In deutschen Landen. 299 unförmlich ausgezogenen Ohrläppchen. Selten gleitet ein Lächeln über die stets ernsten Züge. Ihre Waffen sind ein großer, ovaler Schild, schwarz-weiß-rot bemalt, und eine 2 va lange Lanze mit einer langen und breiten, scharfen Eisenklinge. An der Schulter hängt das in einer Holzscheide steckende Schwert ohne Parierstange. Am Oberarm trägt zudem der Massai noch einen kleinen Dolch. Feuerwaffen verschmähen sie. Sie leben fast ausschließlich in ihrer fernen Heimat von Rinderherden; höchstens pflanzen sie noch einige Bananen; daher brauchen sie auch keine Sklaven. Die junge Mann schaft aber zieht alljährlich aus, um in den Weideländern des innern Afrika Herden zu erbeuten, da sie deren zu ihrem Unterhalte be dürfen. So fand jetzt auch in Usongo Stanley eine Schar Massai, deren Heimat im Westen des Kilima Ndscharo war. Sie waren gekommen, um mit Mittinginja in den nächsten Tagen einen Raub zug zu unternehmen. Als sie aber die Esel der Expedition erblickten, eigneten sie sich ohne weiteres vier derselben an; allein Stanley zwang sie, den Raub wieder herauszugeben. Bei solchen Raubzügen zieht Mittinginja stets seinen Leuten voran als der erste in den Kamps; von Mirambo, dem seinerzeit gewaltig gefürchteten Kriegsmanne und unnachsichtlichen Feinde der Araber, hat er das Fechten gelernt. Er ist auch der einzige Häupt ling der ganzen Gegend, welcher von den durchziehenden Karawanen keinen Hongo erhebt. Auch von Stanley nahm er nur ein gering fügiges Freundschaftsgeschenk an, wofür er ihm noch behülflich war, in Usongo 20 Träger anzuwerben, da der Hängemattendienst für die Ägypter eine solche Verstärkung der Tragkräfte verlangte. In Jkungu, das am 17. Oktober erreicht wurde, endete die süd liche Marschrichtung, welche die Expedition seit Nera inue gehalten hatte. Sie schlug jetzt eine fast östliche (Südost zu Ost) ein; denn ihr nächstes Ziel war Mpuapuä, die erste Militärstation der Deutschen. Auch bei der veränderten Marschrichtung blieb die Beschaffen heit der Landschaft zunächst noch die gleiche. Die Hochfläche des Landes zeigte flache Thäler, welche nur in der Regenzeit von Bächen durchflossen werden. Hier und dort ragten mächtige Felsblöcke auf. Die Bebauung des Bodens war spärlich; auf den Grasflächen wei deten Viehherden. Das meiste Land nahm der „Busch" ein. Hoch stämmige Bäume waren selten, meist alte Affenbrotbäume. Denn die Eingebornen brennen die Bäume nieder, um auf dem kräftigen