322 Sechzehntes Kapitel. eine Ehrengabe von 20000 Mark und jedem der wackeren Sansi- baritcn eine solche von 300 Rupien zu gewähren. Nur die Ägypter waren noch nicht am Ziel ihrer Reise. Für sie hatte Emin Pascha einen ägyptischen Dampfer requiriert; Stanley brachte die Flüchtlinge auf diesem über Moiubas nach Sues. Von dort war nach Kairo eine kurze Fahrt. Am 16. Januar 1890 übergab er die ganze Schar, 260 Köpfe stark, der Obhut der ägyp tischen Regierung. Dann zog er sich selbst in die stille Villa Victoria bei Kairo zurück, um auszuruhen von den dreijährigen Mühsalen und zugleich noch einmal im Geiste den schrecklichen Urwald und das Grasland zu durchwandern, Hunger und Krankheit zu ertragen und mit den Eingebornen zu kämpfen. Nachdem er aber die Er zählung von seinen Leiden und seinen Erfolgen vollendet hatte, kehrte er nach England zurück, wo man nicht müde wurde, den großen Reisenden in festlichen Sitzungen und rauschenden Versamm lungen zu feiern. Niemand kann ja bestreiten, daß Stanleys ge waltiger Zug durch das „dunkelste Afrika" eine That ist, welche über das gewöhnliche Maß menschlichen Könnens weit hinausragt. Und Emin Pascha? Wochenlang lag er auf seinem Schmerzenslager, als wenn die Natur sich besönne, ob sie für Tod oder Leben sich entscheiden solle. Endlich ging es langsam zur Besserung; erst im März war er so weit, daß er das Hospital verlassen und ein eigenes Haus in Bagamoio beziehen konnte. Aber nun, wo mit der Lebenskraft die Lebenslust wieder erwachte, quälten ihn Sorgen um seine kleine Tochter, um seine Leute, um seine eigene Zukunft. Oft saß er, erst halbgenesen, tief niedergedrückt da, bis Wissmann kam und ihn auf richtete. Es ist unglaublich zu sagen, ihn drückte in fast krankhafter Bescheidenheit die Sorge, was aus ihm werden solle. Die ägyptische Regierung schuldete Emin für die lange Reihe der Jahre sein Gehalt. Ohne einen Pfennig in der Tasche war er in Bagamoio angekommen; nur Wissmanns achtsame Fürsorge wehrte jede Verlegenheit ab. Und doch hatte Nubar Pascha, der ägyptische Minister, und auch Sir John Kirk, der englische Generalkonsul in Sansibar, ihm geschrieben, er möchte nur für alle seine Bedürfnisse Anweisungen auf Sir John Kirk ausstellen. Denn noch bestand die Hoffnung, durch Emin dessen Provinz für England zu gewinnen. Als nun aber Emin in Makolo davon Gebrauch machte und den französischen Missionaren von Bukumbi für einen Reitesel und einen