88 Aufenthalt in Mexico. Cuernaraca und das nebelumhüllte Gochilaque im April zur Hauptstadt Mexico's. In dieser damals sehr reichen und durch die Bildung der höheren Eiuwohnerklasseu ausgezeichneten Stadt verweilten sie mehrere Monate. Die vielen Alterthümer, die Sammlungen der Bergschnle, die berühmten Bergwerke selbst, die ebenso kostspieligen als bewundernswerthen Arbeiten zur Ableitung der Ge wässer des Thales von Mexico boten den Forschern An ziehungspunkte in Fülle. Humboldt fand aber hier noch eine ganz besonders ävichtige Beschäftigung. Mit Hülfe der physikalischen Instrumente, die ihm der Director der Bergschnle, ein Schüler Werner's, geliehen, bestimmte er die geographische Lage der Hauptstadt und anderer Punkte des Landes, über die auf den damaligen Karten noch die größte Unsicherheit herrschte. Die Angaben über die Lage von Mexico schwankten, abgesehen von der falschen Breite, um nicht weniger als 5 Längengrade, also um mehr als 70 Meilen. Dann aber sammelte er, der Naturforscher der über dem Einzelnen nie das Ganze aus dem Auge verlor und über der reichsten und großartigsten Natur nie den Menschen vergaß, das Ma terial zu einer Geschichte und — was damals selbst in Europa ein unerhörtes Unternehmen war — zu einer Statistik des Landes und seiner Bevölkerung. Nicht genug kann man die Thatkraft und die Beharrlichkeit dieses Mannes bewundern, den vierjährige unsägliche Mühen und Anstrengungen so wenig ermüdet hatten, daß er nicht aufhörte, für alle Gebiete des Wissens Schätze zusammenzutragen. Nicht zufrieden, die Umgebungen der Hauptstadt kennen gelernt zu haben, durchwanderte er auch den Norden des Landes, besuchte vor Allem das durch seine Silbergruben berühmte Guanaxuato, verweilte