Am Ruwenzori. 253 kennen sind; auch Mackinnon und Gordon Bennett schienen nichts anderes als solche weiter abgerückte Nebenkrater zu sein. Schließ lich indes erlosch der ganze Feuerherd. Was das Feuer aufgebaut, begann nunmehr die Atmosphäre wieder langsam abzutragen. Tiefe Runsen wurden in die Berg wände eingerissen, Kraterränder stürzten in sich zusammen, und mit dem tiefgefurchten Antlitze eines Greises schaut jetzt der „Wolken könig" aus seiner Höhe herab, nur noch die Ruinen eines Berges, dem Kimawensi in der Kilima Ndscharo-Gruppe auf das nächste vergleichbar. Stanley schätzte die Erhebung seiner höchsten Spitzen auf 5200 bis 5650 m; aber mehr und mehr wird sie im Laufe der Zeiten abnehmcn, denn unablässig schreitet die Zerbröckelung vorwärts. Jahraus jahrein deckt eine Schneehaube das Haupt des Ruwen zori und seine Schultern. Der Scheitel der Gipfelreihe ist in schmale, sattelförmige Grate zerklüftet, sodaß auf ihnen nur wenig Schnee zu hasten vermag; aber etwa 100 in tiefer wird die Fläche ebener; hier vermag der Schnee schon zu ausgedehnteren Feldern sich anzu sammeln, und noch tiefer hinab liegt er da und dort in breiten Flächen, zwischen denen kahle, braune Felswände ausragen. Wind, Frost und Feuchtigkeit arbeiten zusammen an der Zer bröckelung; fort und fort stürzen große Massen verwitterten Gesteins herab; die Schneefelder schieben sich langsam abwärts, bis sie schmelzen und die Felsbrocken durch die Schluchten hinabdonnern. Manchmal kommen auch ganze Erdrutsche vor, durch welche große Strecken Wald und Busch hinabgeschleudert werden, die sogar zeitweis die Flüsse in ihrem Laufe hemmen. Zahllose Bäche und Flüsse rinnen aus dem Gebirge nach Nord westen und Westen zum Semliki. Üppigste Vegetation umgiebt hier den Fuß der Berge; ja wie ein Treibhaus erscheint dieser mittlere Teil des Semliki-Thales. Die Eingebornen haben daher hier in einer Menge kleiner Stämme sich angesiedclt, den Wald stellenweis ausgerodet und in den Lichtungen ihre Pflanzungen von Bananen und Paradiesfcigen angelegt. Fast alle Kilometer weit trifft man schwer mit Früchten beladene Bananenhaine und die Feigen erreichen bei 20—30 ein Länge die Dicke eines Unterarms. Denn bei seiner Höhe und Ausdehnung läßt der Ruwenzori hier aus keiner Richtung einen Wind in das Thal eindringen, um die Hitze zu kühlen und die Luft aufzuklären. Der große Berg fängt jede Brise von Ost bis herum nach Süd auf und verhindert, daß die ewigen Aus-