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Erscheint täglich früh 6V, Uhr. Ntöokti«» «l» «rprdttt», Johamri-gafi« 33. <«avt». «edatteur Fr. tziitlmr. Sprechstunde d. Stedactio» »«rmiua,» »va tl—» Uhr n«ch»>»»,» »»a «—d Uhr. Luoabme der für die nächst- oe-ende Stummer bestimmim Inserate an Wochentagen vis »Uhr Nachmittags, an Lo»n- «tz Festtagen früh bis '/,V Uhr. FiUatr stk Z»srrateua»aahmi: Vtt» Klemm, UniversttätSstr. 22, Lösche. Hamstr. 21, pari« Taacklatl Anzeiger. Awtsblatt dcS Königs. Bezirksgerichts und des Ruths der Stadt Leipzig. Aufikge 11,SSF. ^h„»rme»t»»rrt» vierteljLhrlich t Thlr. lk Nqr^ mcl. Bringerlrhu l Thlr. 20 Ngr. Jede einzelne Stummer 2'/, Ngr. velegeremplar l Ngr. Gebühren für Lpttabeilag« ohne PostbefSrderung 11 Thlr. mit Postbei'Lrderung 14 Thlr. Zasrratr egrspalteneBourgoiSzeile l'/.N^r« Größere Schriften laut unserem PreiSverzrichniß. »eclamru «u«er d. ArSarÜoursk tz di« Spaltzeile 2 Ngr, Bekanntmachung. Zur Aujrcchtcrhaltung der Ordnung m d zur Verhütung von UnglückSsällcn aus öffentlichen Wegen verordnen nur hierdurch: L) S» la««e dt« Straße» und Plätze mit Lch»«e bedeckt fiad, «,«H jedes «tt Pferde» bespannte Fuhrwerk nrit Schelle» oder «lockeagelänte »ersehen sei«. L) Da» »klatsche« »tt Echlitte»pettschen i« der t««er» Stadt nud i» de« Straße» d,r Dorstädte ist verböte«. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften werden mit Geldstrafe bis zu 20 Thlr. oder mit Hast b>» zu 14 Tagen geahndet werden. Leipzig, am 10 Februar 1874. DaS Polizei-Arnt der Stadt Leipzig. vr. Rüder. Trrncklcr. Sccr. Toleranz, nicht Spott. Da» Reich»strafgesetzbuch bestimmt in H. 18k: Wer öffentlich eine der christliche» Kirche« oder «t«e ««dere «»tt Lor poratton-rechte» innerhalb de» -keichsg-bteteS besteheade dielt' Gto«S»esellschast »der ihre Akturiet»- t««ge« oder sFebrävche beschimpft. Wird mit Gefä«g»iß H»S z« drei Iah. re» h, straft. Indem wir nnferer Ansicht, welche wir in Nach stehendem entwickeln, derjenigen Ltandprmct vorautstellen, von welchem au» der Strafrichter zu verfahren die Verpflichtung hat. machen wir von unferm nichtsirafrichtertichen Standpunkt au» darauf aufmerksam, daß, wer die Freiheit Anderer nicht ehrt, der eigenen Freiheit nicht werth sich zeigt. Gegen jeden gerecht und billig Denkenden kann man den Anspruch erheben, daß er in Wort und Schrift da- religiöse Gefühl Derjenigen schone, die entweder unter Leitung eiue» andern Glauben-bekenntntsfr» ihren Bi! duug»gang genommen haben und einem anderen Glaubensbekenntnisse angehören oder doch ander« Ansichten über religiöse Gegenstände haben al» er, and daß alle» Da» Unterlasten «erde, wa» diese» Gefühl zu verletzen geeignet sein könnte. E» wird Niemandem bekommen, da» Recht der freien Meinungsäußerung und einer anständigen Kritik auch nach dieser Richtung hin bestreiten zu wollen, andererseits muß aber in einem Staate, in welchem da» Princrp der Gewissen?, »vd Glaubensfreiheit zur Arerkennung gelangt ist, Jeder zu fordern berechtigt fein, daß ih a nicht nur sein Glaube gelasten, sondern auch sein religiöse» Gefühl geschont und nicht Spott und Verhöhnung über »hn wegen feiner religiösen An schauungen und Meinungen anSgrfchüttet werde. Er hat in dieser Beziehung sogar ein Reckt, den Schutz de» Staate» zu fordern, und die Organe de- letzteren werden in seinem wohlverstandenen Intereste handeln, die Meinung nicht aufkommen zu lasten, daß der Staat an der Erhaltung diese» religiösen Gefühl» tm Volke keinen Antheil nehme. Gewisse der jüngsten Vergangenheit angehörende Vorkommnisse finden ihre Erklärung wohl in der Annahme, daß noch nicht tn allen Kreisen die Nothwendigkett, der Angriffe aus Ander», gläubige sich zu enthalten, Anerkennung gefun den hat Wir