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Der Lohn der vielseitigen, rastlosen, sich nimmer schonenden Anstrengungen Emins war denn, daß er nach wenigen Jahren schon berichten konnte, seine Provinz sei ruhig und zufrieden, auch die Sklavenhändler sämtlich vertrieben. Auch von den ägyptischen Sol daten hatte er sich so ziemlich befreit, indem er sie durch Einge- borne ersetzte, welche er in den Waffen geübt hatte. Die Stationen waren sämtlich inzwischen neu gebaut; die wichtigsten derselben waren durch dauerhafte Straßen miteinander verbunden worden; eine regelmäßige, wöchentlich gehende Post war durch das ganze Gebiet eingerichtet, und für den Gütertransport waren jetzt Ochsen eingestellt. In weiten Pflanzungen bei den Stationen wurde Baum wolle, Indigo, Kaffee, Reis gebaut, was nicht nur gewinnreich war, sondern auch die Stationen mehr und mehr von der Lebensmittel lieferung der Eingebornen unabhängig machte. Um weitere Gebiete vergrößerte Emin überdies seine Provinz. 1880 schon besuchte er die Makrakä-Neger, seine südwestlichen Nach barn, deren Land schon zum Stromgebiete des Kongo gehört, und bestimmte sie, sich unter ägyptische Herrschaft zu stellen. Durch Anlage von Stationen befestigte er dann diese friedliche Eroberung; und, die Stationen weiter vorschiebend, gelangte er nunmehr zu den südwestlichen Nachbarn der Makrakä, den Monbuttu, welche bis an den Nepoko, den Nebenfluß des Aruwimi, reichen. Auch diese nahmen willig die ägyptische Herrschaft an, sodaß Emin, ohne einen Schuß zu thun, seine Provinz Hat-el-Estiwa dadurch um die Hälfte vergrößert hatte. Und dazu hatte er schon im Jahre 1882 nicht nur alle übernommenen Schulden seiner Provinz getilgt, sondern aus seiner Verwaltung einen Jahresüberschuß von 160 000 Mark erzielt, der in den folgenden Jahren sogar noch weiter anwuchs. Bewunderungswürdig ohne Zweifel sind diese Erfolge: ein Beweis in der That, wie sehr St. Paulus recht hat, wenn er unter allen Motiven, welche das menschliche Thun in Bewegung setzen, die Liebe als das wirkungsvollste voranstellt. Emin liebte das Land, das er zu seiner Heimat gewählt, er liebte das Volk, das seiner Fürsorge anvertraut war. Sein Ziel war, ihre Eigenart achtend, ein Reich zu gründen, wo Handel und Gewerbe gediehen, Recht und Gerechtigkeit herrschten, seine Hoffnung, seine Provinz allgemach zu einem Mittelpunkte civilisatorischer Einflüsse auf die Völker ringsum werden zu sehen. Dies war die Idee, in deren