74 Wildniß am Cassiquiare. indem sie den Rio Negro anfwärts gingen und in den Cassiquiare einliefen, der sie am 21. Mai drei Meilen unterhalb der Station Esmeralda wieder in den Orinoco geleitete. Diese Fahrt auf dem Cassiquiare war der beschwerlichste Theil der ganzen amerikanischen Reise. Das Land war ungesund und fast unbewohnt, von Mos- quitos und großen Ameisen überfüllt und bot an Lebens mitteln kaum etwas mehr als diese letzteren, die auch von den Indianern mit großem Appetit verspeist wurden. Die Ueppigkeit der Vegetation war eine derartige, daß man sich, wie Humboldt sagt, nur schwer einen Begriff davon machen kann, selbst wenn man an den Anblick von Tropenwaldungen gewöhnt ist. Ein Zaun von dichtbelaubten Bäumen bildete das User des Flusses, der einem Kanäle zwischen zwei riesigen, mit Lianen und Blätterwerk bedeckten Mauern glich. Oft mußte man am Abend eine ganze Stunde am Ufer hinfahren, um nur eine Stelle zu finden, an der die Indianer mit Hülfe der Axt Raum zu einem Bivouak für 12 bis 13 Per sonen schaffen konnten. Ueber Nacht in der Pirogue zu bleiben, war der Mosquitos wegen unmöglich, die sich dann unter dem Blätterdach sammelten. Dabei hatte man Mühe, obgleich mitten im Walde, sich Brennholz zu verschaffen, da in diesen Regionen, wo es beständig regnet, die Zweige der Bäume so von Saft strotzen, daß sie fast gar nicht brennen. Und doch war den Reisenden das Feuer so unentbehrlich, weniger zum Kochbedarf, da sie kaum noch Nahrungsmittel besaßen, als zum Schutz gegen die Thiere des Waldes. Auch die wenig?« Men schen, die man traf, waren elend und nicht gerade von liebenswürdiger Art. Benachbarte Stämme haßten ein ander wie Wesen verschiedener Art und jagten einander.