuche war e- überdies nicht gegeben, seinen Personen etwa- durch gesunden Humor Anregende- in den Mund zu legen. Die Musik von Bernhard Scholz lehnt sich, wie die seiner früheren Opern, mehr an die älteren Meister an und macht der neueren Richtung nur geringe Concessionen; sie ist einfach, klar und melodiv-, während die Instru mentation doch überall den gediegenen Musiker von feinem Geschmack verräth. Mehr wie die komischen sind die lyrischen Lernen gelungen, daher auch der zweite Act den lebhaftesten Beifall fand. Hier waren eS besonder S die Arie Mar- garethe'S mit dem Trompetensolo und da- Liebes- duett zwischen Werner und Margarethe, die mit stürmischem ApplauS ausgenommen wurden. Im dritten Act sprachen noch besonder- die Arie dc- Werner: „O sel'ge Stunde voll Entzücken" und die der Margarethe: „Den Treu sten, ja, ihn hast Du sortgesandt" an. — Die Aufführung war mit gewohntem Fleiße vorbereitet und im Allgemeinen befriedigend. (Rh. C ) /XTmer Mitteilung der Direktion de- königl. Conservatorium der Musik in Stutt gart entnehmen wir Folgende-: DaS Institut hat im vergangenen Herbst 190 Zöglinge neu ausgenommen und zählt jetzt im Ganzen 668 Zög linge, um 35 mehr, al- im vorigen Jahre. 211 davon widmen sich der Musik berufsmäßig, und zwar 7 t Schüler und l40 Schülerinnen, darunter l46 Nicht«Württembergs. Unter den Zöglingen im Allgemeinen sind 367 auS Stutt gart, 36auS dem übrigen Württemberg, IS au- Baden, 8 auS Bayern, 3 au- Heften, 19 au- Preußen, 2 au- Bremen, 3 au- den deutschen Herzogtümern und Fürstentümern, 4 au-Oester reich, 29 auS der Schweiz, 3 auS Frankreich, 9l au- England. > au- Italien. 2 au- Holland, 13 au- Rußland, 2 auS Spanien, 62 au- Nord amerika, 2 auS Südamerika und 2 auS Indien. Der Unterricht wird während de- Wintersemester in wöchentlich 840 Stunden durch 32 ordentliche Lehrer, 7 HülfSlehrer und 3 Lehrerinnen ertheilt. O Tran-atlantische Mittheilungen. In den Vereinigten Staaten von Nord amerika ist, ähnlich wie Leipzig in Deutschland, New-2)ork in musikalischer Beziehung die ton angebende Stadt, und wiederum sind e- Deutsche oder Deutsch-Amerikaner, die in Leipzig, Stutt gart und teilweise früher auch in Weimar unter Franz Li-zt ihre Studien unternommen, die drüben an der Spitze de- künstlerischen Reigen stehen. Um Ihnen nun von Zeit zu Zeit über das musikalische Wesen und Walten New-?)orks ein getreucS Abbild zu geben, fei mir verstattet, heute m Kürze mit der Saison, die Mitte Novem ber begonnen, einzuleiten und in den folgenden Berichten weiter fortzufahren. Die Aussichten für Opernvorstellungen waren in New-Bork für diese Saison überhaupt sehr schlechte. Weder die Italiener, noch die Deutschen oder die Franzosen haben es bi- jetzt gewagt, mit einem größeren Cyklus von Opern vorstellungen, welche man drüben unter dem Namen „Saison" zusammenfaßt, vor daS Publi cum der Weltstadt New Bork zu treten. Ein Opern-Impresario, GottholdCarlberg, hatte eS unternommen, Waaner'S „Fliegenden Hollän der" je nach seinen zusammengewürfelten Kräften in deutscher und italienischer Sprache zugleich in einer Reihe von Hauptstädten der Ver. Staaten vorzu führen. Auch machte Carlberg inBal timore und Washington nicht üble Geschäfte, indem Frau Eugenie Pappenheim und Herr Felix Preußer, ein Leipziger Kind, in den Hauptpartien großen Beifall gefunden hatten. Allein die Carl« berg'sche Truppe hat schon in Detroit schmäh lichsten Schiffbruch erlitten, die Kritik hat zwar de- Wagner'schen Werke- und ganz besonder-der Frau Eugenie Pappenheim alS „Senta" in der anerkennendsten Weise gc dacht, aber die Einnahmen waren nicht genügend, um da- schon in Phila delphia leck gewordene Opernschisf über Wasser zu halten. Der Schiffbruch, die längst befürchtete Katastrophe, trat in Detroit, Mich., nach der zweiten Vorstellung der Oper ein, welche vor verhängnißvoll öden Bänken stattsand; der deutsche Dirigent der italienischen Oper nahm mit seinem Geschäftsführer Joel regelrechten