294 Fünfzehntes Kapitel. Dafür wurde aber eine Anzahl von Negerkindern, welche die Wangwana hier und dort an sich gebracht, in Makolo zurückge lassen; Mackay kaufte sie ihren Herren ab. Auch ein Zwergenpaar blieb hier zurück. Wohl besserte sich, je weiter die Expedition sich südostwärts von Makolo entfernte, das Aussehen des Landes, aber um so dreister und unfreundlicher wurden die Bewohner. Die kleinen Häuptlinge hier in Ussukuma waren mit dem Zunehmen des Verkehrs von der Ostküste nach dem Njansa durch den Hongo, den sie als Wegesteuer von den durchziehenden Karawanen erpreßten, reich geworden; sie hatten ihre Krieger mit guten Hinterladern bewaffnet und glaubten sich jetzt jeder friedlich dahinziehenden Karawane überlegen. Selbst Stanleys Expedition, die doch mehr als 300 Gewehrträger in sich schloß, imponierte den streitlustigen und habgierigen Gesellen nur wenig. Heulende Pöbelhaufen drängten sich tanzend und das Kriegs geschrei ausstoßend an die ruhig Dahinmarschierenden. Ein lang beiniger Jüngling warf die Behauptung auf, daß die Sudanesen in der Expedition Menschenfresser wären; die Narben, welche diese im Gesicht hatten, galten ihm als Beweis. Sofort erhob die Menge ein wüstes Geschrei: „Menschenfresser haben in unserm Lande nichts zu schaffen!" Ja, einer der Begleiter der Ägypter wurde von den Frechen seines Gewehres beraubt und an Kopf und Arm verwundet. Stanley that nichts, die Gewaltthätigkeit zu rächen; die Ein- gebornen indes hielten Langmut für Furcht und wurden am nächsten Tage nur um so dreister. Inmitten der ganz flachen Landschaft Nera erhob sich eine Anhöhe, welche zu der Zeit, wo der Njansa noch das Land überdeckte, eine hügelige Insel dargestellt hatte. Jetzt hatte der Regen von Jahrhunderten alles Erdreich fortgespült und nur ein wüster Haufen von großen Steinen und grauen Felsblöcken war übrig geblieben. Im Schutze dieser Felsen und auf den schmalen Ebenen zwischen denselben hatte sich eine dichte Bevölkerung ange siedelt, und um die natürliche Felsenburg lagen weit in die Ebene hinaus Haufen von Weilern, jeder mit einer schützenden Euphorbien hecke umgeben. Rinder-, Schaf- und Ziegenherden weideten weithin zerstreut in der Ebene. Auf dieser beherrschenden Felsenburg lag Jkoma, das Dorf des Häuptlings der Monangua; ein bequemer Paßweg, auf beiden Seiten von mehr als 60 m hohen Felshaufen eingefaßt, führte hinauf. Schon war, friedlich dahinziehend, der Vortrab der Expedition,