210 Elftes Kapitel. den Feigenbäumen erhob Fadl el Mulla und Hamad Aga zu Behs, ersetzte die Emin ergebenen Offiziere und Beamten durch rebellisch Gesinnte und gestaltete die Verwaltung allgemach ganz um. Darüber erhob sich unter den Soldaten, obgleich diese thun konnten, was sie wollten, und alles Exerzieren aufgehört hatte, Mißstimmung, die immer weiter gegen die neue Regierung um sich griff. Fadl el Mulla Beh ließ daher die Murrenden eines Tages zum Appell antreten und fragte sie nach dem Grunde ihrer Unzufriedenheit. Da traten fünf Unteroffiziere vor die Front: „Wir mögen das neue Regiment nicht und wünschen die Wiedereinsetzung des Mudir!" Sofort ließ Fadl el Mulla sie ergreifen und ins Gefängnis schleppen. Dann schnaubte er die Soldaten an: „Ihr seid Narren! Als ich hierher kam, erklärtet ihr, ihr wolltet im Lande bleiben; und jetzt sagt ihr mir, ihr wolltet den Pascha, der euch nach Sansibar zu führen vor hat, wieder zum Mudir haben. Was meint ihr damit?" „Wir wollen hier bleiben!" erklärten die Soldaten. „Wenn aber unsere Kameraden nicht sreigegeben werden, so werden wir das Gefängnis niederreißen und sie mit Gewalt befreien." Hier hatte Fadl el Mulla seinen Meister gefunden: sofort ließ er die dreisten fünf Unteroffiziere frei und spendete einige Ochsen und Schafe den Soldaten, damit sie nur wieder guter Laune würden. Alle Disziplin hatte aufgehört, Zwiespalt und Eifersucht legten jeg liche Thätigkeit lahm. Mitten hinein in die darob entstehenden Wirrnisse erklang plötzlich die Schreckenskunde: die Derwische sind wieder da! Auf 3 Dampfern und 9 schweren Segelbarken kam unter der Führung von Omar Salih ein Heer der Mahdisten den Nil herauf; zahlreiche Neger vom Stamme der Bari hatten sich ihnen angeschlossen. Durch drei Derwische mit einer Parlamentärflagge sandte Omar Salih ein Schreiben an Emin Pascha, aber die Rebellenführer ließen die Boten des Mahdi alsbald in Ketten legen. Die Soldaten der Station, durch die Nachricht vom Nahen der Danagla, wie sie die Mahdisten nannten, auf das äußerste erregt, erschienen in Masse vor den Re bellenführern und verlangten von Fadl el Mulla, daß er den Mudir bitten solle, in ihrer Not ihnen zu helfen. Auf Fadls Bitte erklärte sich Emin bereit, die sämtlichen Offiziere der Station bei sich zu empfangen. Es war die Furcht, welche sie ihm zuführte: die meisten sahen sehr beschämt aus und grüßten beim Eintreten den Pascha mit großem Respekt. Gewiß lag hierin eine Genugthuung für Emin;