haben, und gewiß im Sinne aller Derer, denen e» eben so fern liegt, da» Recht der freien Forschung und der darauf gegründeten Kritik tn religiösen Angelegenheiten beschränken zu »ollen, al« sie e« für eine Ehrenpflicht halten, »«» religiöse Gefühl Anderer zu achten und zu schonen, hiermit gegen wettere Ausschreitungen »arneu wollen, indem un» die Aufgabe, straf baren Handlungen vorzubeugrn, höher liegt, al» Schuldig« zur Bestrafung zu bringen. Die Vorlesungen über den Materialismus. Die Ankündigung in dem Tageblatte (Freitag, ». Februar) von den bevorstehenden Vorlesungen de» Herrn Büchner über den Materialismus hat mich besonder» wegen der darin erlhaltencn dreisten Behauptung, daß diesclben die Lösung de» Räthsel» der Menschenseele durch den Mate riali»mu» darstellen würden, bestimmt, mich gleichfalls an da» Publicum mit einigen Worten der Erwiderung und sachlichen Aufklärung zu wenden. E» liegt mrr durchaus fern, irgendwie wiffenschaftlichen Erörterungen dieser Frage in einem bestimmten Sinne entgegentreten zu wollen, aber es schewt mtr da» gemeinsame Interest« aller Männer ernster wissenschaftlicher Forschurg zu sein, Einsprache zu erheben, wenn an die Stelle gewissenhafter Prüfung leichtfertige Be- hanptnugeu gefetzt werden sollen, und e» scheint mir nicht minder eine Pflicht der Achtung vor de« Publicum zu fein, nach Möglichkeit zu ver hüten, daß ihm nicht, anstatt der erwarteten wirklichen Ergebnisse der Wissenschaft nach ihrem aegeuwärtigen Zustande, grundlose, längst wider, legte nud nur mit großer Frivolität und Keck heit ausgestellte matertatistftche GlaubenSjorrmln geboten werden. Der gegenwärtige Stand der w stenschaftlichen Untersuchung der Krage de» Material'Smu» be rechtigt aber j drn Kenner zu der offenen Er- klärung, daß. wer heute noch Sätze ausst llt, wie sie in Herrn Büchner» Schrift enthalten' sind un» in drn Voilesungen entwickelt wer-en i sollen, zu jerer Elaste von Personen gehört, welche § unwissend oder unfähig, den Fortgang der Kisten-! schüft zu verfolgen, vor da» P»blicum hin-- treten und vorgeben zu wissen, war sie nicht misten, < und ein Recept anpreisen, da» die Wissenschaft längst als eine widersinnige Zusammensetzung' diSparater Elemente gekennzeichnet hat. Zur Rechtfertigung dieser Erklärung will ich,' ohne in die Frage selbst hier näher emzugehm,: nur daraus Hinweisen, daß seit zwanzig Jahren (Herrn Büchner» S-rist erschien zuerst 1855*))' die Stellung der Naturforschurg zu dieser Fragn k sich wesentlich geändert hat, und daß. während früher auch einige namhafte Naturforscher sich i der materialistischen Lösung runeiglen, heute bei s den hervorragendsten Verlr tcrn dieser Wissen-i schaft die Ueberzeugung vorherrschend geworden - ist, daß «in Nachweis der Entstehung der Seele! au» der Materie, der Gehirn-Thättgkeit nicht' geführt wec>» kör ne. - Dieser Ueberzeugung gab, auf der Natursorscherv-rsammlung tn Leipzig 1872 einer der angesehersten Physiologen ener gischen Ausdruck in den Worten: „Ich werdo« jetzt, wie ich glaube, in sehr zwingerder Weise) varthun, daß n-cht allein bei dem gegenwärtigen Stande unserer Kenutmß da» Bewußtsein, au» seinen materiellen Bedingungen nicht erklär.f bar ist, wa» wohl Jeder zugiebt, sondern daß ' eS auch der Natur der Dinge nach au» diesen Bedingungen nie erklärbar sein wird." Ueber die Grenzen de» Naturerkennrn» 2. Aust S. 17. Wa» sagen nun die Herren Büchner und Ge nossen dazu'? Warum ist keiner von ihnen ins der Versammlung erschienen, um den Materia- f liSmu» zu vertheidigen? warum erkühnt man! sich vor da» Leipziger Publicum zu treten, um! Sätze vorzutragen, die von wirklichen Naturfor-; schein al» Unsinn erkannt sind? klebrigen» muß' ich bemerken, daß schon vor langer Zeit