252 Dreizehntes Kapitel. setzen. Da schlichen sich etwa 50 Warasura hinter dem Rücken von Nelson und Parke, die den Übergang leiteten, bis an den Fluß heran und gaben plötzlich eine Salve auf die Boote auf dem Wasser ab. Die Bleikugeln und eisernen Schrotkörner flogen den Leuten in den Kanoes um die Köpfe, glücklicherweise ohne jemand zu verletzen. Augenblicklich stürmte Nelson herbei und verfolgte die überkühnen Schützen bis tief in den bergenden Wald hinein. Am Abend waren denn glücklich 669 Personen über den Sem- liki gesetzt, und am Nachmittage des nächsten Tages befand sich die gesamte Expedition — 1168 Männer, Weiber und Kinder mit 610 Traglasten — auf dem südlichen Ufer des Stromes. Auch die aus 235 Stück bestehende Herde der Expedition war nebst allen Schafen und Ziegen mit Verlust eines einzigen Kalbes, welches ertrunken war, glücklich hinübergeschafft. Nur der nördliche Teil des Semliki-Thales macht den Eindruck einer mageren Ebene; völlig indes ändert sich dieser Eindruck, sobald man nur etwas weiter aufwärts gelangt. Denn nunmehr über nimmt es der Ruwenzori, den Charakter des Thales zu bestimmen. Auf etwa 145 lern nimmt der gewaltige Berg den östlichen Thalrand ein; wie eine Bastion tritt er vor, sodaß das Hochland von Unjoro dem von Westen Nahenden nur wie das Glacis der Gebirgsmasse erscheint. Steil, fast unzugänglich stellt die Westseite sich dar; die Südseite sieht aus wie eine Reihe von Querriegeln und Rücken, die hinter einander nach dem Albert Eduard-Njansa abfallen, während die östliche Seite einen zerklüfteten und zerrissenen Anblick bietet. Gewaltige Einzclberge, wie die etwa 4600 in hohe Mackinnon-Spitze und der gleich hohe Gordon Bennett-Bcrg sind ihr vorgelagert. Der Ruwenzori ist ein alter Vulkan; furchtbare Ausbrüche haben allmählich die ganze ungeheure Bergmasse aufgeschüttet; und gewiß ist im Zusammenhänge damit auch der gewaltige Einbruch der langen Seenfurche, zumal des Semliki-Thales entstanden: der Einsturz des Albert Eduard-Sees ist die Ausgleichung der Ruwenzori- Erhebung. Mit der Zeit indes mußte die vulkanische Kraft des Hauptkraters ermatten; der Auswurfsschlot verstopfte sich, und die vulkanischen Kräfte suchten sich neue Auswege. Sie durchbrachen die Wandung der Westseite, die infolge ihrer steilen Aufschüttung dünner als die übrigen war, und schufen sich hier Nebenkrater in großer Zahl, deren flachkegelige Aufschüttungen noch deutlich zu er-