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Besteigung des Chimborazo. 85 hier, wo man ebenso sehr daran gewöhnt ist, unter den Füßen donnern zu hören, wie wir an den Donner in der Luft. Hier umgaben ihn die höchsten Vulkane der Erde, der Cotopaxi, dessen Gebrüll man oft 300 engl. Meilen weit im Thale des Magdalenenflusses vernimmt, der Antisana, der Pichincha, der Tunguragua. Mehrere derselben wurden bis zu früher nicht erreichten Höhen bestiegen, und am 23. Juni machten sich unsere Reisen den sogar an das Wagniß, den Chimborazo, der damals noch nicht bloß als der höchste Berg der Anden, sondern der Erde überhaupt galt, zu ersteigen. Es gelang ihnen, eine Höhe von 18096 Fuß zu erreichen, und nur eine tiefe Schlucht hinderte sie an der Erklimmung der äußer sten, noch um 2009 Fuß höheren Spitze. Sie standen hier auf dem höchsten, je zuvor von Menschen erstiegenen Punkte fester Erde, in so dünner Luft, daß das Blut ihnen aus Augen und Lippen drang und das Athmen erschwert war. Von Quito aus schloß sich den Reisenden ein junger liebenswürdiger und wißbegieriger Peruaner, Carlos Montufar, einem der edelsten Geschlechter des Landes entsprossen, an, und er blieb ihr treuer Begleiter auf allen ihren ferneren Wegen. Nachdem sie den schnee bedeckten Andenpaß von Assuay, der in seinem höchsten Theile fast die Höhe des Montblancgipfels erreicht, über schritten, stiegen sie nun über Cuen^a und durch die Chinawälder von Loxa bei Jaen de Bracomoros in das Thal des oberen Amazonenflusses hinab. Nach einem längeren Aufenthalt in diesem Thale, welchen Humboldt benutzte, um die ältere Karte des Amazonenflusses zu berichtigen, wurde abermals die Hauptkette der Anden überschritten, um auf der fruchtbaren Hochebene von