Volltext Seite (XML)
148 Achtes Kapitel. Träger, welche die Expedition begleiteten. Obgleich Stanley jeden Morgen in seinem Lager vor dem Ausmarsche ausrufen ließ, auf wie viel Tage der Proviant eines jeden noch reichen müßte, so wußten die Madi doch nicht hauszuhalten. Hatten sie viel, so ver zehrten sie viel; ja, um ihre Traglast zu erleichtern, streuten sie ihr Maismehl absichtlich auf den Weg. So wurden denn nicht wenige von ihnen bald durch den Hunger erschöpft und hielten nur mühsam und schwankend mit der Karawane Schritt. Dazu kam, daß sie, viel weniger abgehärtet als die Sansibariten, die kalten Regenschauer, welche im Urwalde nicht selten niedergingen, nicht ertragen konnten. Wohl ließ Stanley bei den ersten Zeichen eines Regens Halt machen und eine mächtige Zeltleinwand von 45 m ins Geviert ausbreiten, damit jeder, der es wollte, darunter gegen den Regen Schutz finden könnte; aber der beim Weitermarsche von den Blättern herabklatschende Schauer machte sie wie Espenlaub vor Frost zittern. Bei vielen nahm ihre ebenholzartige schwarze Haut farbe eine aschgraue Färbung an, Krankheiten stellten sich ein und alle Knochen markierten sich wie bei einem wandelnden Gerippe. So kam es denn, daß säst täglich 2 oder 3 von den Madi starben: eben noch gingen sie schwankend in der Reihe mit; plötzlich stürzten sie zu Boden wie ins Herz geschossen und waren tot. Von einem Ankämpfen gegen die Schwäche, von einem Anspannen des Willens war bei keinem die Rede. Ihr Häuptling hatte das Mißgeschick, sich einen scharfen Holzsplitter in den Fuß zu treten; widerstands los gab er sich verloren. Am Morgen, als die Trompete zum Weitermarsche erklang, berief er seine Landsleute zu sich, verteilte seine blanken eisernen Arm- und Beinspangen, seine Halsbänder und Ohrringe unter sie und streckte sich dann ohne die geringste Gemütsbewegung aus, um zu sterben. Und ruhig zogen die andern weiter und überließen ihn dem Schicksal, dem er sich, zum Wider stande zu energielos, ergeben hatte. Freilich streiften die Leiden des Marsches im Urwalde fort während an die äußerste Grenze des Erträglichen. Bei jedem Schritte wurde man von den Dornen-des Rotangs, von zähen Epheuranken oder einer riesigen Distel festgehalten, die alles zer kratzten und zerrissen, woran sie sich festhakten. Während man unter dem Blätterdache marschierte, ließen sich auf die Dahin schreitenden glatte, schwarze Ameisen hinabfallen, von deren Bissen die Haut rasch anschwoll und blasig wurde. Die Luft war heiß und