Birchow tn seiner Cellularpathologie die gleiche Ansicht wie DubstS-Rehmond ausgesprochen, daß er s es rncht blo» nach dem heurigen Stande der Wissenschaft (wa» auch Bogt zugegeben hatte), fordern überhaupt im naturw sten'chaftlichen Sinne i für unmöglich erachte, je die unbcstre'.tbare That-' fache de» Bewußtseins zu erklären Ab:r noch " mehr, Professor Lu dwig hat auch nachgewiesen,' daß nicht einmal die einfache Empfindung au» ' der bloßen Neroenreizung erklärt werden könne, „zu dieser roch ein Ettvr» hivzukommen müff-, welche« durch andere Vorgänge in Nerven wie i Elektricität nicht erklärt werde." (Ueber Nerven erregung und Empfindung S. 21) Ich muß mich an dieser Stelle auf diese we-' nigen, aber gewiß achtungSwerthrsten Zeugnisse beschränken, um die Behauptung zu rechttcrttoen,) daß den ang:kündigten Vorträgen alle w st^n-r schastliche Grundlage abgehl Fee'ftcd sind t ouch > oft da» Widersinnigste seine Gäubgrn Wern vordem ein Spaßvogel, um zu zeigen, wi: sich da- Publicum zum Besten halten laste, die An kündigung machte, daß er au einem Orte zu be stimmter Zeit in eine geeöhnl che B'c, flasche kriechen werde, und sich wirklich eie e Anzahl Men- schcn einf-md, um DaS m,t anzusrhcn, so m:ß^ ich eü eahingestcllt sein losten, ob sich nicht auch zu diesen Borträgen ein Publicum findet. da» den Wortgaukeleien Gehör und vielleicht auch Beifall ^ schenkt, wodurch d'e Seele e-camotirt, als eine! bloße Sccretion de» Gehirn», der Gedanke also,! welcher die Gesetze de» Weltall» eriorscht und' ersaßt, als da» Product der Eombination einiger l chemischer Atome de» Gehirn» dargestellt werden soll. Ob diese Behauptung nicht mindesten» ebenso widersinnig ist wie die Ankündigung jene-Spaß vogels, mag Jeder sich selbst beantworten. In eine nähere Discusfion der Frage will ich jetzt nicht eingehen, auch nicht auf den materia-! i *) Ich würde sehr dankbar sein, wenn irgend eine ' Buchhandlung oder sonst eia Besitzer mir diese erste Ansiag« auf eine Sttmd« leihen könnte k listischen Grundirrthum, der in der Verwechselung von Ursache »nv Bedingung liegt, indem die Wirksamkeit de» Geiste» wohl durch den leib lichen OrganlSmu» bedingt, aber nicht verursacht ist, werve aber, wenn, wie sehr wahrscheinlich, eine Gegenerklärung erfolgen sollte, die Frage nach einigen wichtigen Sttten beleuchten Da gegen scheint mir der Zeiipunct gekommen zu sein, auch öffentlich den Zusammenhang de» Materialismus mit dem Sociali»muS tn der am weitest verbreiteten Form (denn e» giebt auch Formen aus panthcistischer und idealistischer Grundlage) darzulegen, auf den ich feit mehr al» dreißig Jahren in meiner „Philosophie de» Rc4t» und de» Staate»" (s. 8. Aust I S. 194 fl.) sowie in meiner kleinen Schrift „Abwege in der neuen deutschen GeisteSentwickclung 1873^ h'.n- gewkesen hrbe. Nach dem NuSgange der letzten ReichStagSwahlen stand mein Entschluß fest, zu zeigen, daß die Socialisten die wirkliche Conse guenz für sich haben, wenn sie materialistisch ^ au» der Glerchhnt aller Menschen in, durch und - vor der Materie, auch da» Recht der Gleichheit! in den materiellen Gütern und Genüssen für t Alle ableiten. j Für heute will ich zum Schluffe nur unum wunden meine Ueberzeugung aussprechen, daß. wer dem WaterialiSmu» in irgend einer Weise Vorschub leistet, einen Theil der Schuld auf sich nehmen muß, welche au» der Verbreitung von Lehren entspringt, durch welche in der geistig, sittlichen und gesellschaftlichen Ordnung das U terste zu oberst gekehrt, ein Hirngespinnst für eine Seele au-gegeben, die crasteste Stockgläubig' keit in einem grundlosen Stoffaberglauben ge fördert überhaupt die ganze geistig sittliche Per sönlichkeit vernichtet, ihre Freiheit und Verant wortlichkeit geläugnet und an die