Gefahren für die Europäer in den Tropen. 49 lassen und auf einem anderen Postschiffe den Weg nach ihrem eigentlichen Bestimmungsorte Cuba oder Mexico fortzusetzen. Obgleich Humboldt nicht ernstlich eine An steckung fürchtete, hielt er es doch durch die Vorsicht ge reichen, gleichfalls in Cuinana ans Land zu gehen und diese Gelegenheit zur Erforschung des noch so wenig von Naturforschern betretenen Innern von Venezuela zu be nutzen. Dieser Entschluß war vielleicht für Humboldt ein Glück. Bekanntlich schwebt der Europäer in den ersten Monaten, nachdem er unter den glühenden Himmel der Tropen versetzt worden, in großer Gefahr. Er darf sich erst als acclimatisirt betrachten, wenn er die Regen zeit auf den Antillen, in Veracruz oder Cartagena über standen hat, obgleich es auch nicht an Beispielen fehlt, daß Leute, die bei der ersten Epidemie des gelben Fie bers durchgekommen, in einem folgenden Jahre Opfer der Seuche werden. „Die Fähigkeit, sich zu acclimatisiren," sagt Humboldt, „scheint im umgekehrten Verhältniß mit dem Unterschied zwischen der mittleren Temperatur der heißen Zone und der des Geburtslandes des Reisenden oder Colonisten zu stehen, der das Klima wechselt, weil die Lufttemperatur den mächtigsten Einfluß auf die Reiz barkeit der Organe äußert." Humboldt und sein Freund waren in Folge ihres Entschlusses so glücklich, die Zeit, in welcher der Europäer und zumal der Deutsche die größte Gefahr läuft, in dem überaus heißen, aber sehr trockenen und darum für gesund geltenden Klima von Cnmana zu verleben. Hätten sie nach ihrem ursprüng lichen Plan ihren Weg nach Veracruz fortgesetzt, so wären sie dort gerade in einer Zeit angekommen, wo das „schwarze Erbrechen" an der ganzen Ostküste von Mexico furchbare Verheerungen anrichtete. W.-D. — Me, Ales, v. Humboldt. — S Aufl. 4