Heimathklänge. 55 pich, und wollte man alle die Orchideen, die Pfeffer- und Pothosarten, die auf einem einzigen Heuschreckenbaum oder einer indischen Feige wachsen, sorgsam verpflanzen, so würde ein ganzes Stück Land damit bedeckt. Durch diese wunderliche Aufeinanderhäusung erweitern die Wäl der, wie die Fels- und Gebirgswände das Bereich der organischen Natur. Dieselben Lianen, die am Boden kriechen, klettern zu den Baumwipfeln empor und schwin gen sich, mehr als hundert Fuß hoch, vom einen zum andern." Aber auch inmitten dieser überwältigenden Wunder einer neuen Welt, trotz all der fremdartigen Gestalten der Gewächse, all der unbekannten Töne läßt doch die Natur unseren Reisenden überall eine Stimme hören, die in vertrauten Lauten zu ihm spricht. Der Rasen am Boden, das alte Moos und das Farrnkrant auf den Baumwurzeln, der Bach, der über die geneigten Kalksteinschichten niederstürzt, das harmonische Farben spiel von Wasser, Grün und Himmel, Alles ruft ihm wohlbekannte Empfindungen zurück. Und wenn dann vollends inmitten dieser fremdartigen Natur aus einer Schlucht herauf das Schellengeläute einer Kuh oder das Brüllen des Stiers zu seinen Ohren drang, dann war es, als hörte er aus weiter, weiter Ferne Stimmen, die über das Weltmeer herüber riefen und ihn mit Zauber kraft aus einer Hemisphäre in die andere versetzten. Doch nicht lauge dürfen wir bei diesen herrlichen Schilderungen und tiefen Gedanken weilen, und unmög lich ist es, die reichen Forschungen und Beobachtungen zu verfolgen, zu denen Humboldt auf dieser Wanderung durch die Tropen angeregt wurde. Vor uns liegt noch ein weiter Weg.