An der Gabelung des Orinoco. 75 wie man Wild jagt. Dabei waren sie sämmttich Menschen fresser, nnd selbst in den Missionen ließen sie sich nur durch ein Gefühl des Anstandes abhalten, Menschenfleisch zu essen. Alle Beschwerden und Leiden dieser Fahrt waren vergessen, als die Reisenden die berühmte Gabelung des Orinoco erreichten und sich nun von dem stolzen Be wußtsein gehoben fühlten, den Hauptzweck der Reise er füllt und die Wissenschaft um Beobachtungen und Er fahrungen bereichert zu haben, die für den weitschauenden, überall vergleichenden Geist Humboldts zu Grundlagen ganzer neuen Wissensgebiete werden mußten. Freilich hätte Humboldt hier gern auch noch die Lösung einer zweiten wichtigen Aufgabe unternommen, die Entdeckung der Quellen des Orinoco. Aber diesem Wagniß stellten sich unübersteigliche Hindernisse entgegen. Allerdings hätte man den Fluß noch auf der Pirogue 6V- Tage reisen weit aufwärts verfolgen können. Dann aber nimmt er den Charakter eines Alpenstromes an, und ein Wasser fall, über den nur eine von Indianern argwöhnisch be wachte Lianenbrücke führt, verbietet jedes weitere Vor dringen. Gegen diese in Folge früherer Grausamkeit von Haß und Mißtrauen gegen die Weißen erfüllten Indianer, die übrigens seltsamer Weise von fast weißer Hautfarbe sind, hatte selbst die bewaffnete Macht zurück weichen müssen. Wie hätten also einfache Privatleute hoffen dürfen, sich den Durchgang zu erzwingen? Aber auch der geschwächte Gesundheitszustand der Reisenden in Folge der Insektenplage, der schlechten Nahrung und der langen Fahrt in engen nassen Canoes gebot die Fahrt stromabwärts zu den Stätten der Civilisation. In Esmeralda, der abgelegensten und trotz ihrer