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230 Zwölftes Kapitel. Wer hatte Recht? Da erschien der Pascha selber bei Stanley. Er erzählte, die Frau sei mit Einwilligung ihres Gatten die Pflegerin seiner kleinen Tochter geworden und habe dafür einen reichlichen Lohn an Stoffen erhalten; aber kaum seien diese Sachen in ihren Händen gewesen, als auch schon der Mann gekommen sei, ihr alles weggerissen und sie schändlich geschlagen habe. Auf ihr Bitten habe er, der Pascha, ihr Schutz verliehen, selbst gegen ihren Gatten. Von diesem habe er keinerlei Einwand gehört bis zu diesem Abend, wo Mohammed auf ihn gescholten und gedroht habe, ihn zn erschießen; und dessen sei der tolle Bursche in einem Anfall von Wahnsinn Wohl fähig. „Wollen Sie diese Angelegenheit meinen Händen überlassen, Pascha?" „Gewiß." „Gut. Ich bitte Sie, sich in Ihr Quartier zurückzubegeben; es sollen an jedem Eingang zu demselben Wachen aufgestellt werden, und ich verbürge mich für die Sicherheit aller un Hause. Ich werde Mohammed rufen lassen und seine Geschichte geduldig an hören, und Ihnen dann Bescheid geben, welches Arrangement wir getroffen haben." Als der Pascha fort war, ließ Stanley Mohammed kommen. Er erzählte, er habe, nachdem er seinem Weib Erlaubnis ge geben habe, Ferida zu dienen, nicht die Absicht gehabt, das kleine Mädchen der Dienste seiner Frau zu berauben; er wünsche nur, daß diese ihn gelegentlich besuche und sich um ihn kümmere. „Wenn Ihr Euch auf einige einfache Bedingungen einlassen wollt", erwiderte Stanley, „so will ich mein möglichstes versuchen, um Euer Weib wieder zur Vernunft zu bringen; es ist aber not wendig, daß Ihr morgen früh im Hause des Paschas mit mir zu sammenkommt und ihn wegen Euerer schrecklichen Heftigkeit von heute Abend um Verzeihung bittet. Nein, unterbrecht mich nicht", fuhr er fort, „Ihr seid von Euern Freunden zu diesem rohen Be nehmen nur aufgestachelt worden, um eine Scene zu machen. Geht jetzt ruhig nach Hause und hütet Euch heute Abend vor weitern Worten. Morgen früh werden wir uns Wiedersehen." Am nächsten Morgen begab sich Stanley nach dem Hause des Paschas; auch Mohammed erschien und entschuldigte sich, wie ihm aufgegeben war, in untcrthänigster Weise, obwohl sein ärgerliches Gesicht die Beteuerungen der Reue Lügen strafte.