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dünstungen des Thales fortgeführt werden, verdichtet sie vielmehr, wenn sie die höhern kalten Luftschichten erreichen, und verteilt sic wieder in reichlichen Regenschauern. Von Nord bis West verhindert die nördliche Gebirgskette den freien Durchzug der Winde und trägt dazu bei, die für das Wachstum der Vegetation erforderliche gleich mäßige Hitze im Thale zu erhalten. Zu einem natürlichen Treib haus wird somit das unter seinen warmen Ausdünstungen vergrabene Semliki-Thal, sodaß die Vegetation, die jedes günstige Element für Wachstum und Ernährung findet, in wunderbarer Üppigkeit gedeiht. Wo der Humus tief liegt, findet man hohen stattlichen Wald mit undurchdringlichem Unterholz von jungen Bäumen, die durch un zählige Schlinggewächse und kräftige Schmarotzerpflanzen miteinander verbunden und oft vollständig von ihnen bedeckt sind; wo die Humus schicht, wie am Fuß der Gebirgskette, dünner ist, gedeiht üppiges, dichtes, undurchdringliches Rispengras von 3 bis 4V2 in Höhe. Jeder Baumstamm ist mit weichem, grünem Moos bekleidet, von dem der Tau herabtropft, und jeder Baumfarn und horizontale Ast hat seine Orchideen oder Pflanzen mit breiten, elefantenohrförmigen Blättern. Jeder Felsen ist mit Baumslechten bedeckt, und selbst die kleinste Vertiefung in demselben ist mit einer Menge tropischer Pflanzen gefüllt, die jeden Fleck des Bodens einnehmen und überall wachsen; kurz mit Ausnahme der senkrecht aufsteigenden Seiten erst kürzlich abwärtsgewanderter Felsstücke gedeiht das Pslanzentum in jeder Art von Farbe und Form. Zumal erstaunt man über den Ungeheuern Umfang der wilden Bananenbäume, von denen einige etwa 60 em über dem Erdboden einen Durchmesser von mehr als 45 ona haben; die Wedel sammeln sich am Kopse des Stammes wie zu einem künstlichen Bouquet, breiten sich dann aber 3 m lang und 60 ein breit aus, bilden anmutige Bogen und gewähren sehr- erfrischenden Schatten; die Blätter liegen kreisförmig um die Blüten, die wie große Rosetten mit herabhängenden Quasten aussehen. Die Baumfarne, welche die Höhe von 9 in über dem Erdboden erreichen, treten in einer Reihe von schmalen Hainen längs der feuchten Ver tiefungen und an den Ufern der kleinen Flüsse auf, während in der Nachbarschaft eine Unmasse von kleinen Farnen der mannigfaltigsten Art wächst. Hier sind die Bäume wirkliche Riesen, auf ihren Ästen wachsen zahllose Orchideen, die horizontalliegenden Zweige sind mit großen Baumflechten bedeckt und jeder Baum nnt von Tau perlendem, weichem, grünem Moose bekleidet.