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In deutschen Landen. 289 An dem schmalen Nordende des Sees, der anmutig die Land schaft belebte, schlug die Expedition ihr Lager auf. Zwei Kisten mit Munition wurden hier ins Wasser geschüttet, da für den Kranken transport mehr Trägerkräfte gewonnen werden mußten. Dann wurde dicht an dem nördlichen und östlichen Gestade des Sees weiter ge zogen. Karagwe hatte hier ein Ende; aber auch in der Landschaft Jhangiro, in welche die Expedition nunmehr eintrat, ward ihr freund liche Aufnahme, denn der junge Fürst Ndagara hatte seine Empfehlung zu den Nachbarn ihr vorangehen lassen. Nur in einem Punkte trat eine empfindliche Änderung ein. 900 Km weit, vom Albert-Njansa bis Jhangiro, war die Expedition gewissermaßen der Gast des Landes gewesen; in Überfluß waren von den Häuptlingen ihr alle Lebens mittel geliefert worden. Das hörte jetzt auf; nunmehr mußte die Expedition alles, dessen sie bedurfte, bezahlen. Bei den Lagern er schienen wohl die Eingebornen in Menge und boten Hühner, Bananen, Malwa-Bier, Fische, Honig an — aber nur gegen angemessene Be zahlung. So wurde denn als Landesmünze jedem Mitgliede der Expedition immer auf je fünf Tage eine bestimmte Menge ver schiedener Perlensorten gegeben, den nötigen Lebensbedarf dafür ein zukaufen, zugleich aber jedem strenge verboten, irgendwelche Gewalt- thätigkeiten gegen die friedlichen Landbewohner sich zu erlauben. Indes Fathel Mulla, ein Sudanese, verachtete das Verbot und ging in das Dorf Mutara, um ohne Zahlung zu fouragieren. Ein Krug mit Malwa-Bier lockte ihn: ohne weiteres nahm er ihn. Der Besitzer jedoch widcrsetzte sich dem: Fathel Mulla schalt ihn „Abid" (Sklave) und „Kelb" (Hund), schoß ihn nieder und feuerte dann noch mehrmals unter die umstehende Menge, einen Mann am Bein verwundend, einem anderen die Kinnlade verletzend. Keine Hand erhob sich gegen den Unsinnigen; wohl aber erschien alsbald eine Deputation von 50 Dorfbewohnern, um Anklage gegen den Mörder zu erheben und dessen Auslieferung zu verlangen. Eine Untersuchung bestätigte nach jeder Richtung die Anklage: war Fathel Mulla zu retten? „Der Mann gehört euch", entschied Stanley, „ihr könnt ihn mitnehmen. Aber wenn ihr ihn für Rinder, Stoffe, Draht, Perlen oder sonst etwas verkaufen wollt, dann werde ich ihn kaufen." „Nein, nein, nein, nein! Wir verkaufen unsere Leute nicht. Wir würden uns nicht für 100 Rinder von ihm trennen." „Aber was wird sein Blut euch nützen? Ihr könnt ihn nicht Volz, Emin. 19