Stelle einer weisen göttlichen Macht und Vorsehung der denk bar größte Tölpel, der Zufall, al» Beherrscher aller Verhältnisse gesetzt wird, womit dann da» gauzc materialistische System feinen würdigen Ab schluß erhält. Leipzig, den 8. Februar. Prof. H Ahrens. Gemeinnützige Gesellschaft. * L-ipzig, 10. Februar. Die gestrige Ver sammlung wurde vom Vorsitzenden, Reichsober- haudelSgericktSrath vr. Goldschmidt, mit einigen geschäftlichen Mittheilungen eröffnet. Die Com- Mission, die sich nach einem früheren Beschlüsse der Gesellschaft mit der Frage der Hausbetteiei zu beschäftigen hat (Vorsitzender: vr. Dreydorff), wird ihre Arbeiten al-bald beginnen Vom früheren Präsidenten de» deutschen Reichstage», vr. Simson. vom Präsidium de» Londoner Meeting und vom ArbeiterbildungSveretn zu Zittau sind Schreiben an die Gesellschaft eingc- gangen, die der Präsident verliest (der Wortlaut derselben ist in diesem Blatte bereit» mttgetheilt). ES hielt hierauf Pros. vr. Friedberg einen Vortrag über die obligatorische Civil- Ehe, d:r sich, wie alle früheren Vorträge diese» Redners, durch Schärfe der Darstellung und durch eine Anzahl treffender und pikanter Details arr? zeichnete. ES wurde zuerst die geschichtliche Entwickelung dek InstituS der Civilehe vorgeführt. I« Mittel- alter war von einer Civilehe im heutigen Sinne tes Worte» keine Rede. Der Staat hatte feine Ausgabe noch nicht erfaßt; alle ethischen Auf gaben waren von dcr Kirche monopolisirt, alfo auch die Ehe. Dennoch wurden selbst im Mittel- alter nicht all: Ehen kirchlich eingegangeu. Zahl reiche Concilsbcschlüffe dringen auf kirchliche Ein- segnung der Ehen; diese wurde demnach häufig Unterlasten; denn wozu hätte eS sonst der Mah nung b-vursl? In den Gcdschten deS Mittelalters staden wir denn auch ebenso oft solche Later- copulationen erwähnt, wie dre Concilien sic fort und fort verpönen. Redner verliest einige Dich- '.erstellen, tn welchen die Abwesenheit von Geist lichen und Chorknaben ausdrücklich und oft mit ergötzlicher Naivität betont wird. Dennoch sind solche Ehen nicht alS Clvilehen ,u bezeichnen, da der Staat mit keinem seiner Organe bei ihrer Schließung bcthetligt war. Die Reformation verwarf den SacrawentS- begriff der Ehe, schritt aber nicht bi» zur Civil- ehe fort, da gerade sie dem Cölibat gegenüber die Heiligkeit t-er Ehe betonen mußte. Darauf aber wiesen die Reformatoren hin, daß eine Stelle der Schrift für die Nothweadigkeit der kirchlichen Trauung nicht aufzuweiscn sei. Die einzige Stelle in der Schöpfungsgeschichte, wo von der Verblödung von Mann und Weib durch Gott selbst die Rede ist, beweist Nicht», da eben dort auch erzählt ist, w.e Gott die Thiere paarweise z sammkntbut — «an müßte denn ar-nehmen oaß d,e Schrift auch für die Thiere eine kirchliche Eheschließung verlange. Da» erste Land, welche» die Ehe für ein bür gerliche» Institut erklärte, war Holland, wo im 16. Jahrhundert die Civilehe cingeführt wurde England olgte im 17. Jahrhundert nach. C» ist eine wenig bekannte That Oliver Cromwcll'S, daß er 1653 die Civ lehe einsührte, die freilich die darauf folgende Restauranon wieder besei tigte. Eine seltsame Abart der Civilehe entwickelte sich jedoch später wieder in dem großen Londoner Schuldnerstadtviertel Fleet, wo sich die dort untergebrachten verschütteten Geistlichen ein Ge schäft und Vergnügen daran» machten, gemischte oder sonstige Ehen, die vor dem anglikanische» Geistlichen nicht geschloffen werden konnten, ein- zusegnen. Dieser wildwachsenden Civilehe wurde zwar durch die Bestimmung ein Ende gemacht, daß alle Ehen, selbst die der Katholiken — und mit alleiniger Ausnahme der Juden und Quäker — vor dem anglikanischen Gastlichen z» schließen seien. Hierin tag aber eine unerträaliche