französischen Abschied und die Mannschaft de- „Fliegenden Holländer" ließ er auf dem Trockenen fitzen. Frau Eug. Pappenheim, die Primadonna der Truppe, erwieS sich hier alS die gute Fee der Bedrängten. Hatte sie schon vorher durch Ver richtleistung auf ihre Gage die Fortsetzung dc- UnternehmenS ermöglicht, so sorgte sie mit versönlichen Opfern dafür, daß die Gesell schaft wenigsten- nach New B»rk zurückgebracht werden konnte. Die Detroiter „Harmonie", der bedeutendste der dortigen Gesangvereine, trug durch Concert wesentlich dazu bei, daß die Mit glieder der gescheiterten Oper glücklich aus ihrer bedrängten Lage erlöst wurden. Da- alte Jahr hat in Bezug auf die Oper sich sehr viele Sünden zu Schulden kommen lassen. ES hat den New-B»rkern eigentlich gar keine Oper geliefert, und ist denselben sogar den , Fliegenden Holländer" schuldig geblieben. Die Aussichten sür Opernvorstellungen im neuen Jahre sind bi- jetzt auch nicht gerade rosige. AuS den von gewissen unternehmenden Herren projectirten Ausführungen von Wagner'S vor genannter Oper wird vor der Hand NichiS. Ein Unternehmer, der Geld hat, wurde bisher von der schiffbrüchigen Mannschaft de- „Fliegendcn Holländer" vergeblich gesucht, und nun kommt noch dazu, baß Krau Eug. Pappenheim, die Senta und der Stern des ganzen Holländer- Unternehmens. Nichts mehr davon wissen will, sondern in New-Bork zu bleiben und nur noch in Concerten zu singen gedenkt. Da- sind auch sür da- neue Jahr, respektive sür die zweite Halste der musikalischen Saison von 1876—77 recht trübe Aussichten. Die New Borker wollen sich unter diesen Umständen nun trösten, bi- die Kellogg mit ihrer englischen Operntruppe dem Opern-Interregnum ein Ende machen wird. Frau Clara Louise Kellogg gedenkt nämlich eine Anzahl großer Opern, zum Theil neu ein- studirte, in der New-Borker .Vcaclemx oi kckusio vorzuführen. DaS Ereigniß bei Beginn der Concert» saison, eigentlich da-Hauptereigniß der ganzen Saison, war da- Debüt der Frau Annette Essipoff, welche während mehrerer Wochen Concert auf Concert in Steinway Hall veran staltete. Die berühmte russische Pianistin, welche vor vaS New-Mrker Publicum trat, ohne daß sie vorher durch die üblichen Reclamen-Trompeten pomphaft angekündigt wurde, hat in New-Bork mit einem Schlage einen wirklich glänzenden Sieg errungen. Man hatte e- in New-Bork geradezu sür unmöglich gehalten, daß nach Rubinstein odcr Han- von Bülow ein Pianist oder eine Pianistin mehr alS ein vorübergehende- Interesse erwecken könnte. Frau Essipoff hat e- möglich gemacht, daß ihr da- große Puvlicum und auch die die ö'ientliche Meinung bestimmenden Kunstkenner ihre ganze Aufmerksamkeit schenkten. Dazu kam noch da- Interesse an der Künstlerin, welche fast in jedem Concerte ihr Talent von einer andern Seite zu zeigen wußte. „Frau Essipoff", sagt eia New-Borker Kritiker, „besitzt keine größere Fingerfertigkeit al- Bülow oder Rubinstein, keine größere Kraft, aber sie versteht e-, Uber alle ihre Vorträge einen poetischen, echt weiblichen Reiz zu breiten, ivelchen da- Spiel eine- ManneS vergeblich anstreben wird. Groß ist sie haupt sächlich al- Cbopin-Spielerin" Frau Essipoff gab jede Woche fünf Concerte in Steinway Hall unter enormem Andrang de- Publicum-. Eine treffliche Stütze fand die Künstlerin in ihren Concerten an dem Violinvirtuosen A l fr e d Bi Vien au- Brüssel. vr. LI Professor August Wilhelm, ist nach längerer ruhmreicher Thätigkeit al- Dirigent und Geiger in London am 13. d. M. nach seiner HeimathSstadt Wiesbaden zurückgekehrt. ^ Die jüngst erwähnte Oper „Galilei" von Dahlwitz wird jetzt auch im neuen Stadt theater zu Magdeburg und im Hoftheater zu Altenburg zur Aufführung vorbereitet. (-) Nachdem die neue große Oper „Galilei" von Dahlwitz bereit- am 25. December und 1. Januar in Coburg mit steigendem Erfolg gegeben worden, ist dieselbe am 21. Januar nun auch im Hoftheater zu Gotha mit durch schlagendst» m Erfolg in Scene gegangen. Tie Ausstattung der