Volltext Seite (XML)
Am Ruwenzori. 247 „Sind Sie jetzt überzeugt, daß diese Leute unverbesserliche Verräter sind?" „Nun, ich würde das von Ibrahim Effendi Elham nicht er wartet haben. Ich bin stets freundlich gegen ihn gewesen. Was Selim Beh anbelangt, so weiß ich nicht, was er wollen kann." Wirklich hatte Selim Beh all die Zeit über geschwankt, was er thun solle. Schukri Aga, der Kommandant von Msua, war schon vor Wochen im Lager eingetroffen: mit 20 Soldaten war er von Msua abmarschiert, aber einer nach dem andern war ihm unterwegs desertiert; nur den Trompeter und den Fahnenträger brachte er nach Undussuma mit. Jetzt endlich sandte auch Selim Beh Boten an Stanley mit der Bitte, auf ihn zu warten. Jetzt hatte er sich entschieden; freilich war es in Wadelai ihm übel genug ergangen. Anstatt sofort nach seiner Rückkehr von Kavalli, wie er es Stanley versprochen, seine Leute nach Njamsassi zu befördern, hatte er die beiden ihm zur Verfügung stehenden Dampfer dazu verwendet, die Garnisonen von Dusile und den nördlicheren Sta tionen mit ihren Familien in Wadelai zu sammeln. Dadurch hatte er, ohne es zu bemerken, die Macht Fadl el Mulla Beys, seines heimlichen Gegners, verstärkt, sodaß dieser sich erdreistete, nachts die Magazine in Wadelai zu überfallen und mit den sämtlichen Muni tionsvorräten nach dem Lande der Makrakä abzuziehen. Nicht mehr als 30 bis 40 Patronen auf den Kopf waren infolgedessen den Sol daten Selims geblieben, sodaß er völlig unfähig war einem Angriffe, sei es der Derwische, sei es Kabba-Regas von Unjoro zu wider stehen. Sein Schicksal bitter verfluchend, hatte er daher um seiner eigenen Sicherheit willen sich nach Msua begeben, von wo er die Boten an Stanley entsandte. Unwillig fragte dieser die Boten nach dem Grunde der ewigen Zögerung. „Selim Bey", meinten sie, „hat zu viele Ratgeber, und die ägyptischen Beamten verwirren uns mit all ihren Lügen." Zu warten zwar lehnte Stanley ab, aber er versprach nur langsam vorwärts zu ziehen: doch hat Selim Bey nie wieder etwas von sich hören lassen. Mit ganz kleinen Tagcmärschen wurde daher am 8. Mai der Weitermarsch angetreten; denn auch Stanley, der, außer stände zu gehen, an der Spitze der Kolonne in einer Hängematte getragen wurde, war größeren Anstrengungen noch nicht gewachsen.