Ge- wisscvSbedrückung, welche 1836 die Einführung der sacultatiocn Civilehe zur Folge halte. Ja Schottland hatte sich die Civilehe ohne Unter brechung erhalten, unv die bekannte Eheschmiede de» Schmied« von Gretnagreen (an dcr englisch- schottischen Grenze) wurde bi» in die neue Zeit Herrin häufig von England auS besucht. DaS t8. Jahrhundert brachte d»e Civilehe nach Frankreich. Hier hatten die Protestanten, in ähn licher Weise wie in England die Katholiken, lange unter der GewistenSbedrückung gelitten, daß sie ihre Ehen vor dem katholischen Geistlichen ein gehen mußten. Für sie fpeciell wurde 1787 die Civilehe eingcsührt, die 1792 m die allgemeine «nd obligatorische umgewandelt wurde Bon dort au» drang da» Institut nach Deutschland und setzte sich in den Ländern de» französische« Recht« fest. Selbst in den Verfassungen, welche da» den Ultramontanen so günstige Princrp der „Freiheit der Kirche" proclamirten — wie in der belgischen von 183d, in der deutschen Reich»Verfassung von 1848 — wurde die obligatorische Civilehe einae- sührt! Wie daher die Ultramontanen in der ve- vorstehenden Anführung diese- Institut» in Preußen eine Gefahr für die Kirche wittern können, ist unklar. In Frankreich besteht e» längst, und wer wird im Hinblick auf die dortigen Zustände behaupten können, daß die Kirche dort an Macht verloren habe? Auch alle übrigen Einwendung n, die man gegen die C'vilehe ge macht — daß sie das Familienleben lockere, die Zrhl dcr Ehescheidungen vermehre u s. w. — haben sich als nichtig herau-gestellt. Der Staar kann die Basis seiner selbst, die Familie, nicht der Botmäßigkeit einer Corporation überlasten, dm in vielen Beziehungen außerhalb seiner Grenzen siebt. Damit sich dcr Staat con der Kirche emancipire, dazu ist vor Allem rölhig, daß der Staatsbürger von der Kirche emancipirt werde. Der Staat muß dafür sorgen, daß seine Bürger in die Welt, tu bürgerliche Ordnung emtreten, getraut und begraben «erden können, kurz daß ihr Leben verlauf n kann, ohne daß sie sich den ZwangSregeln einer kirchlichen Genossen schaft unterwerfen müssen. Der Redner schloß unter dem lebhaften Beifall der Versammelten Da» Resultat dcr inzwischen vorgenommenen Vorstondkwahlcn war beim Schluffe der Sitzung noch nicht bekannt. Lerschuoenes — AuS sicherer Quelle erfährt die „Köln. Ztg", daß der G»ß der Kaiferg locke voll- pänbig gelungen ist, ,ndrm sich d.ic obere und der untere Theil derselben zu einem einheitlichen Ganzen verbunden haben. Der Ton der Glocke aber ist nach dem Befund der PrllfungScommlssion (As statt 6. Darch AbsLleifung der Glocke im Innern, und zwar im oberen Theile derselben versichert der Gießer den richtigen Ton Herstellen zu können — Aus der nrucnTamntzicnstcaße in BreSla« war im Laufe de» Monat» December v I. e? Hau», welchc» 5Stockwirke hoch ist und 6Fenster Vorderfront hat, in seinem AtUtzern vollendet und unter Dach gebracht worden, und heule ist daS HauS bereit» ein Trümmerhanse Die Katastrophe erfolgte am vorigen Sonnabend Mor- ecn» 2 Uhr, WS exrS HauS in seinem Innern zu sammenbrach. Mangelhafte Verankerung und die V.rwendavg weniger guten Baumaterial» scheinen die Ursachen diese» Einstürze» zu sein. Wäre der Zusammensturz am Tage erfolgt, wo eine An zahl Prosessionisten im Innern beschäftigt gewesen wäre, so hätte ein schreckliche» Unglück enrstehen können. Die halbe Hinterfront und dre Hälfte de» mnern AuSbaue» liegen in Trümmern. — Unttr dem Dienstmädchenpcrsonale in Kvsen scheint der Selbstmord zur Manie werden za wollen. In den letzten 8 Tagen allein ertränkten sich zwei solcher Lebensmüden; tu dem Zeiträume von etwa 9 Monaten kamen in dem kle««en, für die Levenvo rlängeiung geschaffenen Heiiortc 6 Fälle von Selbstentlerdung vor, von