Humboldt in Cumaua. 51 Denn „wenn Naturforscher," sagt Humboldt, „welche die Schweizer Alpen oder die Küsten von Lappland besuchen, unsere Kenntniß von den Gletschern und dem Nordlicht erweitern, so läßt sich von dem, der das spanische Ame rika bereist hat, erwarten, daß er sein Hauptaugenmerk auf Vulkane und Erdbeben gerichtet haben werde. Jeder Strich des Erdballes liefert eben der Forschung eigen- thümliche Stoffe, und wenn wir nicht hoffen dürfen, die Ursachen der Naturerscheinungen zu ergründen, so müssen wir wenigstens versuchen, die Gesetze derselben kennen zu lernen und durch Vergleichung zahlreicher Thatsachen das Gemeinsame und immer Wiederkehrende vom Veränder lichen und Zufälligen zu unterscheiden." Hier in Cu- mana befanden sie sich in einer Stadt, deren Bewohner noch alljährlich durch Gottesdienst und feierliche Pro- cessionen das Gedächtniß jenes 21. October 1766 be gehen, an welchem ein Erdbeben die Stadt gänzlich zer störte und dann 18 Monate lang so unablässig den Boden erschütterte, daß die Einwohner es nicht wagten, ihre Häuser wieder aufzubanen. Noch konnten unsere Reisenden auf ihren Ausflügen überall in der Umgegend die Spuren des letzten furchtbaren Erdbebens beobachten, das erst 3 Jahre vorher am 14. December >797 vier Fünftheile der Stadt vernichtet hatte. Der erste größere Ausflug galt der Halbinsel Araya und den dortigen Salzwerken und Perlfischereien. Was sie von den Bewohnern hier sahen, war wenig tröstlich und regte Humboldt zu mancher ernsten Betrachtung über den Abstand zwischen der eintönigen Geschichte neuerer Niederlassungen und dem lebensvollen Bilde an, das Gesetzgebung, Sitten und politische Stürme der Colonien des Alterthnms darbieten. Der zweite Ausflug war in