Oper, wozu vielfache Gelegenheit sich bietet, ist reich und geschmackvoll und die Ausführungen waren an beiden Orten wohl ge lungen, die Hauptdarsteller wurden wiederholt ausgezeichnet und gerufen /lX In Italien sind im vergangenen Jahre nicht weniger alS 42 neue Opern zum ersten Male in Scene gegangen. V Carl Goldmarck'S Oper „Die Königin von Sada" wird binnen Kurzem am Stadttheater in Hamburg in Scene gehen. -s- Frau Christiane. Nilsfon ist zur k. k. Kam mersängerin ernannt worden. Die Künstlerin erhielt außerdem von der Kaiserin ein werth- volle- Armband. /x Eine von Herrn. Hirsche! gedichtete und von Josef Stich in Musik gesetzte neue, „Der Geiger von Gmünd" betitelte Oper, welche im Jahre 1875 ihre überhaupt erste Ausführung im Düssel dorfer Stadttheater erlebte, ist kürzlich auch in Rostock mit Eiffolg in Scene gegangen. ^ Der ehedem sehr berühmte Gefanglchrer Pietro Romani, der Freund Rossini'-, dessen Opern er theilweise instrumentirte, ist kürzlich in Florenz im Alter von 80 Jahren verstarb«. ^ DaS sechste der alle drei Jahre wieder kehrenden englischen Händrl-Feste findet in diesem Jahre im Crystal-Palace zu London statt und nimmt am 22. Juni seinen Anfang. Auf dem Programm sieben u. A. „Der Dkessia-" und „ISrael in Egypten". ^ Bon früheren Leipziger Opernkrästen, welwe nach Ablauf ihre- hiesigen Contractes mit Direcu r Friedrich Haase nach Hamburg übersiedelten, sind Frl. Borrse und die Herren Gura, Ehrke (auch Herr Regisseur Seidel) von dem Direktor de- Hamburger Stadttheater-, Herrn Pollini, von Neuem auf mehrere Jahre hinaus engagirt worden, — ein Zeichen, wie sehr man in Ham burg jene trefflichen Künstler zu schätzen weiß. NeuerdingS ist bekanntlich auch noch Frau vr. Peschka-Leutner auf sechs Jahre unter glänzenden Bedingungen für die HamburgerStadt- bühne gewonnen worden. Leipziger Gartenbau-Gesellschafl. Zu dem Vortrage deS Herrn Director Mönch „Ueber den Einfluß de- Lichte- auf die Pflanzenwelt", welchen derselbe in der jüngsten öffentlichen, wiederum sehr zahlreich besuchten Sitzung der Gartenbau-Gesellschaft hielt, war da« durch Veranlassung gegeben worden, daß bei Ge legenheit seines früheren Bortrag- über Kno-pen- bildung bei Bäumen und Sträuchern der lebhafte Wunsch geäußert worden war. auch einmal da- obenbezeichnete Thema von sachverständiger Seite behandelt zu sehen Der Vortragende, welcher diesem Wunsche gern nachgekommen und zu die.em Zwecke auch die wichtigsten Stellen auS den den selben Gegenstand behandelnden Schriften von Candolle, Vr. Regel, R. Hunt :c. in seinen Bor trag mit verflochten hat, schickte vorau-, daß die Einwirkung de- Lichte- auf die Pflanzenwelt sich in vier Richtungen äußert, 1) auf die Rich tung der Blätter und jungen Triebe. 2) auf die Bildung de- Blattgrün-, S) auf die Ausnahme und Abgabe von Stoffen und die damit in innigster Beziehung stehenden Erscheinungen und 4) aus die Keimung de- Samen-. Zu 1. Schon durch die in der Pflanzenwelt geltenden Bezeichnungen Wachen und Schlaf wird angedeutet, daß es das Licht ist, welche- diese Erscheinungen be dingt. Am Auffallendsten beobachtet man Wachen und Schlaf an den gefiederten Blättern der Papi« lionaceen, welche am Tage die obere Fläche ihrer Blätter der Sonne zukehren, mit Svnnen-Unter- gang aber ihre Blättchen entweder abwärt- oder auswärts biegen Am bekanntesten ist diese Er scheinung bei einigen Akazien und Mimosen, sie kann jedoch im Höheren oder geringeren Grade bei allen Pflanzen der obenerwähnten Familie bei den Sauerklee-Arten rc. beobachtet werden. Daß diese- Wachen und Schlafen der Blätter lediglich durch den Einfluß de- Lichte- bedingt wird, beweist schon Candolle dadurch, daß er während der Nacht schlafende Pflanzen durch da- Licht vieler Lampen da», veranlaßte, ihren Blättern die Stellung de- wachend« Zustande- zu geben. Akazim, Doplcuvt» ckeLlbata rc. werde», bei Tage an ein« völlig dunklen Ort gestellt, bald ihre
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